Kommentar Von klarer Linie keine Spur

Ja, was denn nun? Diese Frage stellt man sich angesichts der Entscheidung des WDR, die vom Rundfunkrat beanstandete "Hart aber fair"-Sendung wieder in die Mediathek zu stellen. Nicht nur wird einem eher unaufregenden und wenig erhellenden Talk über das Thema Gleichstellung unverdiente Bedeutung beigemessen, das Hin und Her entwickelt sich allmählich auch zum Image-Gau für den Sender. Erst muss die Ausgabe in vorauseilendem Gehorsam unbedingt aus der Mediathek verschwinden, noch bevor der Programmausschuss seine (gleichlautende) Empfehlung aussprechen kann. Dann wird eine Wiederholung des angeblich verunglückten Gender-Talks angeordnet, mit einem Großteil der alten Gäste - ein in seiner Hilflosigkeit schon absurder Versuch, es allen Parteien Recht machen zu wollen, und eine Ohrfeige für den Moderator dazu. Dann kommt angesichts massiver Kritik am Prozedere der Rückzieher. Von klarer Linie keine Spur. Offensichtlich bestimmt nicht nur die Quote das Programm, sondern auch die Intensität der öffentlichen Kritik. Dabei sollte ein gebührenfinanzierter Sender von beiden unabhängig sein. Eigentlich.

Jörg Isringhaus

(RP)
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