ARD-Krimi "Spielverderber" Selten war eine "Tatort"-Leiche prominenter

Hannover · Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) untersucht den Mord an der Frau eines Soldaten. Star-Gast als Leiche ist Kai Diekmann, scheidender Chefredakteur der "Bild".

"Tatort" aus Hannover: Bilder von Maria Furtwängler und Kai Diekmann
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Bilder aus dem "Tatort: Spielverderber" mit Diekmann als Leiche

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Selten war eine Leiche im "Tatort" unwichtiger, allerdings war auch selten ein Toter prominenter. Kai Diekmann, scheidender Chefredakteur der "Bild", ist in "Spielverderber" für wenige Sekunden im Hintergrund zu sehen. Als sich Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) und Gerichtsmediziner Hans Jepsen (Niels Bormann) der Toten widmen, um die es in diesem Fall geht, liegt der 51-Jährige mit offenem Bauch auf einem der silberfarbenen Tische. "Bei dem ist richtig was schiefgelaufen", sagt der Mediziner lapidar.

Diese Spielerei hätte man sich sparen können, denn eigentlich ist der Krimi ein guter. Gleich zu Beginn stirbt die Ex-Frau des Bundeswehr-Soldaten Jan Körner (Gerdy Zint), als sie sich mit einem Liebhaber in einem abgelegenen Haus in der niedersächsischen Provinz vergnügen will. Er war und ist jedoch nicht der einzige Mann, mit dem die Blondine das ein oder andere Abenteuer suchte - sehr zum Leidwesen von Körner, der darauf so gar nicht klar kam, auch Monate nach der Trennung nicht.

Der Soldat, im Film stationiert auf dem realen Fliegerhorst Wunstorf (nordwestlich von Hannover), ist psychisch ein wenig labil und wird oft handgreiflich, weshalb er natürlich in den Fokus von Lindholms Ermittlungen rückt. Die Suche konzentriert sich aber auch auf Paul Goebel (Thure Lindhardt), der seit der gemeinsamen Nacht mit seiner Affäre nicht mehr gesehen wurde, von seiner Frau Kristin (Jasmin Gerat) aber ein Alibi bekommt. Er sei auf einer Hochzeit in Dänemark, und das eine ganze Woche lang. Zwar warnt Lindholm den Ex-Mann der Toten noch, die Sache nicht selbst in die Hand zu nehmen, doch Körner hat mit Goebel, in dem er den Mörder seiner Frau sieht, andere Pläne.

Was den "Tatort" so gut macht, sind die Inszenierung von Grimme-Preisträger Hartmut Schoen sowie die Musik von Pianist Matthias Frey. Allein eine der ersten Szenen, in denen Körner im verlassenen Haus dämmert, dass etwas nicht stimmt, hätte Thriller-Legende Alfred Hitchcock nicht besser dirigieren können - von der Musik über das Szenenbild bis zum Spiel des Darstellers. Obwohl man sich denken kann, was passiert, steigt die Spannung ins schier Unermessliche.

Spannend bleibt der Fall bis zum Schluss, doch etwas anderes ist man von den Lindholm-Krimis auch nicht mehr gewohnt. Furtwängler stellt eine der besten Ermittlerinnen der vergangenen Jahre dar, sowohl in der Gunst der Kritiker wie auch in der der Zuschauer ist sie vorne mit dabei. Bei der Flut an neuen "Tatort"-Teams ist es schade, dass sich Furtwängler selbst eine Pause verordnet hatte und "Spielverderber" erst ihr zweiter Fall seit der Doppelfolge "Wegwerfmädchen/Das goldene Band" (Dezember 2012) ist.

(spol)
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