"Tatort: Schock" Wiener Wettlauf gegen die Zeit

Wien · Im Wiener "Tatort" müssen die Kommissare Moritz Eisner und Bibi Fellner einen erweiterten Suizid verhindern. Ein solider Fall für die treuen Fans der Krimireihe.

Szenenbilder aus dem "Tatort: Schock"
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Szenenbilder aus dem "Tatort: Schock"

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Foto: ARD Degeto/ORF/Hubert Mican

Ein junger Mann kündigt via Internet an, dass er seine Mutter, seinen Vater und anschließend sich selbst töten wird. Der Auftrag für Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) im Tatort "Schock" am Sonntag: Sie sollen die Tat verhindern.

Medizinstudent David Frank (Aaron Karl) betont in seinen Internet-Videos immer wieder, wie normal er sei. Tatsächlich kommt er aus gutem Haus, der Vater ist renommierter Wissenschaftler, die Mutter Star-Anwältin. Auf den ersten Blick steht dem 22-Jährigen die Welt offen. Doch jetzt sind die Eltern verschwunden, der Sohn schickt via Internet Video-Botschaften an die Wiener Polizei.

Auf der Suche nach dem jungen Mann und seinem Motiv stoßen Eisner und Fellner auf die Soziologie-Dozentin Sarah Adler (Mercedes Echerer). Sie prangert den Leistungsdruck auf die junge Generation an, die gleichzeitig nur kleine Zukunftsperspektiven habe. Für Eisner wird der Fall persönlich, als die Ermittler auf ein Netzwerk radikaler Aktivisten stoßen, zu denen auch Kerem Sami Shafka (Mehmet Sözer) gehört — der Freund seiner Tochter Claudia (Tanja Raunig).

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Oberstleutnant Eisner reagiert wütend und zunächst auch mit wenig Verständnis für die Probleme der jungen Leute. "Wir sind die Pflichterfüller-Generation", sagt Tochter Claudia. Professorin Adler nennt sie die Generation Y: gut ausgebildet, leistungsstark und trotzdem millionenfach arbeitslos. Es scheint viele zu geben, die unter den Verhältnissen leiden.

Medizinstudent David Frank haben sie offenbar gänzlich verzweifeln lassen. Der Aktivismus an der Uni im Tatort weckt Erinnerungen: "Seid ihr die vierte Generation der RAF?", fragt Bibi Fellner und meint damit nicht nur die auffällig rote Strumpfhose, die die ansonsten unauffällige Soziologie-Professorin Adler in trüber Kulisse trägt.

"Schock" von Regisseur und Drehbuchautor Rupert Henning ist solide Krimiunterhaltung, wie sie sich viele treue Zuschauer vom "Tatort" am Sonntagabend wünschen: Der Fall ist spannend, hat ein furioses Finale und wirft ein Schlaglicht auf gesellschaftliche Probleme. Eine echte Entdeckung ist Aaron Karl, Sohn des österreichischen Schauspielers Fritz Karl ("Sisi", "Männerherzen"). Er spielt den David Frank so konsequent smart und als Jungen von nebenan, dass es einen gruselt.

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Es macht Spaß, den beiden Ermittlern bei der Arbeit zuzusehen. Wie ein altes Ehepaar stellen sie sich gegenseitig immer wieder in Frage, halten dabei aber immer zusammen und bauen sich gegenseitig auf.

Den Fall können die Kommissare lösen, die Probleme der Generation Y bleiben. Auf den moralischen Zeigefinger verzichten die Ermittler dankenswerterweise. "Ich fahr jetzt zu meiner Tochter, das ist auf alle Fälle nicht falsch", sagt Moritz Eisner zum Schluss schlicht.

"Tatort: Schock" , Das Erste, So., 20.15 Uhr

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