TV-Serie "True Detective" Wahres Meisterwerk

Düsseldorf · Nach langem Warten kommt "True Detective" mit den US-Superstars Matthew McConaughey und Woody Harrelson in Deutschland auf DVD und Blu-Ray heraus. Und das ist ein Grund zur Freude: Die Serie ist das Beste, was das Fernsehen derzeit zu bieten hat.

"True Detective" mit Matthew McConaughey und Woody Harrelson
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"True Detective" mit Matthew McConaughey und Woody Harrelson

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Die Emmy-Verleihung 2014, bei denen die besten TV-Produktionen des Jahres ausgezeichnet werden, zeigte die hohen Ansprüche an "True Detective": Gleich fünf Mal triumphierte die Serie, enttäuschend war die Ausbeute für die Macher dennoch — immerhin war die Show gleich zehn Mal nominiert.

Dass vor allen Dingen das Finale von "Breaking Bad" diese Emmy-Bilanz zu verantworten hat — fast alle "wichtigen" Kategorien gingen allesamt an den Konkurrenten — ist nahezu tragisch. Die TV-Serie setzt gleich auf mehreren Ebenen Maßstäbe. Welche? Und worum handelt sie überhaupt? Wir geben die wichtigsten Antworten.

Rustin Cohle (Matthey McConaughey) und Martin Hart (Woody Harrelson) sind das ungleiche Ermittlerduo, das in Louisiana einen grausamen Mord klären will. Die Suche gestaltet sich schwierig, im Laufe der Ermittlung weitet sich das Ausmaß an Brutalität und Kriminalität ins schier Unermessliche aus. Eine 17-jährige Killerjagd nimmt ihren Lauf.

Absolut. Während Harrelson den charismatischen, aber aufbrausenden und notorischen Womanizer Marty erwartend gut mimt, überragt McConaughey: Der frisch gebackene Oscargewinner hat sich zwar mit "Dallas Buyers Club" und auch mit der kleineren Produktion "Mud" bestmöglich seines Schönlingsimage in Hollywood-Produktionen entledigt. Sein Meisterstück liefert er aber in "True Detective" ab.

Noch immer recht abgemagert durch seine Oscar-Rolle, wirkt seine aus Texas an den Mississippi zugezogene Figur sowohl physisch als auch psychisch heruntergekommen. McConaughey spielt den intellektuellen, aber gleichermaßen pessimistischen, von Schicksalen geprägten Cohle minimalistisch. Er bleibt für die Zuschauer und seinen Partner für weite Strecken ein Mysterium. Allein diese Darstellung macht die Mini-Serie sehenswert.

Nichts für schwache Nerven. Hier geht es um unsägliche Brutalität in den Sümpfen des "Bayou State". Die abfällig bezeichnete "White Trash"-Gesellschaft wird in der Serie bis ins Unerträgliche porträtiert, Kinder werden missbraucht und ermordet — da verschlägt es auch den Protagonisten immer wieder den Atem. Oder wie es Cohle beschreibt: "Die Welt ist ein einziges Ghetto. Es ist eine gigantische Gosse im Weltraum." Keine weiteren Fragen.

Wenn man die gesamten acht Episoden (á 55 Minuten) betrachtet, ist es eigentlich ein gewöhnlicher "Whodunit" wie der klassische "Tatort" — wer ist der Mörder? Die insgesamt rund 460 Minuten füllen aber Macher Nic Pizzolatto und Regisseur Cary Fukunaga mit diversesten Genres.

Da wäre das klassische Drama, das vor allen Dingen durch die Dreiecksbeziehung (die von Marty hin und wieder erweitert wird) zwischen Rustin, Marty und dessen Frau Maggie (Michelle Monaghan) gefüttert wird. An Thrillerelementen kommt Fukunaga in diesem düsteren Setting gar nicht vorbei, aber selbst Actionszenen werden nicht ausgespart. Die Serie ist demnach so bunt gemischt wie das Leben selbst. Großartig.

Den Großteil der Erzählzeit wird mit massiven und zahlreichen Zeitsprüngen gearbeitet. Marty und Rust werden im Jahr 2002 verhört, sie erzählen die Geschehnisse von 1995 nach.

Fukunaga und Pizzolatto nutzen diese Ausgangsposition, um immer wieder Spannung durch dramatische Ironie zu erzeugen: "Sie wollen doch bestimmt wissen, wie wir mit den Mädchen aus dem Wald gekommen sind?" Diese narratologischen Spielchen ziehen sich durch die Serie, immer wieder wird dadurch eine andere Art der Spannung für den Zuschauer erzeugt.

Eigentlich keine, aber ich versuche mein Bestes: Eine der berühmtesten Plansequenzen der Filmgeschichte wurde bisher dem Film "Im Zeichen des Bösen" von Orson Wells (1958) zugeschrieben. Die Kamera wandert über die Straßen, es gibt keinen Schnitt für mehrere Minuten — am Ende gibt es eine Explosion.

"True Detective" macht dieser Sequenz nun erhebliche Konkurrenz: In einer sechsminütigen Steadycam-Szene versucht sich Cohle, irgendwie unerkannt aus einer Ghetto-Schießerei zu manövrieren — samt Geisel(!). Das ist ganz großes Kino — klingt paradox, ist aber so.

Anschauen. Staunen. Und auf die nächste Staffel (soll 2015 in den USA ausgestrahlt werden) warten.

Die TV-Serie ist ab dem 4. September auf DVD und Blu-Ray zu kaufen.

(cfk)
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