Erfolgsserie bei Netflix Zweite Staffel von „The Witcher“ - Es ist kompliziert

Am 17. Dezember startet die neue Staffel der Fantasy-Serie „The Witcher“ bei Netflix. Wir konnten die ersten sechs von insgesamt acht Episoden bereits sehen. Es bleiben etwas gemischte Gefühle zurück.

 Die zweite Staffel von „The Witcher“ startet am 17. Dezember bei Netflix.

Die zweite Staffel von „The Witcher“ startet am 17. Dezember bei Netflix.

Foto: Netflix

Es war eine kleine Überraschung: Die erste Staffel von „The Witcher“ (Der Hexer) war Anfang 2020 das erfolgreichste Debüt einer Netflix-Serie bislang. Mehr als 76 Millionen Haushalte weltweit haben in den ersten vier Wochen nach der Veröffentlichung die Serie gesehen. Trotz der ungewöhnlichen und komplizierten Erzählweise mit vielen Zeitsprüngen. Auch die Verkaufszahlen des Spiels „Witcher 3“ von „CD Projekt Red“ stiegen um mehr als 500 Prozent. Obwohl das Game Jahre vor der Netflix-Version erschienen war und nichts mit ihr zu tun hatte. Und die Bücher des polnischen Autoren Andrzej Sapkowski, die den Spielen und der Serie zugrunde liegen, waren danach erneut ein voller Erfolg.

Nach zwei Jahren Wartezeit bedingt durch die Corona-Pandemie kommt nun die zweite Staffel. Die geht einen etwas anderen Weg: Die Geschichte setzt direkt an das Ende der ersten Staffel nach der der Schlacht von Sodden an und wird linear erzählt. Es gibt keine Zeitsprünge mehr wie beim Debüt im Jahr 2019. Das macht die Story indes nicht weniger komplex. Dafür nimmt sich „The Witcher“ nun sehr viel Zeit und geht es ruhiger an.

Die ersten drei Folgen der zweiten Staffel sind regelrecht entschleunigt. Der „Witcher“ Geralt macht sich mit Ciri auf den Weg zur Hexer-Hochburg KaerMorhen. Und die seltsame Vater-Tochter-Beziehung zwischen den beiden Figuren entwickelt sich. Langsam. Gleichzeitig werden in den ersten drei Episoden auch andere Fragen behandelt: Was genau ist ein Monster? Ist es das Aussehen? Die Herkunft aus einer anderen Sphäre? Oder definieren nicht eher die Handlungen, was oder wer ein Monster ist? Zudem wird der Zuschauer tiefer in die Welt des „Witchers“ geführt. Es geht um die Ränkespiele der Königreiche und zweier Magier-Fraktionen, aber auch um die Unterdrückung der Elfen – und ihre Hoffnung auf Freiheit. Zudem erfahren wir mehr über die Hintergründe der Hexer selbst und warum sich diese Gruppierung im Niedergang befindet.

So entschleunigt die Story in den ersten drei Episoden erzählt wird: Es sind eine Menge neuer Informationen, die präsentiert werden. Zudem wird die Geschichte zwar linear erzählt, aber es gibt nun mehrere parallele Erzählstränge: Geralt und Ciri, das Schicksal von Yennefer, die Elfen und die Ereignisse in der Stadt Cintra nach der Eroberung durch das Reich Nilfgaard. Alle Fäden werden zwar schließlich zusammengeführt, aber man muss sich erst zurechtfinden.

Die ersten drei Episoden fühlen sich darum fast wie ein Prolog an, bevor dann mit der vierten Folge die zweite Staffel an Fahrt aufnimmt – und die Story einige Haken schlägt. Das ist spannend und unterhaltsam. Aber leider nicht mitreißend. Die komplexe Geschichte leidet darunter, dass eine ganze Reihe neuer Charaktere und Schauplätze eingeführt wird. Und das macht es stellenweise unnötig kompliziert, sprunghaft und bisweilen verwirrend. Zumal es eine große Enttäuschung gibt: KaerMorhen. Außer Geralts altem Mentor Vesemir wirken die anderen Hexer dort wie Statisten, die nur in Ausnahmefällen und erzwungen etwas zur Story beitragen.

Dafür lebt Henry Cavill in seiner Rolle als Geralt auf. Man sieht ihm deutlich an, wie sehr er die Figur liebt. Und die Chemie zwischen ihm und Freya Allan als Ciri macht ihre komplizierte Beziehung erst glaubwürdig. Zumal Allen die Transformation von der etwas verlorenen Prinzessin auf der Flucht in eine junge Frau gelingt, die ihr Schicksal endlich selbst kontrollieren möchte. Das wiederum verbindet sie mit Yennefer (Anya Chalotra), die nach der Schlacht von Sodden in der ersten Staffel ebenfalls darum bemüht ist, nicht nur ein Spielball zu sein. Was man an der Erzählweise kritisieren kann, macht die Leistung der Darsteller wieder wett. Das gilt auch für die dichte Atmosphäre der Fantasy-Welt. Einige der Kämpfe wirken indes etwas schnell inszeniert und haben darum keine Wucht. Dafür gibt es dann andere, die überaus beeindruckend sind.

Auch darum hinterlässt die zweite Staffel nach den ersten sechs Episoden gemischte Gefühle. Die zunächst geruhsame und vor allem komplizierte Erzählweise wird aufgefangen von den Schauspielern, der Atmosphäre und den lieb gewonnenen Figuren. Auf der anderen Seite: Schon die erste Staffel hat es dem Zuschauer nicht leicht gemacht und trotzdem Millionen Fans gefunden. Wir empfehlen aber, zumindest die letzte Folge der ersten Staffel von „The Witcher“ noch einmal zu schauen – um wieder hineinzufinden, bevor man mit der zweiten Staffel beginnt.

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