Nach Eklat um Eva Herman TV-Skandale - meist kalkuliert

Hamburg (RPO). Nach dem Rauswurf von Eva Herman aus der Talkshow von Johannes B. Kerner nimmt der Wirbel um ihre Äußerungen kein Ende. Dabei hat die Moderatorin wahrlich nicht für den ersten Skandal im TV gesorgt. Ein Blick zurück.

Eva Herman bei Johannes B. Kerner
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Foto: AP/ZDF

Zum Fall Herman: Während der Zentralrat der Juden fordert, zu einer sachlichen Auseinandersetzung über Familienwerte zurückzukehren, will die rechtsextreme Partei DVU laut "Bild" für die gefeuerte Moderatorin in Hamburg demonstrieren. Der Landesvorsitzende der Hamburger Zentrumspartei kann sich vorstellen, dass Eva Herman für die Partei in die Bürgerschaft einzieht - der Eklat entwickelt seine eigene Dynamik.

Die meisten TV-Skandale blieben eher folgenlos für ihre Verursacher, sorgten nur für kurzzeitige Ausschläge in der Bekanntheits- und Beliebtheitskurve. Aber natürlich gab es Versuche, die Karriere durch einen geschickt platzierten Skandal anzukurbeln. Etwa von Sängerin Nina Hagen. In der österreichischen Talkshow "Club 2" zeigte sie anschaulich, wie Frauen masturbieren.

Sie durfte in der Sendung bleiben, der Auftritt machte Schlagzeilen. Dass Rosa von Praunheim den Entertainer Hape Kerkeling in der Show "Der heiße Stuhl" als homosexuell outete, ist fast vergessen. Genauso wie die schlagkräftigen Argumente von Musiker Nikel Pallat, der bei "Ende offen" mit einer Axt den Studiotisch zerlegte.

Wenn jemand aus dem Studio stürmte, so tat er es meist aus eigenem Antrieb. Roland Kaiser verließ "Dall-As", nachdem Karl Dall zu ihm gesagt hatte: "Nun sing schon mal, damit wir's hinter uns haben." Cherno Jobatey trat in "Zimmer frei" den Rückzug an, weil er sich verhöhnt fühlte.

Bettina Böttinger kam zu Harald Schmidt, nur um gleich wieder zu verschwinden, als Replik darauf, dass er sie mit einer Kloschüssel verglichen hatte. Ralph Giordano verließ Erich Böhmes "Talk im Turm", weil der Moderator seiner Meinung nach den Rechtspopulisten Jörg Haider nicht hart genug attackierte.

Waren diese Abgänge meist emotional motiviert, so hatte sich Ex-Kommunarde Fritz Teufel seinen Auftritt gut überlegt. In der Show "III nach Neun" zückte er 1982 eine Wasserpistole und beschoss den damaligen Bundesfinanzminister Hans Matthöfer mit Tinte. Matthöfer konterte mit Rotwein. Teufel hatte jedoch "Zaubertinte" benutzt - die Flecken verschwanden. Weniger spektakulär, dafür genauso kalkuliert war der Rauswurf von Joachim Bürger aus der Talkshow von Margarete Schreinemakers.

Die Moderatorin holte den Autor von frauenfeindlichen Thesen an einer Seite des Studios ab und führte ihn auf der anderen wieder heraus. Als sie einige Jahre später in ihrer Sat1-Show zu ihrer eigenen Steueraffäre Stellung beziehen wollte, wurde die Sendung abgebrochen.

(RP)
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