„Studio Schmitt“-Premiere auf ZDFneo Die Late-Night-Show, die keine sein will
Der Podcaster und Kolumnist Tommi Schmitt ist jetzt auch auf ZDFneo zu sehen. Mit „Studio Schmitt“ hat er dort seine eigene Late-Night-Show bekommen. Wir haben uns die erste Folge angesehen.
Deutschland ist um eine Late-Night-Show reicher. Mit „Studio Schmitt“ hat jetzt auch der Podcaster, Autor und Kolumnist Tommi Schmitt sein eigenes Format auf ZDFneo bekommen, die erste Folge gibt es in der Mediathek des Senders zum Anschauen. Schmitt ist vor allem durch seinen Podcast „Gemischtes Hack“ bekannt. In seiner Sendung macht Schmitt vieles anders als klassische Late-Night-Formate: Er verzichtet auf Gäste, Band und Sidekick. Doch reicht das aus, um sich abzusetzen oder fehlt damit genau das, was eine Late-Night-Show ausmacht?
Die erste Folge beginnt mit einem Sketch, wie Schmitt sein neues Format bekommen haben will. Nach kurzer Vorgeschichte hetzt der Podcaster in einer wilden Verfolgungsjagd durch die Stadt. Unterwegs begegnet er Stars wie Kai Pflaume oder Carolin Kebekus, stolpert in einen Glitzeranzug und kurz darauf ins ZDF-Gebäude, wo er durch eine Verwechslung schließlich seine eigene Show bekommt. Neu ist die Idee mit dem Sketch zum Einstieg nicht, vermittelt aber ganz gut, worauf sich der Zuschauer in den nächsten 30 Minuten einstellen kann.
Statt im Glitzeranzug tritt der Podcaster anschließend in einem einfachen Pulli auf die Bühne. Was also darf den Zuschauer in den nächsten Minuten erwarten? Was ist das Konzept der Show? „Es gibt kein Konzept“, erklärt Schmitt gleich zu Anfang. Ist es eine Late-Night, ein Polit-Talk oder ein Unterhaltungsformat? „Mal gucken. Es ist halt eine Show, in der Show geht es immer um einen Gast. Und zwischendurch mache ich Sachen. Aber aktuell soll’s trotzdem sein.“
Wie für Late-Night-Formate üblich geht es zum Einstieg weiter mit einem Monolog. Tommi Schmitt behandelt satirisch aktuelle Themen, spricht etwa darüber, dass selbst Tiere in Russland vor ihm gegen Covid-19 geimpft werden oder dass es auf Mallorca ein eigenes Hotel für Corona-Infizierte gibt. Was fehlt, ist ein Sidekick, der den Monolog auflockert. Auch eine Band, die Pointen unterstützt, gibt es nicht. Stattdessen steht Schmitt mitten im großen, grauen Studio und trägt mit meist ernster Miene seinen Monolog vor. Leichtigkeit, wie etwa bei „Late Night Berlin“, fehlt an der Stelle. Und das, obwohl Schmitt eigentlich weiß, wie es geht. Immerhin hat er für genau die Late-Night-Show bereits als Autor gearbeitet.
Was dann folgt, wirkt, wie schon einige Teile des Sketches am Anfang, willkürlich. Ohne Erklärung wirft Schmitt noch schnell das „Gaga-Kompositum der Woche“ ein – es ist „Po-Schock“. Das Wort wird für wenige Sekunden eingeblendet. Unten links in der Ecke wird die Bild-Zeitung als Quelle genannt. Dass sich Schmitt damit auf die Bild-Überschrift „Flitzer-Model bekommt Po-Schock!“ bezieht, wird allerdings nicht erklärt.
Am Schreibtisch geht der Kolumnist dann wieder auf seine Show ein, fragt sich etwa wo die Band, der Sidekick oder die Zuschauer sind. Letzteren Fakt nutzt Schmitt, um zu einem weiteren Einspieler überzuleiten. Die Kamera zoomt nah an den Podcaster heran und zeigt zwei Stimmen in seinem Kopf, die in der Show „Frontallappen 21“ übers Gendern diskutieren. Nach drei Minuten ist der Sketch vorbei. Die Fragen nach Sidekick, Zuschauern und Band bleiben unbeantwortet.
Stattdessen geht es direkt weiter mit dem Gast. Eingeladen ist Sabine Rückert, stellvertretende Chefredakteurin der „Zeit“ und True-Crime-Podcasterin. Los geht es mit einer kurzen Begrüßung und einigen schnellen Fragen im Stehen. Lieblingsgericht? „Entweder das Berliner Kriminalgericht oder das Hamburger Gericht Alter Saal“, antwortet Rückert. Und ihr Lieblingsgericht? „Vergiftete Nudeln.“
Host und Gast setzen sich. Ein weiterer Einspieler: Diesmal spricht Kurt Prödel, laut Schmitt „langjähriger Mitarbeiter“ der Show, über „Zeit“. Es folgen einige Fakten über Zeit, untermalt mit Stockfotos und monoton und ernst vorgetragen von Prödel, der mit im Studio sitzt. Dann folgt ein erster und interessanter Talk mit Rückert – vielleicht der beste Teil der Show. Schmitt fragt, wie Rückert es schafft, auch im Alter noch immer offen für Neues zu sein – denn er merke bei sich, dass er damit Schwierigkeiten habe. Und würde Rückert unter diesen Gegebenheiten jetzt noch Journalistin werden? Anfangs habe sie noch gesagt „Nö“, antwortet Rückert. „Aber jetzt würd ich’s wieder machen. Denn ich glaube, dass der Journalismus so wichtig ist wie noch nie.“ Auch über ihre Leidenschaft True Crime – das erzählerische Aufbereiten wahrer Verbrechen – sprechen der Kolumnist und die ehemalige Gerichtsreporterin.
Zum Abschluss wird es dann noch einmal seicht. In „True/Fake Crime“ müssen Moderator und Gast erraten, ob die vorgestellten Mordfälle tatsächlich passiert sind, oder vom Autorenteam ausgedacht wurden. Rückert liegt beide Male daneben – als Gast gewinnt sie aber trotzdem. Nach zwei Fällen ist das Spiel und damit auch die Show vorbei. Schade, denn gerade am Ende hatte „Studio Schmitt“ doch noch die Kurve gekriegt.
„Studio Schmitt“ wird immer Donnerstags um 22.15 Uhr auf ZDFneo ausgestrahlt. Die nächste Folge kommt am 15. April, zu Gast ist dann Mal Henning May.