Heute Abend neuer Saarland-"Tatort" Devid Striesow: "Die Kritik tat uns weh"

Düsseldorf · Devid Striesow ermittelt zum dritten Mal im Saarländer "Tatort". Aus dem überzogen skurrilen Kommissar Stellbrink ist ein ernsthafter Ermittler geworden – inklusive sympathischer Schrullen.

Szenen aus dem "Tatort - Adams Alptraum"
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Devid Striesow ermittelt zum dritten Mal im Saarländer "Tatort". Aus dem überzogen skurrilen Kommissar Stellbrink ist ein ernsthafter Ermittler geworden — inklusive sympathischer Schrullen.

Ein Kommissar, der in Jogginghose ermittelt und sich selbst als Köder für eine prügelnde Menge Pädophilen-Hasser zur Verfügung stellt — wie viel hat Kommissar Jens Stellbrink mit dem echten Leben zu tun?

Striesow Gar nichts! Und das soll auch so sein. Ich kenne keinen Kommissar, der in Jogginghose auf der roten Vespa durch die Gegend fährt. Trotzdem bin ich als Zuschauer dankbar, wenn etwas passiert. Ich war mal als Vorbereitung für meine "Tatort"-Rolle in einem Kriminalkommissariat in Berlin. Die Realität hat mit dem Film gar nichts zu tun. Das war total öde — sagt der Kommissar auch selber. Der fand auch meinen allerersten "Tatort" zu albern. Trotzdem sagt er selbst, seinen Alltag und den seiner Kollegen kann man nicht verfilmen. Der ist nach zwei Minuten auserzählt.

Was hat Sie gereizt, eine Rolle im "Tatort" anzunehmen?

Striesow Man kann ja in diesem Format immer wieder völlig neue Sachen machen und es immer wieder neu ausfüllen. Es ist nichts festgeschrieben oder in Stein gemeißelt. Man erzählt ja auch unterschiedliche Fälle. Nur die Kommissarskonstellation und die Stadt, in der man ermittelt, sind festgeschrieben — und dann kann man Sachen in jede Richtung machen.

Die Einschaltquoten Ihrer ersten beiden "Tatort"-Folgen waren gut. Dennoch hagelte es Kritik. Zu viel Klamauk, schlechter Plot und unglaubwürdige Figuren. Wie sehr machen Sie sich abhängig von solchen Urteilen?

Striesow Davon kann man sich nicht abhängig machen, trotzdem muss man offen bleiben für Kritik. Aber es hat niemand mit der Menge, der Intensität und den Argumenten gerechnet, die kamen. Man macht den Film, und dann muss man sich dem stellen, was kommt. Und in unserem Fall kam eine ganze Menge krasser Kritik. Da merkt man plötzlich neun Millionen Zuschauer.

Wie sehr trifft Sie Kritik persönlich?

Striesow In dem Fall war es besonders schmerzlich, weil der zweite Tatort ausgestrahlt wurde, während wir den dritten gedreht haben — mit fast identischem Team. Das drückt natürlich auf die Stimmung. Ich wusste nicht, wie ich dem Beleuchter oder irgendwem am Set erklären sollte, wie man damit umgeht. Da sind alle geschockt, wenn sie solche Kritiken lesen. Da muss man wieder Stimmung machen am Set.

Wie haben Sie das gemacht?

Striesow Ich habe versucht, die Leute aufzumuntern. Die machen ihren Job ja eigentlich gerne. Aber wenn sie schon auf den Titelblättern so eindeutige Statements lesen, dann kann man da nicht einfach drüber hinweggehen und sagen, so sehen die Leute das halt. Alle Menschen am Set sind der Kritik genauso ausgesetzt wie der künstlerische Mitarbeiter.

Trotz Kritik ist die "Tatort"-Reihe so beliebt wie noch nie. Wie erklären Sie sich das?

Striesow Ich kann es selbst nicht erklären. Es gibt ja sogar diese Kneipen, da treffen sich die Leute regelmäßig und gucken den "Tatort". Das ist ein Ritual — und Menschen brauchen Rituale. Wahrscheinlich ist das der Wohlfühlmoment, bevor die Woche wieder startet.

Rebecca Krizak (dpa) führte das Gespräch.

(RP)
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