Schweizer Fall "Schutzlos" Flüchtlings-"Tatort": Bitte nicht lachen!

Luzern · Die Schweizer Ermittler Flückiger und Ritschard ermitteln im Luzerner Drogen-Milieu, in dem vor allem Afrikaner dealen. Einer der wichtigsten Sätze fällt gleich zu Beginn: Bitte nicht lachen!

"Tatort: Schutzlos" aus der Schweiz: Bilder des Krimis
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Szenen aus dem "Tatort: Schutzlos"

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Es ist einer dieser "Tatort"-Filme, der den Zuschauer mit einer ganzen Reihe von Vorurteilen konfrontiert — und der einen zurücklässt mit der Frage, ob diese Vorurteile denn nun Wahrheit sind oder nicht. Das Schweizer Fernsehen macht in "Schutzlos" auf das Schicksal von Flüchtlingen in Europa aufmerksam. Was allerdings auch klar wird: Die Bösen sind nicht nur die Einwanderer, und nicht alle Einwanderer sind die Bösen.

Kommissar Reto Flückiger (Stefan Gubser) und seine Kollegin Liz Ritschard (Delia Meyer) ermitteln vor allem auf der Baselstraße in Luzern. Hier treffen sich afrikanische Dealer und ihre einheimischen Kunden, um heimlich Kokain und Geld zu tauschen. In dieses Milieu ist auch Ebi Babatunde (Charles Mnene) abgerutscht. Obwohl er schon zwei Jahre in der Schweiz lebt, spricht er eigentlich nur Englisch, auch mit den anderen Afrikanern, bei denen er sich in der Wohnung in einem Hinterhaus neue Plastiktütchen mit Koks abholt, um sie weiterzuverkaufen.

Während er sich gerade eines selber durch die Nase zieht, werden seine Kollegen im Nebenzimmer überfallen. Der Jugendliche, der sich dem Angreifer in den Weg stellt, wird zunächst k.o. geschlagen, später am Flussufer erstochen aufgefunden. Normalerweise würde man nach einem Mord wie diesen ermitteln, was Flückiger und Ritschard auch wollen — allerdings sind ihre Kollegen nicht sonderlich angetan von noch mehr Arbeit. Dass die Kommissare die Ermittlungen aufnehmen, ist für den neuen Polizeikommandanten unverständlich.

"Seid ihr wahnsinnig? Der Asylant ist ja schon abgewiesen worden und untergetaucht, also praktisch nicht mehr existent", sagt er — und genehmigt die Ermittlungen nur, weil man eventuell den Drogenboss finden und er sich mit diesem Erfolg brüsten könnte. "Aber minimaler Ermittlungsaufwand, nur das Allernötigste", gibt er den Ermittlern noch mit auf den Weg. "Alle Menschen sind gleich, aber manche sind eben gleicher."

Sprüche wie diese, die Ausländer diffamieren, gibt es eine Reihe in diesem "Tatort", einer der wichtigsten Sätze fällt aber gleich zu Beginn. "Bitte nicht lachen", sagt ein Beamter, als die spätere Leiche gerade in der Schweiz angekommen ist, die Personalien aufgenommen werden und ein Foto vom Jungen gemacht wird. Zum Lachen ist die Situation für Flüchtlinge wirklich nicht. Weder in der Schweiz, noch irgendwo sonst in Europa. Dass sich das nur wenige vorstellen können, ist das große Thema dieses Films. Denn es zeigt sich: Es gibt immer wieder nur einzelne Personen, die sich ernsthaft für das Schicksal von Asylanten einsetzen.

"Tatort: Schutzlos", ARD, So., 20.15 Uhr

(spol)
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