"Tatort - Der sanfte Tod" Furtwänglers Comeback - saugut!

Hannover · Im starken "Tatort" aus Hannover kämpft Maria Furtwängler als Charlotte Lindholm gegen einen übermächtigen Gegner. Lindholm heult, wird vorgeführt und fällt auf falsche Fährten rein.

Eindrücke aus dem "Tatort - Der sanfte Tod"
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Gleich zwei Männer drücken der LKA-Beamtin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) ihre Bewunderung aus. "Sie sehen ja immer gut aus", sagt ihr Chef von Keller (Robert Dölle). "Sie sind mit Abstand die schönste Frau hier", sagt Fleischfabrikant Jan-Peter Landmann (Heino Ferch), dessen Chauffeur heimtückisch erschossen wurde. Lindholm untersucht den Fall, und zunächst scheint es ein üblicher "Tatort" auf dem platten Land rund um Hannover zu werden.

Die taffe Kommissarin, die einsam durch die Provinz zieht, Männer grundsätzlich nervös macht und bei 100-prozentiger Aufklärungsquote eine gute Mutter für Sohn David ist, stößt in diesem starken Fall (Buch und Regie: Alexander Adolph) allerdings an ihre Grenzen. Da der mächtige Industrielle kurz vor dem Anschlag mit seinem Fahrer die Plätze getauscht hatte, ist sie überzeugt davon, dass der Unbekannte eigentlich Landmann treffen wollte. Feinde hat er genug, von radikalen Tierschützern bis hin zu kleinen Bauern, denen er mit seinem Großbetrieb die Existenzgrundlage genommen hat. Als sie mit ihm in dessen Auto sitzt, löst sich ein Rad, das offenbar manipuliert wurde, beide entgehen knapp einem folgenschweren Unfall.

Lindholm, der die unerfahrene und damit wenig brauchbare Kommissarin Bär (Bibiana Beglau) zugeteilt wird, durchforstet Lindmanns Umfeld. Als sie die Fingerabdrücke von Landmanns alkoholkrankem Neffen an den Radschrauben findet, scheint der Fall klar. Doch es gibt auch Zweifel. Besonders die 130.000 Euro, die Lindmann der Mutter des Chauffeurs geschenkt hat, machen Lindholm stutzig.

Die bisweilen etwas anstrengende Darstellung der schönen Super-Spürnase, die seit einigen Jahren auf Maria Furtwänglers Anregung auch alleinerziehende Mutter ist, hat mit dieser harten Episode ein vorläufiges Ende. Lindholm fällt auf falsche Fährten herein, sie heult, wird vorgeführt und muss sich von ihrer Mutter sagen lassen, dass sie ihren Sohn vernachlässigt.

Der so charmante Großunternehmer, von Heino Ferch mit präziser Schmierigkeit gespielt, ist ein Mann, der ihr zwar Komplimente macht, aber in jeder Sekunde sich und seine Interessen im Blick hat. Sein Weltbild ist simpel: Er ist zurecht reich, die Armen haben eben Pech gehabt. Deswegen bekommen sie auch nur minderwertige Ware, die sogar krank macht. "Es können nicht alle gleich alt werden. Das Gleichgewicht der Welt regelt sich über unser Futter", sagt er mit hörbarer Selbstzufriedenheit. Der ruhig inszenierte Krimi ist einer der Sorte, die einem allmählich den Hals zuschnüren, und er wartet mit einem Ende auf, das untypisch ist für die übliche "Alles wird gut"-Gewissheit sonntagabends um Viertel vor zehn.

Dass diejenigen mit viel Geld schwer zu fassen sind, ist keine revolutionäre Erkenntnis. Doch die Hilflosigkeit der Kommissarin, die in Verzweiflung umschlägt, beschäftigt einen noch, wenn der Abspann läuft. Maria Furtwängler zeigt sich wie Heino Ferch in Bestform. Ein verstörend guter Film.

"Tatort - Der sanfte Tod", ARD, So., 20.15 Uhr

(RP)
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