TV-Talk mit Anne Will Propaganda statt Aufklärung

Berlin · Schon während der Talk-Sendung von Anne Will über die Radikalisierung Jugendlicher hagelte es zu Recht Kritik im Netz, dass eine Vollverschleierte ihre Propaganda kundtun konnte.

Die vollverschleierte Nora Illi (2. v. r.) sorgte für Kontroverse.

Die vollverschleierte Nora Illi (2. v. r.) sorgte für Kontroverse.

Foto: Screenshot ARD

Seit Wochen läuft in Deutschland die Debatte, ob und in welchem Umfeld eine Vollverschleierung verboten werden sollte. Befürworter und die meisten Gegner eines Verbots sind sich zumindest einig, dass die Burka und der Nikab unerwünscht sind in unserer Öffentlichkeit. Der Islam gehört zu Deutschland, die Vollverschleierung nicht. Dennoch lud Anne Will die radikal islamische Nikab-Trägerin Nora Illi vor ein Millionen-Publikum in ihre Talk-Sendung am Sonntagabend in der ARD ein.

Das war ein grober Fehler. Eine Nikab-Trägerin, die auf verharmlosende Art Verständnis für junge Menschen zeigt, die in den Dschihad ziehen, hat in einer Sendung mit aufklärerischem Anspruch nichts verloren. Sie einzuladen, entspringt einer falsch verstandenen Toleranz. Sie verzerrt in der Öffentlichkeit zudem das Bild des Islam.

Illi nennt sich Frauenbeauftragte des Islamischen Zentralrats der Schweiz. Doch diese Organisation vertritt nur 0,5 Prozent der Schweizer Muslime. Ihre Stimme ist schlicht und ergreifend nicht relevant. Sie diente allein als vollverschleierte Provokation. Was sie über angebliche Selbstentfaltungsmöglichkeiten von Frauen unter der Vollverschleierung erzählte, war hanebüchen und eine zynische Missachtung der Menschenrechte all jener Frauen, die mit Gewalt in Nikab oder Burka gezwungen werden.

Zum Glück hatte Will auch gemäßigte muslimische wie christliche Gäste eingeladen, die Illi gut vorbereitet Kontra gaben. Das änderte aber leider nichts an der Situation, dass diese radikale, vollverschleierte Frau allein schon durch ihren optischen Auftritt und auch durch ihre ständigen Unterbrechungen der anderen Gäste die Sendung dominierte.

Der Sendungstitel fragte: "Mein Leben für Allah — Warum radikalisieren sich immer mehr junge Menschen?" Zu dieser Frage konnte Illi freilich nichts beitragen, da sie nur darauf aus war, ihre Propaganda für einen radikalen Islam vor einem Millionen-Publikum auszubreiten. Bevor Illi unter dem Nikab verschwand, war sie Punkerin. Ihr Auftritt hat nur dazu beigetragen, jene, die ohnehin Ressentiments gegen den Islam haben, zu bestätigen.

Zugleich könnte ihre Performance Jugendliche, die auf dem Weg der Radikalisierung in ihrer Haltung, gefestigt haben. Dann hätte dieser Auftritt auf zynische Art doch noch eine Antwort auf die von Will gestellte Frage gegeben. Da kann man sich nur der empörten Bemerkung des Innenexperten Bosbach anschließen: "Warum wird das im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gezeigt!"

Auch die Rheinische Post hatte auf dem Höhepunkt der Burka-Debatte ein Interview mit Nora Illi geführt, das wir heute sehr selbstkritisch sehen.

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