Der Versuch, ernst zu sein Saarländer "Tatort" schlägt neuen Weg ein

München/Saarbrücken · Glaubhaftere Charaktere und eine packende Geschichte: Der dritte Saarbrücker "Tatort" mit Devid Striesow als Kommissar Jens Stellbrink schafft den Spagat zwischen Ernsthaftigkeit und Unterhaltung.

Szenen aus dem "Tatort - Adams Alptraum"
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Szenen aus dem "Tatort - Adams Alptraum"

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Nach einem verwirrenden Ausflug in den Märchenwald und einem peinlichen Abstecher ins Rocker-Milieu schafft es das Team des Saarländer "Tatorts" im dritten Anlauf (26. Januar, 20.15 Uhr) endlich, Spaß und Ernst miteinander zu kombinieren.

Höchste Zeit, denn der neue Fall wartet mit einem ernsten Thema auf: Ein Schwimmtrainer soll sich an seinen Schülern vergangen haben - und eine Gruppe Unbekannter prügelt ihn wegen dieses Verdachts ins Koma.

Schwimmtrainer Sven Haasberger ist ohne Frage beliebt. Das sieht der Zuschauer bereits in der ersten Szene: Haasberger wird von seinen Schülern nach dem Unterricht ins Wasser geschubst. Es wird getobt, gelacht und gescherzt.

Doch nicht jedem scheint Haasbergers Tun zu gefallen. Nach einer Preisverleihung für sein Engagement taucht eine Gruppe vermummter Gestalten auf und prügelt den Trainer ins Koma. Der Notarzt gibt ihm von Beginn an kaum eine Chance.

Als auf Haasbergers Auto eindeutige Schmierereien gefunden werden, ist schnell klar, welches Motiv hinter dem Angriff steckt: Er soll sich an seinen Schülern vergangen haben. Im Internet tauchen Chatverläufe mit den Kindern auf. Die Angreifer haben sich offenbar zusammengeschlossen, um Haasberger vor allen Augen an den Pranger zu stellen. Für die Öffentlichkeit ist der Fall klar. Doch ist Haasberger tatsächlich ein Pädophiler? In Gesprächen mit den Kindern kommen Stellbrink Zweifel.

Regiseur Hannu Salonen hat sich nach zwei von der Kritik verrissenen "Tatort"-Folgen dazu entschieden, mehr Ernsthaftigkeit an den Tag zu legen. Mit dem Drama "Adams Alptraum" ist dies gelungen. "Manches eignet sich für lustige und leichte Momente, bei "Adams Alptraum" ist die Geschichte zu schwer", erklärte der Regisseur in einem Gespräch. Die Geschichte steht im Vordergrund. Stellbrink muss sich ihr beugen. Also keine Ironie mehr und nur noch düstere Bilder?

Wer die Schrullen des Kommissars Jens Stellbrink in den vergangenen Folgen liebgewonnen hat, der muss auch in "Adams Alptraum" nicht komplett darauf verzichten. Zwar sieht man den Ermittler nicht ein einziges Mal auf der Yogamatte, aber Jogginghose, rote Vespa und unkonventionelle Ermittlungsmethoden sind geblieben.

Stellbrink beweist jedoch auch, dass er mehr kann: Bei Sven Haasbergers Tochter Anna (Inga Lessmann) zeigt er sich von seiner feinfühligen und empathischen Seite.

"Feinjustierung der Figuren" nennt Produzent Martin Hofmann die Veränderung. Nicht nur an Stellbrink habe man gearbeitet, sondern auch an Staatsanwältin Dubois (Sandra Steinbach), "die damit ein Stückchen glaubwürdiger" geworden sei, erklärt Hofmann.

Nicht ganz so glaubwürdig, aber dennoch packend ist das Finale des Saarländer "Tatorts". Um die Täter zu enttarnen, stellt sich Ermittler Stellbrink als Köder zur Verfügung. Doch die Aktion läuft aus dem Ruder. Stellbrink ist in echter Gefahr und aus dieser Situation heraus menschelt es zum ersten Mal in der Folge zwischen den beiden Ermittlern Stellbrink und Marx (Elisabeth Brück). Schafft Marx es, ihren Kollegen vor dem Schicksal Haasbergers zu bewahren?

Die Chancen stehen nicht schlecht. Das Saarländer "Tatort"-Team arbeitete zum Jahresende bereits am Weihnachts-"Tatort" 2014 - in gleicher Besetzung.

(dpa)
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