"The Voice of Germany" Tränchendrämchen und der Abschied des Sexmonsters

Düsseldorf · Manche Entscheidungen fallen in der Battle-Phase so schwer, dass bei den Coaches zwischendurch auch mal die Augen nass werden. Einer der unterhaltsamsten Kandidaten blieb dabei leider auf der Strecke.

Die schönsten, goldenen Momente im Fernsehen sind immer die, die nicht sofort wieder verschwinden und vom nächsten Moment überlagert werden, sondern die man weitertragen kann — weil sie Zitate liefern, die zu geflügelten Worten werden, mit denen man bereits nach dem fünften Gebrauch seine Mitmenschen kolossal nerven kann. Sowas wie "Wird das hier gerade gefilmt?", eine der vielen goldenen Sentenzen aus Joey Heindles Dschungelcampzeit. Der dritte Battleabend bei "The Voice of Germany" bot neben mancherlei Entscheidungskrämpfen immerhin zwei hübsche neue Redewendungen, die heute alle bitte sofort möglichst oft verwenden sollten.

Redewendung eins: "Bleib' klein in den Emotionen." Kann man prima raushauen, wenn sich unterwegs zur Arbeit jemand aufregt, weil man sich eventuell ein kleines bisschen in der Schlange beim Bäcker vorgemogelt hat. Bei "The Voice of Germany" fiel der Satz ausgerechnet im Zusammenhang mit dem Gesangsduell, bei dem die Gefühle von Coach Samu Haber so arg überschwappten, dass die man die Bilder seiner tränchenfeuchten Augen bereits seit gefühlten Monaten in jeder Sendungs-Vorschau sieht. Im Vergleich zu diesem Zusammenschnitt wirkte der Sendungschluchzer dann nur noch wie ein Tränendrämchen.

Und darum ging es überhaupt: Louisa und Andreas sollen auf seinen Wunsch die Ballade "Calm After The Storm" von "The Common Linnets" mit- und gegeneinander singen, als Extra-Überraschung besucht sie Original-Sängerin Ilse DeLange bei den Proben — und gibt ihnen besagtes "Bleibt klein in den Emotionen" mit auf den Weg. Was soweit zu fruchten scheint, dass Haber beim — allerdings auch wirklich durchaus rührenden — Auftritt in der Show die hinreichend ausgeleuchtet und -schlachteten Tränen rinnen, "so fucking traurig" sei dieses Lied.

Auch Jurorin Yvonne Catterfeld musste mit den Tränen kämpfen, als sie sich bei einem ihrer Team-Battles zwischen Musikstudent Friedemann — der ausgerechnet bei Catterfeld alter Gesangslehrerin übt — und dem eher intuitiv groovenden Jonny entscheiden musste. So gut harmonierten beide bei ihrer gemeinsamen Nummer, "Zurück" von Flo Mega, dass es eigentlich absurd scheint, sie trennen zu wollen. Catterfeld entschied sich für die technisch saubere Version und schickte Friedemann in die nächste Runde — Team Fanta nutzte seinen einmaligen Steal Deal, mit dem die Coaches eigentlich ausgeschiedene Kandidaten für ihr Team rekrutieren können, und sicherten sich Jonny.

Zuvor hatten sie allerdings selbst schwer mit einer Entscheidung zu ringen, als sie Lukas und Georg in ein gemeinsames Battle schickten. Beide hatten bei den Blind Auditions mit Kratze-Röhr-Stimme ein Lied von AnnenMayKantereit gesungen, doch Samu Haber brachte den Unterschied zwischen ihnen auf eine kurze Formel: "Hier haben wir den handsome model boy, da das crazy sex monster." Nur logisch, dass da die Entscheidung etwas schwerer fiel.

"Mach das Licht blau, dann erzähl ich dir was los ist", kündigte Michi Beck schließlich das finale Urteil an — und das allein ist ein exzellenter Satz, der in fast jedem Meeting oder Chef-Gespräch seine Berechtigung hat. Obwohl Georg mit seinen Lord-of-the-Dance-haften Tanzeinlagen und generell sehr hohem Unterhaltungswert wie immer überzeugen konnte, entschieden sie sich für Lukas, den model boy.

Coach Andreas Bourani lieferte weder Tränchen noch zitierfähiges Bonmot, dafür aber den Schmunzler des Abends, als er ankündigte, zwei seiner Kandidaten mit einem "absoluten Rockbrett" gegeneinander antreten zu lassen — und diese dann doch nur ein Lied der Emoteenie-Lieblinge 30 Seconds to Mars präsentierten.

(arü)
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