"feuchtgebiete" Tabuverstoß auf dem Bildschirm

Dieses Buch sollte weder gelesen noch verfilmt werden. Das Leben hat doch so viel mehr zu bieten als solch ekelhafte Perversitäten. Wir brauchen Gott!". Dieses Zitat stellt Regisseur David Wnendt an den Anfang seines Filmes "Feuchtgebiete" und ruft damit in Erinnerung, was los war in Deutschland, als Charlotte Roches Buch 2008 erschien. Platte Provokation, Pornografie, Skandal, riefen die, denen es nicht gefiel. Erfrischendes Erzählen, Tabulosigkeit, neuer Feminismus, sagten etwas leiser die, die es mochten. Im Kino sah 2013 rund eine Million Menschen den Film in Deutschland, Österreich und der Schweiz - deutlich mehr als den Nachfolger "Schoßgebete", der es in Deutschland nur auf knapp über 50 000 Kinobesucher brachte.

Wnendt hat sich den "Feuchtgebieten" mit Unvorgenommenheit genähert - und die Rolle der 18-jährigen Helen Memel mit einer großartigen Schauspielerin besetzt: der Schweizerin Carla Juri. Ihr mutet er einiges zu. Das brachte dem Film die Freigabe erst ab 16 Jahren ein. Alles andere wäre bei der Romanvorlage aber auch eine Überraschung gewesen. Bei aller Tabulosigkeit behält Heldin Helen aber immer eine gewisse Unschuld. Tatsächlich sind im Film Ekel- oder Sexszenen nie Selbstzweck oder Effekthascherei. Und so ist aus dem Skandalbuch ein durchaus beeindruckender, humorvoller Film geworden. dpa

"Feuchtgebiete", ZDF, 20.15 Uhr

(RP)
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