Tiersendungen fahren anhaltend stabile Quoten ein Tierische Quoten: "Groß und pelzig" muss es sein

Berlin (rpo). Affen und Insekten haben eine Gemeinsamkeit: Sie ziehen im TV nicht so richtig. Vögel locken nur "in Maßen". Wird es dagegen "groß und pelzig", verliert die Fernbedienung schon mal für längere Zeit ihren Reiz.

Bei der Tierdokumentation müsse das Objekt der Kamerabegierde für die deutschen Zuschauer eher "groß und pelzig" sein, sagt der Leiter der NDR-Redaktion Naturfilm, Jörn Röver. Dann macht der Tierfilm richtig Quote - nicht nur beim NDR. Für private wie öffentlich-rechtliche Sender gehören Tierfilme und Tierreportagen zum Grundbestandteil ihrer Programme. Selbst der Kulturkanal 3sat setzt auf Tierbeobachtungen, und zwar zur Prime Time sonntags um 20.15 Uhr. Dort bringen die Dokumentationen einem Sprecher zufolge einen Marktanteil von bis zu 2,5 Prozent - für 3sat eine kleine Sensation, denn die Senderquote liegt im Schnitt bei einem Prozent.

Der Privatsender Vox kündigte im März an, er wolle sich unter anderem auf dem Feld der Tierdokumentationen weiter profilieren. Dazu wurde der Samstag zur "Tierschiene" erkoren. In Kooperation mit dem Umweltverband WWF startet am 12. Juni eine dreiteilige Reportagereihe (jeweils 19.10 Uhr), die sich umweltpolitischen Themen und den Auswirkungen auf die Tierwelt widmet. Den Auftakt macht ein Beitrag über den Elefantenwald auf Sumatra.

Ab 5. September zeigt Vox dann sieben Folgen lang die "Schöpfungsgeschichte" eines neuen grenzüberschreitenden Nationalparks in Afrika, die ein französisches Filmteam seit 2002 unter dem Titel "Genesis-Projekt" dokumentierte. Die Arbeit der Filmer wurde dabei selbst Gegenstand einer zweiteiligen Dokumentation im Rahmen der Vox-Reihe "tierzeit" (samstags, 17.55 Uhr).

Erfolg von Tiersendungen rechnet sich doppelt

Der Erfolg solcher Sendungen rechnet sich gleich doppelt. Denn die Reportagen und Tierbeobachtungen können anders etwa als teure Sportübertragungen oft wiederholt werden. Vox lässt nicht selten seine Samstags-Tierfilme noch einmal am Sonntag laufen, "und teilweise sind die Quoten dann noch besser", sagt ein Sprecherin.

Das kalkuliert auch Röver vom NDR mit ein. Sein Sender, der für die ARD unter anderem den Klassiker "Expedition ins Tierreich" produziert, unterscheidet feinsinnig zwischen einem wissenschaftlich orientierten Tierfilm und der Kurzzeitbeobachtung einer Reportage, die schneller und damit günstiger produziert werden kann. Ein Tierfilm ließe sich nicht unter 100 000 Euro produzieren, sagt Röver. Wenn man aber bedenke, dass die Sendungen teils nach Jahrzehnten noch wiederholt würden, seien solche Summen "harmlos".

Der NDR arbeitet mit 10 bis 15 Filmteams zusammen, denen viele Biologen angehören. Dass beim Tierfilm irgendwann Langeweile einziehen könnte, glaubt Röver nicht. Das verhindere unter anderem die technische Entwicklung. Denn neue Objektive oder kleinere Kameras ermöglichten immer wieder neue und noch schönere Bildererlebnisse, argumentiert er.

Technik erlaubt neue Perspektiven

Die Technik erlaube heute auch neue Perspektiven und andere Standorte für Beobachtungen. So entstünden nicht nur neue Bilder vom Leben in freier Wildbahn, sondern diese lieferten zugleich neue Erkenntnisse über tierisches Verhalten. Und schließlich würden auch immer wieder neue Tierarten entdeckt, wie jüngst das größte Schwein Südamerikas, dass der NDR am 16. Juni (20.15 Uhr) in einem Porträt des "Artenjägers vom Amazonas", Marc van Roosmalen, vorstellt.

Für die Zukunft hat der NDR gut 50 Projekte in der "Pipeline", darunter auch zwei neue Filme für Weihnachten: Eine Fortsetzung der Beobachtung von Wölfen in Deutschland sowie eine Dokumentation des Bären-Filmers Andreas Kieling, der mit seinem Sohn die großen Braunen in Alaska besucht.

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