TV-Vorschau Transhumanisten-Ulk im „Tatort“

Ludwigshafen · Im neuen „Tatort“ heilt ein Arzt seine Patienten, indem er ihnen kleine Chips in den Kopf pflanzt. Dies wirft sogenannte Fragen auf. Leider wird der Fall „Maleficius“ gegen Ende zur ulkigen Klamotte.

 Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) am Fundort der zweiten Leiche.

Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) am Fundort der zweiten Leiche.

Foto: dpa/Sabine Hackenberg

Im neuen „Tatort“ aus Ludwigshafen wird es philosophisch. Zumindest zeitweise. In einer Spezialklinik forscht der aufstrebende Professor Bordauer (Sebastian Bezzel) an neuesten medizinischen Methoden. Er heilt Depressionen mit Implantaten im Gehirn, baut künstliche Skelette für Gelähmte und will Menschen unsterblich machen, indem er Bio-Daten in riesigen Clouds speichert. In den Fokus der Polizei gerät die Klinik, als in der Nähe ein querschnittsgelähmtes Unfallopfer spurlos verschwindet. Der junge Mann hatte zuvor verzweifelt versucht, beim Professor behandelt zu werden. Um das Geld dafür aufzutreiben hatte der Patient einen befreundeten Autohändler Ali (herrlich schmierig: Gregor Bloéb) erpresst.

Hat Ali seinen Erpresser getötet und die Leiche verschwinden lassen? Oder wurde das Opfer doch in der Klinik behandelt und die Behandlung ging schief? Als kurze Zeit später auch noch eine junge Ärztin tot aufgefunden wird, sind sich die Ermittlerinnen Odenthal (Ulrike Folkerts) und Stern (Lisa Bitter) sicher: Irgendwas läuft da in der Klinik von Professor Bordauer ziemlich aus dem Ruder.

Der Film von Regisseur Tom Bohn greift aktuelle Debatten über die Grenzen der Medizin auf. Im Mittelpunkt steht die sogenannte Transhumanismus-Forschung. Dabei versuchen Forscher aus diversen Fachrichtungen, die geistigen und körperlichen Grenzen des Menschen durch den Einsatz von Technik Schritt für Schritt zu erweitern. Kritiker bemängeln jedoch, dass es dieser Forschung vielfach an ethischen Grundlagen mangelt. Tatsächlich läuft alles auf die Frage hinaus: Darf der Mensch versuchen, seine menschliche Natur zu überwinden?

Trotz des spannenden Themas bleibt „Maleficius“ unter seinen Möglichkeiten. Das hat mehrere Gründe: Dem immer noch jugendlich wirkenden Sebastian Bezzel (vielen noch bekannt aus dem Bodensee-„Tatort“) nimmt man die Rolle des Wissenschaftlers ohne Gewissen nur bedingt ab. Auch einige Nebenrollen sind seltsam besetzt. Tim Ricke etwa spielt Alis rechte Hand Wolfi. Der Bodybuilder war bislang vor allem in Reality-Formaten wie „Die Trovatos“ oder „Krass, Schule“ zu sehen. Nichts gegen den Duisburger, aber für den Sonntagabend könnten die Macher vielleicht auf erfahreneres Personal zurückgreifen. Eine schöne Überraschung ist indes der Auftritt von Heinz Hoenig, der als Klinikpfarrer einige starke Szenen hat. Wobei man dem 67-Jährigen bessere Dialoge gewünscht hätte. Seinen besten Satz „Der größte Trick, den der Teufel je gebracht hat, war die Welt glauben zu lassen, es gäbe ihn gar nicht“ muss er daher gleich zweimal sagen. Geklaut ist er natürlich auch noch.

Und dann ist da noch das actionreiche Ende von „Maleficius“, das wir hier natürlich nicht verraten, aber auch nicht verschweigen können. Es gerät nämlich albern und slapstickhaft. Gegen 21.35 Uhr wird dieser Krimi daher endgültig zur Ulk-Veranstaltung. Schade.

„Tatort: Maleficius“, Das Erste,
So., 20.15 Uhr

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