Fans warten auf Entscheidung Weshalb wir „Breaking Bad“ vermissen werden

Am Sonntag wird in den USA die letzte Folge von "Breaking Bad" ausgestrahlt: Millionen von Fans warten sehnsüchtig auf das Finale. Eine Huldigung an ein revolutionäres Projekt, das die TV-Serienwelt neu definiert hat.

Eine der besten Serien aller Zeiten
11 Bilder

Eine der besten Serien aller Zeiten

11 Bilder

Um zu begreifen, was für einen Hype "Breaking Bad" in den vergangenen Jahren ausgelöst hat, muss man sich derzeit nur ein wenig in den sozialen Netzwerk herumtreiben. Eine naive Suche nach der Serie bei "Twitter" beschert dem Suchenden zahlreiche Treffer - auf verschiedensten Sprachen - mit diversen, sinnigen oder sinnlosen, Informationen. "Heisenberg" und Co. sind omnipräsent.

Du kennst Walter White und seinen labilen Partner Jesse nicht? Wie hast du das geschafft?

Symptomatisch ist nun, was "Netflix" geplant hat: Der amerikanische Online-TV-Anbieter, der wenige Tage nach der Ausstrahlung der jeweils aktuellen Episoden auf dem Sender AMC die Folge seinerseits zeigt, hat eine App entwickelt, die für Aufsehen sorgt. Das Programm blockiert Twitter-Spoiler der letzten Folge der fünften und finalen Staffel. So können Kunden des Online-Portals die Episode ein wenig zeitversetzt genießen, ohne die Gefahr vorab bei Twitter informiert zu werden.

Zu viel des Guten? Nein, die Serie verdient diesen Hype, Gründe dafür gibt es genügend. Eine Auswahl.

Der Anti-Held

Gewagt. Das ist vermutlich die Beschreibung, die am ehesten auf die Entwicklung des von Macher Vince Gilligan erschaffenen Protagonisten zutrifft. Der unscheinbare Chemie-Lehrer, der an Krebs erkrankt, mutiert zu einem egomanisch-brutalen Drogenboss. Empathie entsteht, der Zuschauer zittert und schwitzt mit Walther White. "Ich hatte eine Jekyll-und-Hyde-Story im Sinn, aber ich gestehe: Ich hatte zu Beginn große Sorge, dass mir diese Figur zu finster gerät, dass die Zuschauer ihre Sympathie für den Mann verlieren und abschalten", gibt Gilligan in einem Interview in der "FAZ" zu. Allein durch das Wagnis des sich mehr und mehr entwickelnden Anti-Helden sticht die Serie aus der Masse heraus. Aber warum funktioniert es?

Bryan Cranston

Eine scheinbar perfekte Besetzung ist Gilligan mit Bryan Cranston als Walter gelungen. "Während der dritten Staffel wachte ich eines Morgens ohne Sorge auf, weil mir klar wurde, was Bryan vollbrachte - egal, wie weit wir Walt ins Dunkel schubsten, Bryan spielt ihn als Menschen, mit dem man trotzdem sympathisieren möchte", so der Macher. Der 57-Jährige verkörpert die ambivalente Figur grandios. Nach seiner überdrehten Rolle in der Sitcom "Malcom Mittendrin" wirkt das zunächst überraschend. Wobei: Auch diese Figur schwankte massiv zwischen Genie und Wahnsinn.

Der irrwitzige Plot

Abgesehen von der Exposition in den ersten Folgen der Serie, gibt es für den Zuschauer fast keine Zeit durchzuatmen. Gilligan und seine Co-Autoren geizen nicht mit sonderbaren Einfällen und durchforsten damit unterschiedlichste Genre. Sei es ein Zugüberfall, um an 24.000 Gallonen Methylamin zu kommen, ein Massaker auf einer Party des mexikanischen Drogenkartells oder - ganz klassisch - der tragische Absturz einer Figur.

Die Abgründe

Mehr ist mehr: Das ist der gegenwärtige Tenor, wenn es darum geht, den Zuschauer zu schocken - vom Horrorfilm bis zum Melodrama. Gilligan setzt hingegen gezielt Spitzen ein, nicht vermutete Abgründe tun sich auf. Dabei spielen die Macher gekonnt mit der dramatischen Entwicklung von Protagonist Walt. Immer wieder wird der Zuschauer auf dem falschen Fuß erwischt, immer wieder vermag es die Figur, zu erschüttern.

Saul Goodman

Die Cast von "Breaking Bad" ist grandios. Völlig zu Recht bekamen bereits Cranston, Aaron Paul (als Walts Partner Jesse) und erst in diesem Jahr Anna Gunn (Walts Ehefrau) den Emmy für ihre Schauspielleistungen überreicht. Ohne Preis, aber erwähnenswert ist Saul Goodman (Bob Odenkirk), ein weiterer Krimineller in der Serie — beruflich ist er als Jurist tätig. Witzig, unberechenbar und höchst charismatisch: Der Rechtsverdreher kommt beim Publikum gut an, ein Spin-off ist geplant. Wer sich köstlich amüsieren will, sollte die tatsächlich existierende Internetseite aufsuchen.

Erzählweise

Zeitsprünge, komplexe Erzählstränge, wechselnde Fokalisierung: "Breaking Bad" bietet erzählerisch mehr, als manch epische 10-Staffel-Plus-Serie. Schon die ersten Minuten der Serie ziehen dadurch in den Bann.

Der dreckige Kapitalismus

Die Serie unterhält aber nicht nur, sie übt auch Sozialkritik: der Kapitalismus nimmt eine große Rolle ein. Anfangs rechtfertigt Walt seine kriminellen Taten noch mit der Finanzierung seiner Krebsbehandlung, später verflüchtet sich diese Erklärung. Komme was wolle, Walt will geschäftlichen Erfolg haben. Für den Konsumenten ist das geradezu tödlich.

Das gewagte Ende

Nach fünf Staffeln ist nun also schon Schluss. Während bei ähnlich erfolgreichen Serien wie "How I met your mother", "Dexter", "24" oder "Lost" allesamt mehr Staffeln produziert wurden und sowohl das Niveau als auch das Tempo nicht gehalten werden konnte, schwimmen Gilligan und Co. gegen den Strom. Eine gewagte und zugleich grandiose Entscheidung. "Breaking Bad" wird als eine geniale Serie in Erinnerung bleiben.

(hüls)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort