„Tatort“-Nachlese Einer fieser als der andere

Köln · Im Tatort „Vier Jahre“ mit Ballauf und Schenk ging es gerade gegen Ende Schlag auf Schlag. Wir dröseln das komplexe Geschehen um den Mord unter Schauspielern auf.

 Sie glauben nicht an die Schuld des Geständigen: Die Hauptkommissare Freddy Schenk (Dietmar Bär, links) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt).

Sie glauben nicht an die Schuld des Geständigen: Die Hauptkommissare Freddy Schenk (Dietmar Bär, links) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt).

Foto: dpa/Thomas Banneyer

Worum ging es? Es waren einmal drei Freunde – früher, auf der Schauspielschule. Bis zur Silvesterparty 2017/18. Danach wird der Berufsprovokateur Thore Bärwald tot im Pool gefunden. Als Täter wird damals der Gastgeber Moritz Seitz festgenommen und in einem Indizienprozess verurteilt. Bärwald hatte sich selbst auf Seitz‘ Party eingeladen und dort auch noch die minderjährige Tochter des Hausherrn verführt. Vier Jahre später allerdings behauptet der Dritte im Bunde, Ole Stark, er sei der Mörder gewesen. Ballauf und Schenk sind nicht überzeugt...

Worum ging es wirklich? Um Status und Statusunterschiede. Der TV-Star Seitz fühlt sich vom Tabubrecher Bärwald gedemütigt – und provoziert zum Ausgleich die „kleinen“ Streifenpolizisten, die auf seiner Party für Ruhe sorgen sollen. Besonders Emre Topal (David Vormweg) ist Kummer in Form rassistischer Schmähungen gewohnt, doch diesmal trifft es Frank Heise (Florian Anderer). Der rächt sich später umso genüsslicher an Seitz, indem er sich an dessen - um ihren Status bangende - Frau Carolin (Nina Kronjäger) heranmacht, während ihr Gatte im Gefängnis sitzt. Um wieder frei zu kommen, erkauft sich Moritz Seitz schließlich ein falsches Geständnis von Ole Stark (Martin Feifel). Das klappt nur deshalb, weil Stark den Status eines Politikers nutzt, dessen Briefverkehr mit dem Inhaftierten (im Film) nicht von der Justiz gelesen werden darf. Und auch diese Erpressung bezieht sich auf den Status des Politikers; Stark hatte dem Mann durch jahrelanges Abschreibenlassen seinen Schulabschluss erst ermöglicht.

Wer kommt als Mörder im Laufe des Films infrage? Neben den offensichtlichen Verdächtigen Seitz und Stark womöglich auch Seitz‘ Frau Carolin (aus Rache an Bärwald und um ihren Mann in Richtung Knast loszuwerden) sowie ihre Tochter Lene Seitz (falls der Sex mit dem kurz danach Ermordeten doch nicht einvernehmlich war oder sie sich im Nachhinein doch dafür schämt). Und schließlich der nette Streifenpolizist Frank Heise.

Was ist passiert? Nachdem Dr. Keller ein zweites Mal die Polizei gerufen hat, beobachtet er Bärwald, wie dieser seinen Garten... nun ja, düngt. Und das nicht flüssig. Als sich der stockbesoffen im Pool treibende Bärwald nicht zur Rede stellen lässt und seinen Mist schon gar nicht entfernt, wirft Keller außer sich vor Wut den Filmscheinwerfer in den Pool, was Bärwald einen heftigen Stromschlag verpasst. Der kurz darauf eintreffende Polizist Heise belebt Bärwald wieder – hat dann aber eine Idee, wie er Seitz aus dem Weg räumen und sich bei dessen Frau, die er schon seit Jahren vergöttert, als Retter aufspielen kann: Er erschlägt Bärwald mit Seitz‘ Whiskyflasche. Dann trichtert er Keller eine nur halbe Falschaussage ein: Seitzˋ Streit mit Bärwald sei das Letzte gewesen, was er gesehen habe. Damit entlastet Keller sich selbst, der glaubt, er sei ein Mörder – zulasten von Seitz, wovon vor allem Frank Heise profitiert.

Vier Jahre später macht Ole Stark dem inhaftierten Seitz ein Angebot: gegen 250.000 Euro in bar macht er ein falsches Geständnis. Er will dreifach profitieren - finanziell, mit einem erzwungenen Alkoholentzug sowie mit der Entfremdung seiner Frau von ihm, die er über alles liebt und der er nach eigener Überzeugung nicht gut tut. Die Anbahnung des Handels bleibt unbemerkt, weil Stark über die offizielle Adresse eines Politikers kommuniziert, der ihm noch aus der Schulzeit einen Gefallen schuldet.

Stark gesteht all das schließlich gegenüber Ballauf und Schenk, diese lassen Seitz wieder zur Fahndung ausschreiben, weil sie noch immer von dessen Schuld überzeugt sind. Heise wiederum brüstet sich vor dem zum Haus zurückgekehrten Seitz mit seiner ach so genialen Tat. Seitz ist zwar ein Kotzbrocken, der seine Tochter „Nutte“ nennt, aber die vier Jahre Knast hat er ebensowenig verdient wie die Behandlung durch seine angeblichen Freunde im Filmgeschäft, von der drohenden erneuten Inhaftierung ganz zu schweigen. Weil er fürchtet, dass ihm keiner glauben wird, erschießt er im Finale Heise.

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