"VIVA kann Vorreiter sein" VIVA-Chef Gorny: Stärkung der Industrie durch deutsche Musik

Köln (rpo). Nach Ansicht des VIVA-Chefs Dieter Gorny könnt Musik aus Deutschland der deutschen Plattenindustrie aus der Krise helfen. "Gerade das lokale Repertoire verkauft sich gut und bindet Fans", sagte der Gründer der Popkomm in Köln.

Die Verleihung des Medienpreises Comet habe gezeigt, dass die Fans bei nationalen Bands entgegen vieler Voraussagen nicht weglaufen. "Ich finde das sehr ermutigend, wenn bei so einem Line-Up mit ganz vielen deutschen Künstlern 16 000 Menschen in die KölnArena kommen." Und dabei seien nicht nur die großen Künstler wie Herbert Grönemeyer und Nena, sondern auch neue Bands wie die Megakerls und etliche deutsche HipHopper aufgetreten.

Gestützt wird Gorny in seiner Einschätzung von den aktuellen Zahlen der Plattenindustrie: So stieg der Anteil deutscher Künstler in den Album-Charts im ersten Halbjahr 2003 auf 30 Prozent, bei den Singles war sogar jeder zweite Hit aus Deutschland. Deswegen sei die Diskussion um eine Radioquote für deutsche Musik und Songs von Nachwuchsbands hilfreich - VIVA selbst erfüllt nach eigenen Angaben eine freiwillig gesetzte Quote von 40 Prozent.

"VIVA kann Vorreiter sein im Beleg der These, dass die Leute Lust auf Neues haben." Die Forderung müsse daher lauten, "habt Mut, was anderes, junges zu spielen. Das kann man auch an die öffentlich- rechtlichen Sender weitergeben. Es ist eine mediale Mutfrage." Die Jugendlichen würden ein Mischprogramm aus Chartmusik und Neuem, Deutschem und Englischem durchaus mögen und nicht sofort wegzappen, wenn etwas Ungewöhnliches kommt.

Auch wirtschaftlich mache das Sinn: "Die Wertschöpfung im eigenen Land ist wichtig" - das heißt, deutsche Produktionen in Deutschland zu verwerten. Für die Popkomm, den weltgrößten Branchentreff, bedeute dies, die deutsche Identität zu bewahren und zu stärken. "Die Popkomm darf keine rein deutsche Messe werden, schon wegen der 60 Prozent ausländischer Aussteller, aber der deutsche Treibsatz muss sein." Es sei nötig, die deutsche Musikszene zu vernetzen und zusammenzubringen, damit die eigenen Stärken ausgespielt werden könnten.

Dies werde im kommenden Jahr, wenn die Popkomm nach 15 Jahren am Rhein nach Berlin zieht, besonders wichtig. "Die Hauptstadt hat eine Ausstrahlfunktion, die der Musik helfen könnte - auch international."

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