„Tatort: Baum fällt“ Ein Krimi wie ein Heimatfilm

Villach · Für die österreichischen „Tatort“-Ermittler geht es im Fall „Baum fällt“ nach Kärnten. Ein Holzwerk-Besitzer wurde getötet. Der Fall erinnert an ein Drama à la Luis Trenker.

 Kommissar Moritz Eisner (Harald Krassnitzer, l.) und Friedl Jantscher (Michael Glantschnig) sehen, was von ihrem Mordopfer übrig ist: nur ein Schulter-Implantat.

Kommissar Moritz Eisner (Harald Krassnitzer, l.) und Friedl Jantscher (Michael Glantschnig) sehen, was von ihrem Mordopfer übrig ist: nur ein Schulter-Implantat.

Foto: dpa/Helga Rader

Vor allen Dingen, weil sie ihr geliebtes Wien verlassen müssen und nach Kärnten geschickt werden. Unweit des Großglockners steht das riesige Holzwerk, in dem Bäume zu Holzpellets verarbeitet werden. Die lokalen Forstwirte sind schon längst in die Knie gegangen, in Osteuropa wird fürs Sägewerk das Holz geschlagen. „Ich will die Namen von allen, die hier arbeiten oder mal gearbeitet haben“, herrscht Eisner einen Dorfpolizisten an. „Das trifft hier auf ziemlich jeden zu“, entgegnet dieser trocken.

Der Fall mit dem Titel „Baum fällt“ ist nicht nur wegen der vielen Bergpanoramen ein klassisches Alpendrama à la Luis Trenker. Es gibt einen fiesen Patriarchen, den Vater, der mit seiner Macht das ganze Dorf in Schach hält. Seine zwei Söhne sind sich spinnefeind, nun ist der eine tot. Der Verdacht fällt schnell auf den Bruder Klaus (Alexander Linhardt), erst recht, weil dessen Frau doch sehr um den Schwager trauert. Im Tal gibt es Geheimnisse, Verstrickungen und böses Blut. Und einen Eindringling von außen: Umweltaktivist Holzer (David Oberkogler) hat versucht, das Holzwerk zu verklagen, und gefährdet damit das Auskommen aller. Die  Zutaten passen perfekt zu einem Heimatfilm – das einzige, das Regisseur Nikolaus Leytner sich nicht bei diesem Genre ausborgt, ist der kreisende Adler am Himmel.

Der Krimi entwickelt sich zu einer unterhaltsamen Mördersuche. Eisner ist ohne ersichtlichen Grund unwahrscheinlich grantig und taut dann doch auf, als er im örtlichen Polizeichef Alois Feining (Karl Fischer, „Donna Leon“) einen alten Bekannten trifft. Der kennt sich mit dem Beziehungsgeflecht im Dorf bestens aus und versorgt die Wiener mit seinen Kenntnissen und buddhistischen Weisheiten. Nur Bibi Fellner bleibt misstrauisch.

Feining hatte einst eine Karriere bei der Mordkommission, warum er sie aufgegeben hat, bleibt zunächst unklar. Eisner kann nicht verstehen, warum er in seine Heimat zurückgegangen ist. „Den ganzen Tag die Berge anschauen ist auch fad“, hält er ihm vor. Diesen „Tatort“ anzuschauen ist aber nicht fad,  es ist ein solider Fall mit guten Dialogen.

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