TV-Show "Tutti Frutti" kehrt zurück

Köln · Die Dreharbeiten beginnen im November. Laufen soll die Sendung bei RTL Nitro - aber ohne Hugo Egon Balder.

"Tutti Frutti" kehrt 2016 bei RTL Nitro zurück
Foto: RTL

Wenn es im Privatfernsehen um Tatsachen geht, sind diese häufig nackt. Weil die Quote in der Regel steigt, wenn die Hüllen fallen. Das ist heute so, wenn einige Teilzeit-Insulaner in "Adam sucht Eva" so, wie Gott sie schuf (zumindest größtenteils), um einen neuen Partner balzen. Und das war nicht anders in den Anfangsjahren der privaten Kanäle, wenn auch von deutlich höherem Aufregerpotenzial. Dabei war die RTL-Show "Tutti Frutti" zwar ein unmoralisches Angebot an die niedrigsten Instinkte und frei von jeglichem intellektuellen Überbau, aber alles in allem harmlos und von einer kaum zu überbietenden Doofheit. Insofern spricht die gestern verkündete Rückkehr der Strip-Show nicht gerade für die Innovationskraft des Senders. Aber wohl für einen untrüglichen Quoteninstinkt.

Bereits im November sollen in Berlin die Dreharbeiten zur Neuauflage von "Tutti Frutti" beginnen, gesendet wird wahrscheinlich gegen Ende des Jahres, allerdings auf dem Spartenkanal RTL Nitro. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. Ebenfalls verzichten müssen die Zuschauer auf Hugo Egon Balder, der von 1990 bis 1993 rund 100 Ausgaben der Show moderierte, durchaus mit ironischer Distanz, aber auch dem gebotenen Mindestmaß an Ernsthaftigkeit. Gehörte zu "Tutti Frutti", das zuvor im italienischen Fernsehen unter dem Titel "Colpo Grosso" (Der große Coup) gelaufen war, doch ein gelinde gesagt schwer verständliches Regelwerk, das zumindest Balder vorgab zu durchschauen.

Die Stripperinnen waren Ländern zugeordnet, die Kandidaten mussten in Raterunden einfache Fragen beantworten und durften gewonnene Punkte in Kleidungsstücke investieren, die die Frauen ablegen mussten. War die Hülle komplett gefallen - nur der Slip blieb an -, gab es einen Länderpunkt. Oder so ähnlich. Mit eigenen Stripeinlagen konnten die Kandidaten ihr Punktekonto verbessern. Zwischendurch tanzte das notdürftig bekleidete Cin-Cin-Ballett, dessen Tänzerinnen Früchten zugeordnet waren. Mehr Quatsch ging nicht, weniger Aufwand auch nicht: Die Kulissen wirkten billig, die Regie zielte vor allem darauf ab, weibliche Körperteile ins rechte Bild zu rücken.

Zumindest an letzterem wird sich wohl auch bei der Neuauflage nichts ändern, an der Präsentation möglicherweise schon. Wobei die Show für den Sender damals auch deshalb besonders reizvoll gewesen ist, weil die Werbeeinnahmen die Produktionskosten um ein Vielfaches überstiegen. Ein Grund mehr, den Billig-Look zu erhalten.

Versuche, alte Show-Ideen wieder aufleben zu lassen, gibt es immer wieder, mit wechselndem Erfolg. So schlüpfte Kai Pflaume in die Rolle von Hans Rosenthal und moderierte den "Dalli, Dalli!"-Nachfolger "Das ist spitze!" - allerdings nur zehnmal. Seit 2015 pausiert die Show. Ihre Wiederauferstehung feiern auch die Spielshows "Jeopardy", "Glücksrad", "Ruck Zuck" und das "Familien-Duell", allesamt beim RTL-Ableger RTL Plus, der im Sommer dieses Jahres auf Sendung ging. Man wolle die werberelevante Zielgruppe der 14- bis 59-Jährigen ansprechen, hieß es als Begründung. Vielleicht, so könnte man vermuten, mangelt es auch einfach nur an guten neuen Ideen.

(RP)
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