Düsseldorf Wenn Schule zur Nebensache wird
Düsseldorf · Im Schuldrama "Zappelphilipp" setzt sich eine Lehrerin für ein Kind mit Aufmerksamkeitsdefizit ein.
Eine Erkenntnis hat Bibiana Beglau gewonnen: Schauspielerei ist zwar nicht ihr Traumberuf, aber es gäbe für sie weitaus Schlimmeres. "Ich bin froh, nicht schon morgens um acht vor einer schreienden Rasselbande stehen zu müssen." Nein, Lehrerin möchte sie wirklich nicht sein, sagt die Schauspielerin. Einen Einblick hat sie während der Dreharbeiten zum Film "Zappelphilipp" bekommen, den die ARD heute um 20.15 Uhr zeigt. In einer Szene habe sie zwischen 200 Kindern gestanden, Sportunterricht geben sollen – und vor lauter Trubel nichts tun können, erzählt sie.
"Zappelphilipp" – der Titel ist eine Anspielung auf Heinrich Hoffmanns "Struwwelpeter"-Buch – behandelt das heikle Thema ADHS. Kinder mit dieser Krankheit sind sehr sensibel, oft hochintelligent. Also Musterkinder. Eigentlich. Dann rasten sie aus. Schreien, toben, schlagen um sich, werden kleine Monster. Übermotorisch, immer in Bewegung, kaum kontrollierbar.
Im Film hat Fabian damit zu kämpfen. Bibiana Beglau als Lehrerin Hannah versucht es mit Nachsicht, Zuwendung, Toleranz. Andere schütteln den Kopf, vor allem die Eltern, deren Kinder unter Fabians Ausfällen zu leiden haben. Aber auch das Lehrerkollegium ist geteilter Meinung. Hier hilft nur medikamentöse Ruhigstellung, meinen manche. Hannah sträubt sich dagegen, sieht aber das Problem. Zum Beispiel, als sie Fabian hinterherstürzt, der gerade aus dem Klassenzimmer entlaufenen ist, und die übrigen Kinder alleinlässt. Darf ein Einzelner mehr Aufmerksamkeit für sich verlangen als alle übrigen? Ein Dilemma, das sich zum dramatischen Konflikt zuspitzt.
Mit ihrem Filmpartner Anton Wempner hatte die Schauspielerin überhaupt keine Sorgen: "Wir sind richtige Freunde geworden." Zumal Anton, der aus einer Schauspielerfamilie stammt, ein Naturtalent zu sein scheint: Der Elfjährige schafft es, mit undressierter Genauigkeit den Tonfall, Gestus und Blick eines ADHS-Kindes zu treffen.
Beglau, die das Lehrerdasein ausschließt, hat der Film nachdenklich gemacht: "Unsere Gesellschaft muss sich auch Chaos und nichtkonforme Lebensmodelle leisten können, die die Gesellschaft mit anderen Qualitäten bereichern." Leicht gesagt, wenn man nicht täglich vor dieser Aufgabe steht.
ARD, 20.15 Uhr
