Hamburg Wenn die Gattin zum Chef wird
Hamburg · Im ARD-Film "Als meine Frau mein Chef wurde" steht die beförderte Hanna ihrem Ehemann im Weg.
Der Chefstuhl ist besetzt. Von einer Frau. Schlimmer noch: von der eigenen Frau. Kann das aber noch heutige Männer ernsthaft erschrecken, die Angetraute als Vorgesetzte vor sich zu sehen? Offenbar schon. Und Martin (Götz Schubert) in jedem Fall.
Bis dahin hatte die kleine Familie in einer heilen Welt gelebt. Er der ehrgeizige Entwicklungsleiter einer mittelgroßen Werft, sie (Marie-Lou Sellem) in der gleichen Firma die wohlpositionierte Qualitätsprüferin. Zugleich ist Hanna ihrem Mann eine gute Frau und ihrem elfjährigen Sohn Paul eine gute Mutter. Eine Bilderbuchfamilie! Und nun plötzlich der Aufstieg: mehr Macht, mehr Geld für Mama. Da muss Ehemann Martin erstmal kräftig schlucken. Es zeichnen sich düstere Problemwolken am Ehe-Himmel ab. Und nicht nur dort.
Leider nutzt Regisseur Matthias Steurer in "Als meine Frau mein Chef wurde" nicht so recht die Möglichkeit, die tatsächlichen Probleme einer solchen Rollenverschiebung zu zeigen. Alles bleibt im komödiantisch lockeren Bereich mit einem Schuss Krimi. Denn hinter der unverhofften Beförderung steckt eine ziemlich miese Intrige des Juniorchefs, und so wird denn Hannas neuer Glanz auch nur so lange dauern, bis eben diese Intrige auffliegt. Danach wird dann alles gut, und Ehemann Martin kehrt gerade noch rechtzeitig von seiner schon angetretenen Eheflucht zurück.
Etwas kantigere Akzente setzt da glücklicherweise die dezent gegen den Strich gebürstete Besetzung mit Götz Schubert und Marie-Lou Sellem. Komödien sind selten das Fach der dunkelhaarigen Halbfranzösin. Auch weil gute Komödien sehr selten sind: "Ich habe mich oft geärgert, beim Film in der ernsteren Schublade gelandet zu sein", sagt sie. "Aber immerhin kann dieses Schubladendenken auch mal den Vorteil haben, dass man verortet ist und entsprechend besetzt ist. Bis man mal das Glück hat, dass eine Regie für einen eine andere Fantasie entwickelt." Glanzlicht der Besetzung ist der nach längerer Zeit mal wieder zu sehende Ulrich Pleitgen als Schwiegervater. Ein Grantler, der diese heutige Welt mit allen ihren Modernismen einfach zum Kotzen findet und dennoch manche Wahrheit bereithält, die auch die Jüngeren nicht leugnen können.
"Als meine Frau mein Chef wurde", ARD, 20.15 Uhr