"Tatort: Am Ende geht man nackt" Flüchtlinge sind keine Heiligen und Behörden nicht perfekt

Düsseldorf · Ein Klischee zum "Tatort" besagt, dass sich in der Krimireihe ein Mosaik deutscher Befindlichkeiten spiegelt, sortiert nach Regionen, gelegentlich gebrochen oder verstärkt durch die Schrulligkeit der Ermittler. Und die kommt auch im Bamberger Tatort "Am Ende geht man nackt" zum Tragen.

Szenen aus dem Tatort "Am Ende geht man nackt"
5 Bilder

Szenen aus dem Tatort "Am Ende geht man nackt"

5 Bilder
Foto: dpa, nar axs cat sja

Wie war der Fall?

Im dritten Franken-"Tatort" mit dem Titel "Am Ende geht man nackt" wurde eine junge Afrikanerin Opfer eines Brandanschlags in einer Flüchtlingsunterkunft in Bamberg. Wie sich aber herausstellte, war sie nicht von einem Unbekannten vorsätzlich in der Vorratskammer eingeschlossen worden, sondern das Schloss schnappte automatisch wegen der steigenden Hitze zu.

Worum ging es eigentlich?

Es war zum Glück keine typische Betroffenheits-Geschichte über arme Flüchtlinge und böse Neonazis. Das Bild, das gezeichnet wird, war ohne falsche Scheu. Die Flüchtlinge sind keine Heiligen: Sie betrachten gerne Frauen im Bikini, machen sie mit blöden Sprüchen an, trinken Bier, und einige von ihnen sind auch kriminell. Und es leben nicht nur Kinderärzte aus Syrien in der Unterkunft. Kritisch wird hingegen auf die deutschen Behörden geblickt. Ein Flüchtling ist seit fünf Jahren geduldet, weil seine Akte verloren ging, und es gibt einen kleinen Disput über die richtige Bezeichnung der Unterkunft. "Das ist eine Flüchtlingsunterkunft." "Nein, das ist eine Gemeinschaftsunterkunft." Die Botschaft des Films ist: Egal, ob man es auch Erstaufnahmeeinrichtung oder Asylbewerberheim nennt, dort leben Menschen.

Gibt es ein Vorbild für den tödlichen Schuss am Ende?

Im vergangenen Jahr hat ein Hausbesitzer im Sauerland einen 18-jährigen Einbrecher erschossen. Der Heranwachsende war in einer Flüchtlingsunterkunft untergebracht und albanischer Herkunft. Die Staatsanwaltschaft wertete das Verhalten des Jägers als Notwehr — und stellte das Verfahren gegen ihn ein.

Lustiges Gimmick

Kommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) läuft brav mit einer Leinentasche der Deutschen Polizeigewerkschaft herum (DPolG). Der Baumwollbeutel mit dem Logo der Gewerkschaft der Polizei (GdP) ist sicherlich schon auf dem Weg nach Nürnberg.

Ein Satz, den man sich merken sollte?

"Wenn Sie nichts zu sagen haben, dann schreien Sie doch einfach!"

Das schönste Wort im Dialekt?

Der Franken-Tatort" setzt wie kein anderes Team auf Mundart. Und das Wort "Heuschregge" ist auch zu schön.

Was passte nicht?

Der Undercover-Einsatz des Kommissars Felix Voss (Fabian Hinrichs) war schon ziemlich hanebüchen. Weil er eine tschetschenische Oma hat und in der Landessprache "Ich liebe Kartoffelsuppe" sagen kann, durfte er in die Flüchtlingsunterkunft einziehen. Dort sprach er in gutem Deutsch mit seltsamen Akzent. Einzige charmante Szene: Als er nach einer Attacke von Rechtsradikalen auf die Flüchtlingsgruppe von den unwissenden Streifenkollegen festgenommen wurde und ihnen seinen Dienstausweis vor die Nase halten ließ: "Jaha, lesen Sie!"

(mst)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort