"Wahre Liebe" Ein "Tatort" mit Hätz und Jeföhl

Düsseldorf · Die Kölner kennen sich ja aus mit Gefühlen. Die Höhner besingen sie in "Hey Kölle, Do Bes E Jeföhl" und die Bläck Fööss mit viel Herz in "Un Dann Hammer Dat Jeföhl Dat Mer Noch Lääve". Es war also höchste Zeit, dass sich auch die Kölner "Tatort" Kommissare, die eigentlich für die ernsten, gesellschaftlich relevanten Fälle in der Krimi-Reihe bekannt sind, zur Abwechslung mal um die Liebe kümmerten. Um die "Wahre Liebe".

Kölner-"Tatort: Wahre Liebe"
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Damit war ausnahmsweise nicht der 1. FC Köln gemeint, sondern die Liebe in Zeiten der Internetpartnerbörse und die schwierige Suche nach dem perfekten Partner.

Andauernd hielten Ballauf und Schenk (Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär) inne, um über ihre Gefühle zu sinnieren. In gewisser Weise geriet dieser "Tatort" mehr zum Liebesdrama denn zum Krimi: Denn die Suche nach dem Mörder ordnete sich Ballaufs Liebesleben zeitweise unter, weil seine Liebschaft, die Polizeipsychologin Lydia (Juliane Köhkler), immer wieder Reißaus nahm. Aber wie sagt man so schön: Ende gut, alles gut.

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Foto: dpa, Sven Hoppe

Das Verliebtsein kann einem nach diesem "Tatort" dennoch vergehen. Denn so richtig glücklich ist keiner der Menschen, die im Fall "Wahre Liebe" eine Rolle spielen — die Agenturchefin macht mit einem undurchsichtigen Liebescode Geld, ein Heiratsschwindler nutzt die Datingplattform, um Frauen auszunutzen und ein Lehrer, der meinte, seine große Liebe gefunden zu haben, wird herbe enttäuscht. Ach ja, unter wahrer Liebe stellt man sich da schon etwas anderes vor.

Der geübte Krimizuschauer erkannte in dem scheinbar unbeteiligt wirkenden und immer hilfsbereiten Hausmeister schnell den möglichen Täter. Geschickt verschleiert wurde jedoch die wahre Identität des Zauberers, dessen Gesicht lange verborgen blieb. Andere Spuren wie die des wütenden Lehrers dienten nur der Ablenkung, so viel war schnell klar. Ein Mitrate-Krimi war es in diesem Sinne nicht.

Doch mischte zumindest die neue Assistentin Gabi den Fall gehörig auf. Amüsante Dialoge mit ihren Chefs taten dem sonst sehr poetischen und gefühlslastigen "Tatort" gut — da sei verziehen, dass es schon etwas unglaubwürdig war, dass Lockvogel Gabi den Zauberer ganz alleine traf und auch noch so naiv war, ihm in dunkle Hinterhöfe zu folgen. Schade, dass dann auch noch ein Filmfehler passierte: Als sich Gabi endlich aus der Falle befreit hatte, rief sie mit einem geliehenen Handy ihre Kollegen an. Und Ballauf wusste, bevor Gabi auch nur einen Pieps machte, dass es die vermisste Assistentin war. Das ist selbst in Zeiten moderner Technik noch nicht möglich.

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Foto: dpa, ve sab kde

Wohl vor allem den älteren Zuschauern war es geschuldet, dass angesichts des modernen Themas Datingplattform fast alle Chat-Nachrichten von Gabi und der sie unterstützenden Psychologin vorgelesen wurden. Auch die Kommissare stellten sich teils dümmer, als sie waren, damit ihre Gesprächspartner die entsprechenden Fachbegriffe aus dem Internetbereich erklären konnten. Immerhin kam so wirklich jeder gut mit.

Letztlich überführten Ballauf und Schenk den Täter ("kleiner Hausmeister, große Gefühle") den die Agenturchefin, mit der er eine Affäre hatte, abservieren wollte, mit einem der ältesten Tricks der Welt: Sie führten erst den Gatten der Toten als Hauptverdächtigen vor und köderten den wahren Täter dann mit einer Information, von der nur er selbst wissen konnte. Alles in allem aber ein solider "Tatort" mit viel Hätz und Jeföhl.

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