Der Himmel ist ein Platz auf Erden Fünf Neue für den Franken-"Dadord"

Nürnberg · Für den Bayerischen Rundfunk ermittelt eine Mordkommission in Nürnberg. Das "Tatort"-Debüt bietet trockenen Humor und einen seltsamen Fall.

"Tatort": Der Himmel ist ein Platz auf Erden
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Franken-"Tatort": Der Himmel ist ein Platz auf Erden

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Der fränkische Dialekt spielt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen seit dem Karriere-Ende von Lothar Matthäus nur noch eine untergeordnete Rolle, aber nun gibt es für solch schöne Wörter wie "subba" (super) und "Erohdigg" (Erotik) wieder einen festen Sendeplatz: An diesem Sonntag feiert ein neues "Tatort"-Team Premiere - oder wie es die Nürnberger Mordkommission ausdrücken würde: der "Franggen-Dadord".

Der Bayerische Rundfunk hat sich als Hauptfiguren für zwei Protagonisten mit Migrationshintergrund entschieden: Dagmar Manzel verkörpert die ostdeutsche Hauptkommissarin Paula Ringelhahn, Fabian Hinrichs ist Felix Voss - ebenfalls Hauptkommissar, aber Nordlicht. Das Kennenlernen wird dem Publikum leicht gemacht. Denn auch Voss ist neu in Nürnberg. An seinem ersten Arbeitstag wird ein Professor erschossen in einem Auto gefunden. Voss stürzt sich direkt in die Ermittlungen, stellt sich allen vor und fragt viel nach Personen, Abläufen und Orten, so dass auch der Zuschauer schnell einen Überblick bekommt.

Das Team sieht sich mit einer heiklen Ermittlung konfrontiert: Der Tote war ein angesehener Professor an der Universität Erlangen, arbeitete an geheimen Raketen-Projekten. Sein Stiefbruder soll mit seiner Firma Bomben verschieben. Allerdings war auch eine Frau mit in dem Auto, in dem der Professor getötet wurde. Sie hat der Täter verschont, und sie ist seitdem verschwunden. Die Witwe (Jenny Schily, Tochter des Politikers Otto Schily) ist von ihrem Schmerz so überwältigt, dass sie kaum Angaben machen kann. Eine Nachbarin (Ulrike C. Tscharre) steht ihr zur Seite.

Der fränkische Dialekt bleibt bei den Hauptdarstellern außen vor. Die regionale Färbung kommt vor allen Dingen durch ihre Kollegen. Stefan Merki spielt den Polizeipräsidenten Dr. Kaiser , seine Szenen sind großartig: Er preist die Ruhe Nürnbergs, befindet sich jedoch bei jedem Auftritt nah am cholerischen Anfall. Ansonsten sticht noch Kabarettist Matthias Egersdörfer als Leiter der Spurensicherung hervor. Mit seinem ersten Auftritt, bei dem er die Leiche im Forst kurz und knapp als "Waldsterben" bezeichnet, zeigt er auch, in welche Richtung der Franken-"Tatort" (Buch und Regie: Max Färberböck) will: trockener Humor, gute Dialoge, statt Action gibt es lange Kamerafahrten im Auto und fast poetisch wirkende Rückblenden, bei denen die Beziehungen und das Verhalten der handelnden Personen wie unter einem Mikroskop analysiert werden.

Am Schluss sagt Felix Voss: "Naja, für den Anfang war das schon . . ." - und bringt den Satz nicht zu Ende. Nicht schlecht, ergänzt der Zuschauer. Oder sehr ordentlich. Denn die bissigen und wortwitzigen Dialoge machen wirklich Spaß. Nur beim Kriminalfall gibt es eindeutig Luft nach oben. Doch der Franken- "Tatort" hat mit Humor, Empathie und einer besonderen Erzähl-Form sein Potenzial bewiesen. Und deshalb wird ihn sicher nicht dasselbe Schicksal ereilen wie das Team aus Erfurt, das nach nur zwei Folgen den Dienst verlassen musste.

"Tatort - Der Himmel ist ein Platz auf Erden", ARD, So., 20.15 Uhr

(RP)
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