Tv-Kritik "The Town": Affleck trifft den Nerv

Gute Actionthriller sind in den vergangenen Jahren rar gesät. Vorhersehbare Handlungen, schwache Darsteller oder lahme Schlussakkorde verderben häufig den TV-Abend. "The Town" (gestern Abend im ZDF) bildete in dieser Hinsicht eine Ausnahme. Regisseur Ben Affleck, der auch als Hauptdarsteller Doug glänzt, ist es gelungen, einen rasanten Film mit interessanten Charakteren auf die Leinwand zu bringen, der den Nerv des Zuschauers trifft. Zwischenmenschlicher Tiefgang ergänzt die vielen actionreichen Sequenzen.

Die Liebesbeziehung zwischen Bankräuber Doug und seiner vormaligen Geisel Claire (von Rebecca Hall gespielt) führt den Zuschauer durch das irisch geprägte Bostoner Viertel Charlestown. Doch die Turtelei bringt Probleme – mit dem Boss der Verbrecherbande, der die Geisel schließlich beseitigen will, und auch mit Komplize "Jem" . Jeremy Renner spielt den missgünstigen Freund Dougs, der für ihn neun Jahre im Knast absaß, von der Affäre aber nichts wissen soll. Die Oscar-Nominierung Renners unterstreicht die besondere Darstellung des einfach gestrickten, von Neid zerfressenen Gangsters. Der Zuschauer ist ständig im Zwiespalt der Probleme gefangen: "Wie würde ich in dieser Situation handeln?" Das offene Ende, das die Liebesbeziehung in den Köpfen der Zuseher enden lässt, stört keineswegs. Die Schlussfolgerung: Verbrechen lohnt nicht, "The Town" schon. Patrick Scherer

(RP)
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