Düsseldorf Täuschte das ZDF seine Zuschauer?

Düsseldorf · Das ZDF hat bei "Deutschlands Beste" Ergebnisse vermischt und falsche Rankings vorgelegt.

 "Deutschlands Beste" mit Johannes B. Kerner lieferten dem ZDF zweimal infolge den Tagessieg bei den Quoten.

"Deutschlands Beste" mit Johannes B. Kerner lieferten dem ZDF zweimal infolge den Tagessieg bei den Quoten.

Foto: dpa, cas kde

Die beiden Ausgaben von "Deutschlands Beste" Anfang Juli lieferten dem ZDF zweimal infolge den Tagessieg, dem von Sat.1 zurückgekehrten Johannes B. Kerner bescherten die Ranking-Shows mit Quoten von mehr als vier Millionen Zuschauern ein gelungenes Comeback.

Doch der Erfolg und die Glaubwürdigkeit des Formats und des ZDF stehen nun in Frage. Das NDR-Medienmagazin "Zapp" erhebt nach Recherchen den Vorwurf, das Zuschauervoting sei in das Endergebnis nicht eingeflossen.

Laut Mitteilung des ZDF vorab zur Sendung konnten Zuschauer online bis Ende Juni abstimmen. Jeweils 100 Namen der einflussreichsten und beliebtesten deutschen prominenten Männer und Frauen, darunter Politiker, Künstler und Sportler, standen zur Wahl. Die Basis dafür lieferte eine zuvor vom ZDF in Auftrag gegebene repräsentative Forsa-Umfrage. Kerner warb in Trailern für die Teilnahme der Zuschauer am Online-Voting: "Sie sollen entscheiden! Stimmen Sie ab!".

Doch die durch die Zuschauer vorgenommenen Bewertungen sollen laut "Zapp" keinen Einfluss auf das bereits vorhandene Ergebnis der Umfrage gehabt haben. Bei den 50 beliebtesten und erfolgreichsten Frauen belegte Bundeskanzlerin Angela Merkel den Spitzenplatz, bei den Männer Alt-Kanzler Helmut Schmidt.

Auch Leser der Programmzeitschrift "Hörzu" waren explizit zur Abstimmung aufgerufen. In der Ausgabe vom 17. Mai wurde die Sendung auf insgesamt vier Seiten beworben. Es hieß: "Sie können Ihre Stimme für bis zu zehn Personen abgeben, maximal je fünf Männer und fünf Frauen" - per Post.

Die Redaktion bedankte sich in der Ausgabe vom 20. Juni bei den zahlreichen Teilnehmern. Dabei sollen, so die Rechercheure, die Ergebnisse bereits Ende April festgestanden haben, zu einem Zeitpunkt also, als die Zeitschrift ihre Leser noch nicht zum Mitmachen aufgerufen hatte.

Der Branchendienst "DWDL" vermeldete, bei dem Online-Voting habe es sich laut ZDF um ein "sendungsbegleitendes Angebot mit Gewinnspiel" gehandelt, das sich mit der Forsa-Umfrage nicht zu einem "gemeinsamen repräsentativen Ergebnis" habe vereinen lassen.

Am Dienstagabend dann teilte das ZDF in einer dazu widersprüchlichen Stellungnahme mit, dass das Online-Voting durch Fan-Gruppen stark beeinflusst worden sei. Zu diesem Zeitpunkt habe sich die Redaktion dazu entschieden, sich auf die repräsentative Forsa-Umfrage zu stützen - also die Zuschauerumfrage außer Acht zu lassen.

Wie sich bei einer internen Prüfung herausgestellt habe, seien dennoch Ergebnisse des Zuschauer-Votings mit den Ergebnissen der Forsa-Umfrage vermischt worden. Deutschlands Beste waren also gar nicht Deutschlands Beste. ZDF-Showchef Oliver Fuchs: "Dieses Vorgehen war methodisch unsauber und somit falsch. Dafür entschuldige ich mich bei unseren Zuschauern." Künftig werde man ausschließlich auf repräsentative Umfragen setzen.

(RP)
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