„Das Dschungelbuch“ Disneys deutsche Erfolgsgeschichte

Bonn · Es swingt, groovt und sorgt für gute Laune. Disneys „Dschungelbuch“ wurde in Deutschland zum erfolgreichsten Kinofilm aller Zeiten – nicht zuletzt aufgrund der Filmmusik. Heute vor 50 Jahren kam das Werk ins deutsche Kino.

 „Probier’s mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit...“ singt Balu der Bär in Disneys „Dschungelbuch“ – in Deutschland gingen 27 Millionen Menschen ins Kino. So viele wie in keinen anderen Film.

„Probier’s mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit...“ singt Balu der Bär in Disneys „Dschungelbuch“ – in Deutschland gingen 27 Millionen Menschen ins Kino. So viele wie in keinen anderen Film.

Foto: dpa-Film Buena Vista

(kna) „Probier‘s mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit . . .“ Wenn Balu der Bär die Hüften schwingt und mit seinem Zögling Mogli durch den Dschungel tanzt, wippen nicht nur Disneyfans gutgelaunt mit. Selbst wer Walt Disneys Dschungelbuch, das vor 50 Jahren erstmals über deutsche Leinwände flimmerte, nicht kennt, hat zumindest diesen Song schon mal gehört.

Gleiches gilt für den Hit des swingenden Affen King Louie „Ich wär so gern wie du“ („I wanna be like you“). Für dessen Synchronstimme war bei der Entstehung des Films Jazzmusiker Louis Armstrong im Gespräch – die Rolle scheint auf ihn zugeschnitten. Allerdings fürchtete man, die Besetzung der Affenrolle mit einem schwarzen Musiker könne zu Rassismus-Vorwürfen führen. Auch eine weitere prominente Besetzung scheiterte: Die Geier Buzzy, Dizzy, Ziggy und Flaps sind – man achte auf die Frisuren – den Beatles auf den Leib gezeichnet. Der Plan ging, offenbar aufgrund eines Vetos von John Lennon, nicht auf.

Doch auch ohne Armstrong und die Beatles groovt der Zeichentrickfilm unter Regie von Wolfgang Reitherman. Die Geschichte über das Menschenkind Mogli, das auf dem Weg durch den Dschungel viel über das Leben und die Freundschaft lernt, basiert auf Motiven der Dschungelbuch-Erzählungen von Rudyard Kipling (1865-1936), macht daraus aber eine völlig andere Geschichte. Statt Düsternis und Strenge des Originals setzt die Disney-Version auf warmherzige Fröhlichkeit, Witz und gute Laune.

Im Mittelpunkt der Handlung steht das Findelkind Mogli. Der Panther Baghira entdeckt das „Menschenjunge“ und bringt es bei einer Wolfsfamilie unter, in der der Kleine gemeinsam mit den Wolfsjungen aufwächst. Doch das tapsige Menschenkind hat einen Feind: den Tiger Shir Khan. Er fürchtet die Menschen, da sie Macht über das Feuer haben – das einzige, was ihm Angst macht.

Moglis Wolfsrudel und Panther Baghira dringen darauf, den Jungen zu einer Menschensiedlung und damit vor Shir Khan in Sicherheit zu bringen – ein Plan, der bei dem Dschungelkind wenig Anklang findet. Obendrein gestaltet sich der Weg durch den Urwald als voller Gefahren und Überraschungen. Mogli trifft auf Kaa die kinderfressende Riesenpython und seinen unbekümmert-gemütlichen Ziehvater Balu, gerät an exerzierende Elefanten und überdrehte Affen. Er findet neue Freunde wie die Geier Buzzy, Dizzy, Ziggy und Flaps und muss sich letztlich dem Kampf mit seinem ärgsten Feind stellen.

Dann geschieht dem kleinen Mogli, der seine tierischen Freunde und den Dschungel partout nicht verlassen will, etwas sehr Menschliches: Er verliebt sich. Verzückt lauscht er einem singenden Mädchen und folgt ihr in die nahe Menschensiedlung.

Der Film kam am 18. Oktober 1967 in die US-Kinos, am 13. Dezember 1968 in die deutschen Filmtheater; er war der letzte Zeichentrickfilm in Spielfilmlänge, den Walt Disney+ noch selbst produzierte. Er starb am 15. Dezember 1966. Zu dem Zeitpunkt stand die Geschichte jedoch bereits – und wurde anschließend weltweit ein Erfolg. Kultstatus erreichte das „Dschungelbuch“ allerdings vor allem in Europa – in Deutschland wurde es mit 27 Millionen Kinozuschauern sogar zum bis heute erfolgreichsten Film aller Zeiten. Großer Anteil daran wird der Synchronisation von Heinrich Riethmüller zugeschrieben.

In den folgenden Jahren erschienen verschiedene Neuverfilmungen und Adaptionen, sowohl Realfilm- als auch Zeichentrick-Versionen. 2016 kam „The Jungle Book“ unter Regie von Jon Favreau in die Kinos – reichte jedoch an den Erfolg der Originalversion nicht heran. Kritiker vermissten vor allem jene fröhlich-unbekümmerten Elemente des alten Zeichentrickfilms. Zwar zeichne sich „The Jungle Book“ durch eine brillante Technik und außergewöhnlichen Realismus aus, setze jedoch statt auf Herz und Witz auf Autorität und Unterordnung. Auch die Produktion „Mogli“, die seit 7. Dezember bei Netflix zu sehen ist, setzt vor allem auf Spannung. Keine Frage für Freunde des Tanzbären Balu: Dann doch lieber „mit Ruhe und Gemütlichkeit“.

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