Letzte Ausgabe am kommenden Samstag "Süddeutsche Zeitung" stellt NRW-Regionalteil ein

München/Düsseldorf (rpo). Die Gerüchteküche brodelte schon länger, jetzt ist es offiziell: Die "Süddeutsche Zeitung" stellt ihren erst vor gut einem Jahr gestarteten Regionalteil für Nordrhein-Westfalen wieder ein.

"Die Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen", sagte SZ-Geschäftsführer Hans Gasser am Donnerstag in München. Das ambitionierte Projekt sei strategisch und publizistisch ein Erfolg gewesen. Der andauernde Einbruch im Stellenmarkt und die weiter zurückgehenden Erträge hätten der SZ aber keine andere Wahl gelassen. In diesem Umfeld lasse sich der NRW-Teil auch auf Dauer nicht refinanzieren. Von der Einstellung sind 20 Mitarbeiter betroffen. Der Verlag schloss betriebsbedingte Kündigungen nicht aus.

Der Redaktionsausschuss bedauerte die Entscheidung. Der Regionalteil soll bereits an diesem Samstag (15. März) zum letzten Mal erscheinen. Gestartet hatte die Zeitung den NRW-Teil Anfang 2002. "Wir haben 14 Monate lang einen Regionalteil gemacht, auf den wir journalistisch stolz sein können", sagte SZ-Chefredakteur Hans Werner Kilz. Nach Angaben eines Verlagssprechers stieg die Zahl der verkauften Zeitungen in Nordrhein-Westfalen seit Einführung des Regionalteils um 10 000 auf etwa 41 000 Exemplare. Kilz fügte hinzu: "Leider ist es jedoch offensichtlich so, dass sich solche anspruchsvollen Projekte auf einem hohen journalistischen Niveau zur Zeit wirtschaftlich nicht erfolgreich gestalten lassen."

Der Süddeutsche Verlag mit seinem Flaggschiff SZ bekommt derzeit die Flaute auf dem Werbemarkt mit voller Wucht zu spüren. Im ersten Quartal sei der Stellenmarkt verglichen mit dem bereits schwachen Vorjahreszeitraum noch einmal rückläufig gewesen, sagte der SV- Sprecher. Der Verlag hatte für 2002 einen Verlust im hohen zweistelligen Millionenbereich und massive Stellenstreichungen angekündigt. Die Investitionen in den NRW-Teil werden in Branchenkreisen auf fünf bis sechs Millionen Euro geschätzt. Der Verlag betonte, dass man sich mit der Aufgabe des NRW- Regionalteils nicht von den überregionalen Ambitionen verabschiede. "Wir hoffen aber besonders unsere neuen Leser in NRW so nachhaltig von der Qualität der gesamten Zeitung überzeugt zu haben, dass sie uns auch ohne den Regionalteil treu bleiben", sagte Kilz.

In einer Erklärung des Redaktionsausschusses hieß es, die Redaktion sei mit der Einstellung des Regionalteils nicht einverstanden. Der journalistische Erfolg stehe außer Frage, hieß es in der Erklärung, die auch in der Freitag-Ausgabe der SZ erscheinen sollte. Die 20 Redakteure hätten die Stellung der SZ als überregionale Zeitung gestärkt. "Ohne den NRW-Teil der SZ wird die Medienlandschaft in Deutschland ärmer."

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