Lieber selber schreiben Wickert beendet Büchersendung in der ARD

Berlin (RPO). Es dauerte gerade einmal sieben Ausgaben, da verlor Ex-"Tagesthemen"-Moderator Ulrich Wickert die Lust an seiner Büchersendung in der ARD. Er habe herausgefunden, dass die Vorbereitung eines solchen Formats zu viel Zeit koste, sagte der 64-Jährige in einem Zeitungsinterview. Diese Zeit fehle ihm, um selber zu schreiben. Er habe noch eine ganze Reihe von Projekten, an denen ihm liege.

 Ex-Nachrichtensprecher Ulrich Wickert findet die ARD Nachrichten nicht gut.

Ex-Nachrichtensprecher Ulrich Wickert findet die ARD Nachrichten nicht gut.

Foto: ddp, ddp

Die letzte Ausgabe der im August 2006 gestarteten Sendung "Wickerts Bücher" wird am 20. Mai gezeigt. Mit "Druckfrisch" mit Moderator Denis Scheck wird das Erste künftig nur noch ein Büchermagazin am späten Sonntagabend im Programm haben.

Ein ARD-Sprecher betonte, das Ende sei Wickerts eigener Wunsch gewesen, der NDR sei am Freitag über den Entschluss informiert worden. Es habe nicht an den Quoten gelegen. Wickert sagte, die Quoten seien für eine Sendung dieser Art normal gewesen. ARD-Programmdirektor Günter Struve und NDR-Intendant Jobst Plog hätten gewollt, dass er weitermache. "Aber das hat mich doch nicht umstimmen können", sagte er. Im Hörfunk wird er aber weiter mit der Sendung zu hören sein. Bei NDR Kultur läuft sie jeden ersten Sonntag im Montag mit einem Gast.

Zuvor hatte es bei den Kulturchefs der Sender eine Diskussion gegeben, ob weiterhin mit "Druckfrisch" und "Wickerts Bücher" zwei Büchersendungen im Programm bleiben. Über die Formate sollte auf der Mitte Mai in Leipzig anstehenden Konferenz der Kulturchefredakteure gesprochen werden, wie es im März bei der ARD hieß.

Nach ARD-Angaben hatte "Druckfrisch" bei den Sendungen im Februar und März im Schnitt 420 000 Zuschauer (3,9 Prozent Marktanteil). Wickerts Format erreichte bei den drei Ausgaben von Januar bis März im Schnitt 520 000 Zuschauer (4,2 Prozent Marktanteil). Der ARD-Sprecher sagte, es bleibe nun bei acht Ausgaben von "Druckfrisch" pro Jahr und bei einer Büchersendung. Eine Nachfolgesendung für "Wickerts Bücher" ist nicht geplant.

Wickert sagte, im Fernsehen über Bücher zu reden funktioniere beispielsweise bei Elke Heidenreich ("Lesen!", ZDF) sehr gut. Aber das habe eben zur Konsequenz, dass man seine Hauptarbeitszeit darauf verwenden müsse, Bücher und Themen auszusuchen. Er habe den Aufwand unterschätzt, vor allem bei einer Gesprächssendung mit mindestens drei Gästen.

Die Sendung des langjährigen "Tagesthemen"-Moderators war im August mit einem Interview mit Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass gestartet. Sie läuft wie auch "Druckfrisch" am Sonntagabend nach Krimi, der Talkshow "Sabine Christiansen", "Tagesthemen" und dem Kulturmagazin "ttt Titel, Thesen, Temperamente". In dem Format spricht Wickert, der am 31. August zum letzten Mal die "Tagesthemen" moderiert hatte, mit Autoren über ihre aktuellen Werke. Er veröffentlichte selbst mehrere Sachbücher und bislang zwei Kriminalromane über einen Pariser Untersuchungsrichter.

Der 64-Jährige will sich im Sommer an einen weiteren Krimi machen. Der neue Fall werde Richter Jacques Ricou auch nach Deutschland führen, sagte Wickert. Ein weiteres TV-Engagement ist aber nicht ausgeschlossen. Es gebe Gespräche zwischen der ARD und ihm, aber er müsse Stück für Stück sehen, was er zeitlich schaffe. "Ich kann schlecht sagen, dass ich mit 'Wickerts Bücher' aufhöre und zugleich schon neue Dinge verkünden. Ich schreibe jetzt erst mal meinen Krimi", sagte Wickert.

(afp)
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