So war der „Tatort“-Fall „Die Amme“ Schön, dass es Wien gibt

Wien · Harald Krassnitzer ermittelte zum 50. Mal in einem „Tatort“. Das düstere Psychodrama um einen Mörder, der die Kinder von Prostituierten retten will, war spannend. Und am Ende besonders rührend.

 Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer, Mitte) befragen Gustav Langer (Christian Strasser), den sie verdächtigen, eine Prostituierte ermordet zu haben.

Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer, Mitte) befragen Gustav Langer (Christian Strasser), den sie verdächtigen, eine Prostituierte ermordet zu haben.

Foto: ARD Degeto/ORF/Prisma Film/Petro/ARD Degeto/ORF/Prisma Film/Petro Domenigg

Worum ging es? Um die schwierige Suche nach einem Mann, der als Frau verkleidet Prostituierte ermordet und deren Kinder entführt. Das Spiel des Täters mit den beiden Rollen verwirrt die „Tatort“-Ermittler Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser). So kann der Mörder quasi vor ihren Augen in seiner Wohnung, in der das Kind gefangen gehalten wird, ein und aus gehen. Hinzu kommt, dass Bibi derart von Schlaflosigkeit geplagt ist, dass sie im Pyjama mitten in der Nacht in einem Club eine ihr bekannte Dealerin um Schlafmittel bittet. In den Ermittlungen bringt erst der Hinweis einer Frau, die einen Angriff des Mörders überlebt hat, den Durchbruch, weil sie sich daran erinnert, dass die Frau in ihren Schuhen so wackelig gegangen sei – als sei sie nicht daran gewöhnt.

Wie war es? Der spannende Fall „Die Amme“ wurde von Christopher Schier als Psychodrama inszeniert. Die düstere Atmosphäre im ganzen Film wirkt bedrückend und entwickelt eine eigene Faszination. Max Mayer spielt den Mörder wirklich grandios. Er strahlt eine unkalkulierbare Bedrohung aus, so dass der Zuschauer stets fürchten muss, was als Nächstes geschieht. Der Mann lebt in einer eigenen Welt und handelt aus dem Impuls heraus, das Kind retten zu müssen.

Der beste Dialog Moritz Eisner, der in seinem 50. Fall ermittelt, wird als Running Gag immer für einen Sozialarbeiter gehalten. Das sagt ihm auch Drogendealerin und Bibis Spitzel Wave ins Gesicht: „Du schaust aus wie ein Sozialarbeiter.“ „Und du schaust aus wie ein Dealer“, grantelt er zurück.

Die rührendste Szene Den Fans des Wiener „Tatorts“ stockt der Atem, als Bibi Fellner am Ende angeschossen wird. Doch im Krankenhaus kommt es zu einem zu Herzen gehenden Moment, als Moritz Eisner an ihrem Krankenbett wacht. Er tröstet sie: „Alle Kollegen wollten kommen, aber wir zwei machen uns einen schönen Abend.“ Und endlich kann Bibi schlafen, den Medikamenten sei Dank.„Schön, dass es dich gibt“, sagt Eisner zu seiner Kollegin. Dem kann man sich nur anschließen

Die Schwäche des Krimis Aufgelöst wird nicht, wie und warum der Täter  mit der Polizei verbunden ist. Eine Nachfrage von Eisner scheint zumindest zu bestätigen, dass der Mann Polizist ist. Dessen Crack-Konsum macht dramaturgisch eigentlich gar keinen Sinn. Spannender wäre das Psychogramm gewesen, warum der Hass auf Prostituierte und der Wunsch, deren Kinder zu erretten, so groß sind. Aber das ändert nichts dran, dass der Fall sehenswert war.

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