„Tatort: Alles was Recht ist“ Schuld, Sühne und Eifersucht

Wien · Ein gerissener Anwalt verschafft einem Doppelmörder einen Freispruch. Doch das passt dem Mörder so gar nicht. Er wollte gerichtet werden. Ein kniffliger Fall für die Wiener Ermittler Fellner und Eisner mit einem etwas komplizierten Ende.

 Kommissar Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) muss im neuen „Tatort“ aus Wien als Zeuge im Prozess gegen einen Frauenmörder aussagen.

Kommissar Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) muss im neuen „Tatort“ aus Wien als Zeuge im Prozess gegen einen Frauenmörder aussagen.

Foto: ARD Degeto/ORF/KGP/Sara Meister

Der neue „Tatort“ aus Wien beginnt mit einem blutigen Doppelmord. Der Finanzbeamte Stefan Weingartner (Johannes Zeiler) fühlt sich auf der Arbeit unwohl und fährt früher nach Hause. Dort bekommt er ein Gespräch seiner Ehefrau mit einer Freundin mit, die sich über ihr Sexleben unterhalten. Weingartner greift zu einem Küchenmesser und schneidet beiden Frauen die Kehle durch. Sekunden später setzt er sich zu seinen Opfern aufs Sofa, ruft die Polizei an, gesteht den Doppelmord und lässt sich ohne Widerworte verhaften. Die Wiener Ermittler Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) legen den Fall schnell zu den Akten.

Doch wenige Monate später gelingt es Weingartners Anwalt Thomas Hafner (Julian Loidl), die Schöffen von der Unzurechnungsfähigkeit seines Mandanten zur Tatzeit zu überzeugen. Dem Finanzbeamten scheint das gar nicht recht zu sein, offenbar wäre er gerne für lange Zeit ins Gefängnis gegangen. Kurze Zeit nach dem Urteil gibt es einen zweiten Mord. Der Anwalt wird getötet. Verdächtige gibt es einige: Weingartners Tochter hasste ihren Vater schon vor der Tat und reagierte empört auf das Urteil. Schnell stoßen die Ermittler auch auf Putzfrauen, die sich in den Räumen der Kanzlei in der Mordnacht verdächtig verhalten haben.

Um die Sache richtig kompliziert zu machen, gerät noch ein alter Bekannter ins Visier der Polizisten. Inkasso-Heinzi (Simon Schwarz) kennt Weingartner aus dem Gefängnis und soll den Kontakt zum getöteten Anwalt hergestellt haben. Und dann wäre da noch die einsame Blumenhändlerin Helene Schmidinger (Marion Mitterhammer), die Weingartner Liebesbriefe ins Gefängnis schreibt. Der Finanzbeamte ist inzwischen übrigens völlig von der Bildfläche verschwunden. Hat er sich selbst das Leben genommen? Viele Knoten also, die es für die Ermittler zu lösen gilt.

Das Duo Fellner/Eisner gehört seit Jahren zu den Favoriten des Publikums, und auch im Fall „Alles was Recht ist“ harmonieren die beiden wunderbar. Als Fellner ihrem Kollegen endlich die ganze Geschichte hinter ihrer Freundschaft mit dem kleinen Gauner Inkasso-Heinzi erklärt, kommen sich die beiden Freunde sogar noch ein Stück näher. Lustig wird es gleich mehrmals, zum Beispiel als Eisner in der Gerichtsmedizin gemeinsam mit dem Pathologen versucht, das Handy des toten Anwalts mittels Gesichtserkennung zu entsperren. Offenbar muss sich das Gesicht nämlich bewegen, damit das funktioniert. Bei einem Körper mit Leichenstarre ist das gar nicht so einfach.

Zu den beeindruckendsten Fällen aus Wien gehört die neue Folge aber eher nicht. Der Film von Karin Lomot und Robert Buchschwenter (Buch) und Gerald Liegel (Regie) kommt trotz des schockierenden Auftakts etwas schwer in die Gänge. Die Auflösung selbst dürfte für einige Zuschauer dann ein paar Wendungen zu viel haben. Zudem wurde das Thema Hybristophilie (übersetzt: Einsame Frau verehrt Schwerverbrecher und schickt ihm glühende Liebesbriefe ins Gefängnis) in den vergangenen Jahren gleich mehrmals im „Tatort“ behandelt. Unter dem Strich bleibt ein solider Krimi über die großen Lebensthemen Liebe, Schuld und Sühne, den Wien-Fans getrost anschauen können – allein für die Erkenntnis, dass kein TV-Kommissar so grantig-hilflos eifersüchtig werden kann wie der Eisner Moritz.

„Tatort: Alles was Recht ist“, Das Erste, So., 20.15 Uhr

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