Talk mit Kevin Kühnert Wie Markus Lanz über Christine Lambrecht diskutiert

Hamburg · Mit einem Silvestervideo hat Verteidigungsministerin Lambrecht für Aufsehen gesorgt. Talkshow-Moderator Markus Lanz nimmt das zum Anlass für eine Personaldebatte - unter anderem mit SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert.

Die Talkshow-Gäste bei „Markus Lanz“ am 12. Januar 2023.

Die Talkshow-Gäste bei „Markus Lanz“ am 12. Januar 2023.

Foto: ZDF

Bei „Markus Lanz“ ist gerade Silvesterwoche. Sowohl am Dienstag als auch am Mittwoch standen schon die Ereignisse der Silvesternacht im Programm der ZDF-Talkshow. Am Donnerstagabend spielen sie zunächst eine Nebenrolle – als Hintergrundkulisse für ein Video von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht. Die darauffolgende Diskussion hinterlässt den Eindruck: Manchmal sagen Fragen mehr als Antworten.

Die Gäste:

  • Kevin Kühnert, SPD-Generalsekretär
  • Kerstin Münstermann, Leiterin des Parlamentsbüros unserer Zeitung
  • Hasnain Kazim, Politikwissenschaftler
  • Claudia Major, Militärexpertin

Die Diskussion:

Nach Wirtschaftsredakteurin Antje Höning am Vortag sitzt bei „Markus Lanz“ am Donnerstagabend Kerstin Münstermann im Studio, die Leiterin unseres Parlamentsbüros in Berlin. Die Politik darf sie dann auch herbeiholen in die Einstiegsdiskussion, die sich um Verteidigungsministerin Christine Lambrecht dreht – genauer gesagt um deren Verbleib im Amt. Einen Grund für eine Entlassung würden nach Münstermanns Ansicht eher Mängel in politischen Fragen oder bei der Führungs des Teams abgeben.

Dafür genüge Lambrechts vielbeachtetes Silvestervideo hingegen nicht, auf das Moderator Markus Lanz das Gespräch trimmt. Dieses Video empfindet Münstermann lediglich als „unglücklich“. Statt der lauten Geräuschkulisse des Videos kritisiert die Journalistin, dass Lambrecht die Soldatinnen und Soldaten kaum erwähnt. Diese Kritik teilen auch die Militärexpertin Claudia Major und der Politikwissenschaftler Hasnain Kazim.

Major fügt hinzu: „Ich finde solche Personaldebatten immer undankbar. Ich finde es sinnvoller zu gucken, was müsste gemacht werden, um eine handlungsfähige deutsche Verteidigungspolitik zu haben.“ Die Forschungsgruppenleiterin bei der Stiftung Wissenschaft und Politik vertritt den Standpunkt, dass die Versäumnisse, die zu den aktuellen Problemen der Bundeswehr geführt haben, nicht einzelnen Politikern zugeschustert werden sollten. Die Wurzel läge vielmehr in einem Sicherheitsgefühl, das bis zu Russlands Einmarsch in die Ukraine angehalten habe. „Das Gefühl einer militärischen Bedrohung war bis zum 24.2. nicht da.“

Das hätte zum Thema „Ukraine“ führen können, das eigentlich auch für den Abend angekündigt war. Lanz hält aber an der Personalie Lambrecht fest wie ein Kind an einer Kuscheldecke. Nun bedrängt der Talkshow-Moderator den SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert mit der Frage, ob Lambrecht die beste Wahl für die Leitung des Verteidigungsministeriums gewesen sei. Jener stellt die Absurdität der Frage in den Mittelpunkt: „Glauben Sie, Olaf Scholz hätte irgendjemanden in sein Kabinett berufen, von dem oder der er glaubt, die würde das alles zugrunderichten?“

Lanz reitet darauf herum, dass das Kabinett „paritätisch besetzt“ sein muss. Bereits zuvor hatte Kühnert ihm dargelegt, dass im Falle eines offenen Postens für die Leitung des Verteidigungsministeriums unter Dutzenden Millionen Frauen in Deutschland genug qualifizierte Kandidatinnen zu finden seien.

Lanz wirkt empört, offenbar will er sich gewiss nicht als frauenfeindlich verstanden wissen. Vermutlich völlig unabsichtlich entblößt er sich aber sogleich mit dem Einwand, der SPD-Ko-Vorsitzende Lars Klingbeil sei als „Sohn eines Berufssoldaten“ besser qualifiziert als Lambrecht. Oder, wie Lanz es ausdrückt: „Mehr Expertise können Sie nicht haben.“ – „Ich glaube schon“, entgegnet Kühnert, „dass manche in der Bundeswehr sagen würden, man kann noch mehr sein als der Sohn eines Berufssoldaten.“

(peng)
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