Schweizer „Tatort“ am Sonntag Kurz vor dem Abschied wird es nochmal richtig gut

Düsseldorf · Die Luzerner „Tatort“-Kommissare geraten in ihrem vorletzten Fall an einen eher unbedarften Verbrecher. Der Film überzeugt. Das liegt auch an Misel Maticevic.

 Unangenehm: Kommissar Reto Flückiger (Stefan Gubser) gerät in seinem vorletzten Fall in eine Geiselnahme.

Unangenehm: Kommissar Reto Flückiger (Stefan Gubser) gerät in seinem vorletzten Fall in eine Geiselnahme.

Foto: dpa/Daniel Winkler

Und darum geht es: Flückiger (Stefan Gubser) und Richard (Delia Mayer) ermitteln im Fall einer erstochenen Professorin. Lackspuren bringen die Polizisten schnell auf den Unternehmer Anton Seematter (Roland Koch), der ein heimliches Verhältnis mit der Wissenschaftlerin hatte. Als sie den Verdächtigen zu Hause befragen wollen, geraten die Beamten leider mitten in eine Geiselnahme. Kurz zuvor hatte nämlich der Arbeitslose Mike Liebknecht (Misel Maticevic) Frau und Tochter des Unternehmers gefesselt und geknebelt. Liebknecht hat seinen Job verloren, weil Seematter angeblich aus Profitgier sein Unternehmen in Deutschland in die Insolvenz geschickt hatte. Liebknecht fordert nun Ausgleich für seinen Verdienstausfall – brutto und bis zur Rente als Einmalzahlung in bar.

Er macht dabei anfangs keinen unsympathischen, sondern eher einen freundlich-unbedarften Eindruck. Wie genau er sich die Geldübergabe vorstellt, kann er nicht sagen. Überhaupt scheint er sich über die Geiselnahme und ihren Ausgang keine großen Gedanken zu machen. Er wolle nur sein Geld holen, das stehe ihm ja wohl zu. In seiner Überforderung wird Liebknecht dann leider doch unsympathisch und schießt einer Geisel ins Bein, um seinen immer noch unklaren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Flückiger und Richard läuft plötzlich die Zeit davon.

Regisseur Andreas Senn ist ein über weite Strecken packender Krimi gelungen. Beinahe der ganze Film spielt in der Villa des Unternehmers. Schon durch die räumliche Enge kommt Spannung auf. Auf moralische Bewertungen oder eine kluge Botschaft wird erfreulicherweise verzichtet. Der Film solle zeigen, dass, wenn es wirklich hart auf hart kommt, alle alles verlieren können, erklärte Senn in einem Interview. Den vielleicht schönsten Satz liefert übrigens Unternehmer-Tochter Leonie (Cecilia Steiner): „Privilegien sind halt nichts für alle, sonst wären es ja keine mehr.“ Das klingt recht schroff, ist aber leider nicht falsch. Sorgen um die berufliche Zukunft der beiden Hauptdarsteller muss man sich übrigens keine machen. Der 60-jährige Gubser kündigte an, in Zukunft wieder mehr Theater spielen zu wollen. Die erfolgreiche Sopranistin Delia Mayer widmet sich in Zukunft noch mehr der Musik. 2019 steht unter anderem ein Engagement bei den Bergischen Symphonikern an.

Beide äußerten kürzlich in Interviews, dass sie gar nicht so traurig seien, dass beim „Tatort“ Schluss ist. Die Kritik sei schon sehr heftig und manchmal unfair gewesen. Welche Ermittler das Schweizer Fernsehen danach ins Rennen schickt, ist noch nicht bekannt.

„Tatort“, Das Erste, So., 20.15 Uhr

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