Boerne und Thiel ermitteln Münster-"Tatort": Die Hölle ist ein Hospital

Münster · In "Mord ist die beste Medizin" geht es um gefälschte Medikamente und Professor Boernes Lebensende. Der neue Fall aus Münster ist einfach nur ein toller Krimi.

Münster-"'Tatort': Mord ist die beste Medizin"
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Es gibt Momente, in denen bleibt selbst dem eloquenten Professor Boerne (Jan Josef Liefers) die Spucke weg. "Machen Sie sich keine Sorgen", sagt ihm seine behandelnde Ärztin Dr. Süßmilch (Anna Bederke) kurz vor einer Leber-Biopsie. "Den Eingriff habe ich schon öfters gemacht - irgendwann muss er mir ja mal gelingen."

Im neuen Fall aus Münster, "Mord ist die beste Medizin", verschlägt es den Gerichtsmediziner ins Krankenhaus. Ihm geht es nicht gut, ein Schatten liegt auf seiner Leber. Leider gibt es weder die Chefarzt-Behandlung noch ein Einzelzimmer.

Tatort – diese Teams ermitteln
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"Tatort" – diese Teams ermitteln

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Nur ein Bett neben Volksmusik-Fan Ulrich Göbel (Josef Ostendorf) ist frei, Oper-Fan Boerne fleht die Krankenschwester an: "Haben Sie nicht wenigstens einen Taubstummen für mich?" Doch der Lungenkrebskranke gibt den für den Fall entscheidenden Hinweis: Trotz Chemotherapie ist der Mann fit und gut gelaunt. Boerne vermutet, dass in der Infusion nicht der hochkonzentrierte Wirkstoff steckt, der 25 000 Euro kostet. Das Krankenhaus, in dem ein Mörder herumläuft, entpuppt sich als Hölle.

Und so ergibt alles einen Sinn: Boerne und Kommissar Thiel (Axel Prahl) glauben nun auch, dass der im Botanischen Garten erst leblos aufgefundene und später im Krankenhaus unter mysteriösen Umständen gestorbene Apotheker Oliver Hölzenbein (Jesse Albert) ermordet worden ist. Das behauptet zwar auch eine Zeugin, doch die ist erst zehn Jahre alt und verfügt über eine rege Fantasie.

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Foto: dpa, Sven Hoppe

Dorothee Schön (Buch) und Thomas Jauch (Regie) ist ein wunderbarer Münster-"Krimi" gelungen. Er bringt das ernste Thema Arzneifälschung zusammen mit dem Klischee des kranken Mannes, den Geschichten aus dem Krankenhaus, die jeder so schon einmal erlebt oder gehört hat und wagt es, auch das Thema Krebs humorvoll zu betrachten. "Gute Komödien haben einen tragischen Kern. Ich wünsche mir mehr Mut in diese Richtung. Krebspatienten, jedenfalls die, die ich kenne, würden das begrüßen", sagte die Drehbuchautorin.

Amüsant ist, wie nach und nach Boernes Umfeld reagiert, als es mitbekommt, wie es angeblich um den Gerichtsmediziner steht. Selbst Silke "Alberich" Haller (Christine Urspruch) muss feststellen, dass sie den Chef vermisst. Staatsanwältin Klemm (Mechthild Grossmann) wird ebenfalls sentimental. Besonders rührend wirkt das Zusammenspiel von Boerne und Thiel. Der Kommissar ist zwar beunruhigt, verschont seinen Kollegen und Widersacher jedoch nicht mit Häme: "Jetzt sterben Sie mal in Ruhe, ich rufe Sie später an."

Szenen aus "Tatort: Der Wüstensohn"
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Szenen aus "Tatort: Der Wüstensohn"

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Besonders schön ist die Szene, in der Thiel schlaflos im Bett liegt und den Patienten im Krankenhaus anruft. Während des Gesprächs, beim Klang von Boernes vertraut-verhasster Stimme, schlummert er dann schließlich ein. "Es freut mich, dass die Spiellaune von Jan Josef Liefers und Axel Prahl ein paar neue Aspekte in der Beziehung Boerne-Thiel zutage gefördert hat", sagt Regisseur Jauch.

Für alle, die fürchten, die beiden würden nun endlich Freunde, gibt es schon einmal Entwarnung. "Von einer neuen Herzlichkeit kann nicht die Rede sein", betont Prahl. "Wir werden uns vermutlich auch weiterhin verbale Duelle liefern und auf das Feinste aneinandergeraten."

Zum Glück. Denn der Humor ist in dieser Folge großartig und nicht wie in manch schwächerem Vorgänger bemüht. Dass Boernes zweiter Zimmernachbar, ein Rapper mit Hodenkrebs, Bischudo heißt, bleibt der einzige Kalauer.

(RP)
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