"Tatort: Zeit der Frösche" aus Mainz Warten bis Frühling

Mainz · Heike Makatsch ermittelt zum zweiten Mal im "Tatort". Nach Freiburg nun in Mainz. Dort muss sie den Mord an einer 16-jährigen Schülerin aufklären. Immerhin das Ende ist gelungen.

Tatort in der ARD: Szenenbilder aus "Zeit der Frösche"
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Szenenbilder aus dem "Tatort: Zeit der Frösche"

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An die Namen muss man sich noch gewöhnen, es ist ja erst der zweite Fall. Ellen Berlinger (Heike Makatsch) und Martin Rascher (Sebastian Blomberg) ermitteln für den "Tatort" in Mainz. Beim ersten Mal waren die beiden auch an einem Ostermontag im Einsatz, das ist allerdings zwei Jahre her, und damals ermittelten sie in Freiburg.

Rascher also erzählt seiner Kollegin diese Geschichte: "Ich habe mal gehört, dass Frösche komplett abschalten, wenn es kalt wird. Sie legen sich still und warten, bis es Frühling wird. Manchmal wünschte ich, ich könnte das auch." Dem Zuschauer geht es nun so, wie Rascher es beschreibt: Er schaltet komplett ab und wartet, bis es spannend wird. Ganz passend heißt die Episode des SWR dann auch: "Zeit der Frösche".

Ein vollständig von Blut durchtränkter grauer Kapuzenpullover in der Kleidergröße eines Heranwachsenden taucht bei der Polizei auf und weckt bei Andreas Rascher Erinnerungen. Eine Mordserie an Teenagern lastet auf seinem Gewissen - er hat sie nie aufgeklärt. Er glaubt also, dass der Täter wieder zugeschlagen hat und will ihn überlisten. Doch seine Kollegin Berlinger hat einen anderen üblen Verdacht. Der Pullover kommt ihr bekannt vor, er könnte dem Sohn ihrer Cousine gehören: Jonas.

Ein Mädchen wird vermisst

Schon das ist reichlich abstrus. Graue Kapuzenpullover werden in der Bundesrepublik wahrscheinlich tausendfach getragen und millionenfach besessen. Dass auf diese Weise nun Spannung kreiert werden soll, wirkt nicht nur reichlich bemüht, es scheitert auch vollständig. Dieser "Tatort" wird in einem derart langsamen Tempo erzählt, dass man zwischendurch ideal Hemden bügeln, Zeitung lesen oder den nächsten Camping-Ausflug besprechen kann. Allein die letzte Viertelstunde ist gelungen.

Selbstverständlich ist Jonas, der so clever ist, dass er älteren Schülern Nachhilfe gibt, in den Fall verstrickt. Er ist ein Einzelgänger, hat eigentlich keine Freunde. Auf einer Schulparty sieht man, wie er auf der Tanzfläche ein älteres Mädchen anspricht und eine Ohrfeige kassiert.

Eben dieses Mädchen, die 16-jährige Marie, wird wenig später von seinen Eltern vermisst, weil es nicht mehr von der Party zurückkehrt. Es meldet sich ein Mann, der von der sehr reichen Familie offenbar Lösegeld erpressen will. Aber so einfach ist das freilich nicht. Noch vor der Übergabe des Lösegelds wird Maries Leiche auf einem verlassenen Gelände gefunden.

Zähe und halbwegs vorhersehbare Dialoge

Spannend ist das alles nicht sonderlich. Die Dialoge sind sehr zäh und halbwegs vorhersehbar. Die Figur von Martin Rascher ist recht schlicht konstruiert, man könnte auch sagen: langweilig. Er hängt derart steif an der vergangenen Mordserie, dass es einen fast zu Tränen rührt. Der Zuschauer versteht gar nicht so recht, warum eigentlich.

Ellen Berlinger hadert mit ihrer Mutterrolle, das ist sehr deutlich zu spüren. Sie ist erst frisch nach Mainz gezogen, damit ihre Cousine ihr bei der Betreuung ihres Sohnes helfen kann. Das soll vermutlich die Probleme einer modernen Mutter spiegeln, fällt aber halbherzig aus. Dass es als alleinerziehende Kommissarin recht kompliziert ist, drängt sich jedenfalls in dem "Tatort" nicht sonderlich auf. Für Berlinger springt sogar ein Date mit dem Erzieher aus der Kita raus.

So lieblos der Film auch weitgehend gestaltet ist, so sehr empfiehlt es sich, bis zum Ende auszuharren. Die Momente der Auflösung lassen den Zuschauer doch noch verstört zurück. Das Erzähltempo der Schlusssequenz hätte man auf den gesamten Film übertragen sollen.

"Tatort: Zeit der Frösche", Das Erste, Mo., 20.15 Uhr

(her)
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