So war der Dresden-„Tatort“ „Parasomnia“ Kleine Taschenlampe brenn!

Dresden · In „Parasomnia“ lässt das Dresdner „Tatort“-Team die Zuschauer sich fürchten. Übersinnlich wirkende Erkenntnisse lassen die Kommissare ihre Ermittlungen weiter vorantreiben. Eine 20-Jährige stiehlt aber allen die Show.

 Karin Gorniak (Karin Hanczewski, l.) beobachtet Talia (Hannah Schiller), die sich mit ihrer Taschenlampe einem Tatort nähert.

Karin Gorniak (Karin Hanczewski, l.) beobachtet Talia (Hannah Schiller), die sich mit ihrer Taschenlampe einem Tatort nähert.

Foto: MDR/MadeFor/Daniela Incoronato

Worum es ging Talia (Hannah Schiller) ist ein merkwürdiges Mädchen, das mit seinem Vater allein in einem furchteinflößenden riesigen Kasten lebt. Talia hat Alpträume und sieht Trugbilder. Dann wird ein Altmetall-Sammler im Haus erstochen aufgefunden, und die Dresdner Kommissarinnen Karin Gorniak (Karin Hanzcewski) und Leo Winkler (Cornelia Gröschel) glauben, dass Talia etwas gesehen hat. Sie kann und will sich nicht erinnern, weil der Anblick anscheinend zu furchtbar war. Allerdings stellt sich im Laufe des Falls heraus, dass die 16-Jährige nicht nur Hinweise auf den Täter geben könnte, sondern sie auch die Schatten von zwei Frauen verfolgen, die früher in dem Haus ermordert worden sind. Die Fälle finden sich nicht in den Polizei-Archiven. Talia sieht nicht nur verwesende Körper und Zombies in Ecken hocken, sondern führt die Polizei sogar zu einer alten Leiche.

Worum es wirklich ging In erster Linie sollte sich der Zuschauer gruseln, und das gelingt auch, wenn Talia immer durch das dunkle Haus schleicht, und nur das Licht ihrer um den Hals baumelnden Taschenlampe die menschenleeren Gänge und Zimmer erhellt. Das Haus ist ein Ort des Horrors: Es gibt keinen Strom, hinter herabhängenden Folien und Möbeln kann immer das Böse hocken. Der Lichtkegel der Taschenlampe, die für Talia wie ein Talisman scheint, flackert in dunkle Ecken, dazu die Musik – es ist zum Fürchten. Eine besondere Beziehung baut Talia zur Polizistin Leo auf, die das Mädchen an ihre gestorbene Mutter erinnert. Im Laufe des Falls öffnen sich aber beide, und sie stellen fest, dass sie beide meinen, für den Tod eines geliebten Menschen verantwortlich zu sein. Außerdem gibt es noch ein wenig Geschichtsunterricht: Da in den Akten nichts zu den beiden toten Frauen zu finden ist, befragen die Kommissarinnen einen alten Kollegen. Und der erinnert sich an Fälle, die nicht aktenkundig wurden, denn Serienmörder durfte es in der DDR nicht geben.

Wie war es? „Parasomnia“ war weniger ein Krimi als ein Grusel-Psycho-Film, und der war spannend und gut gemacht. Am Ende blieb ein wenig die Logik des Falls auf der Strecke. So gab es noch kurz vor Schluss eine überraschende Wende mit einem Hauptverdächtigen-Wechsel. Aber das ist verzeihlich, weil darum ging es in „Parasomnia“ nur in zweiter Linie.

Was ist Parasomnie Talia leidet an Parasomnie, einem Phänomen, das dem Fall auch den Titel gibt. Der Begriff setzt sich zusammen aus dem griechischen Wort pará (bei, im, während, neben) und lateinisch somnus (Schlaf). Unter Parasomnie versteht man medizinisch diverse schlafbezogene Auffälligkeiten wie Schlafwandeln, Zähneknirschen, nächtliche Panik oder Sprechen während des Schlafes.

Was war das Beste Die Bonnerin Hannah Schiller spielt die Protagonistin Talia überzeugend. Ihre Art, Panik, Angst sowie die Selbstbeschwörung, dass alle schrecklichen Bilder nur vor ihrem inneren Auge existieren, darzustellen, hinterlässt beim Zuschauer Eindruck. Die 20-Jährige hat schon in einigen Serien wie „Bettys Diagnose“, „Soko München“ oder „Heldt“ mitgespielt, der „Tatort“ ist aber ihre Sonntagabend-Hauptrollen-Premiere.

Was war das für ein Haus? In solch einem Haus kann man sich wirklich nur gruseln. Dabei wird der Drehort – Schloss Pinnewitz im 40 Kilometer von Dresden entfernten Nossen – von Menschen ständig bewohnt. Schloss Pinnewitz hat eine fast 750-jährige Geschichte, mittlerweile finden sich in dem Hauptgebäude mehrere Wohnungen. Und man kann es für Foto-Shootings mieten.

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