Netflix-Serie „Squid Game“ hat trotz Verbot auch in China viele Fans

Peking · Der weltweite Hype um „Squid Game“ hat auch China erreicht. Das ist überraschend, weil die südkoreanische Serie dort offiziell gar nicht zu sehen ist.

Squid Game: Charaktere und Figuren der Netflix-Serie - Fotos
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Das sind die Charaktere aus der Serie „The Squid Game“

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Foto: AFP/YOUNGKYU PARK

Die Begeisterung vieler Chinesen ist augenfällig: Händler verkaufen Kostüme und sogar Süßigkeiten aus der Netflix-Produktion. Der US-Streamingdienst ist in der Volksrepublik nicht verfügbar. Aber selbst wenn, würde die extrem brutale Serie wohl kaum die chinesische Zensur passieren.

In dem Neunteiler müssen hunderte Menschen aus Randgruppen gegeneinander in Kinderspielen antreten. Nur einer kann 45,6 Millionen Won (33 Millionen Euro) gewinnen, alle anderen werden getötet.

Die Serie läuft noch keinen Monat, ist aber schon jetzt erfolgreicher als jede andere Netflix-Produktion bei ihrem Start. 111 Millionen Haushalte weltweit sahen bisher laut der US-Plattform „Squid Game“, wobei bereits zwei Minuten Streaming zählen. In über 80 Ländern ist sie das beliebteste Angebot des Streamingdienstes.

Chinesen können „Squid Game“ nur über illegale einheimische Dienste streamen, die aber leicht zugänglich sind. Wie viele heimliche Zuschauer die Serie in der Volksrepublik hat, lässt sich an der langen Schlange ablesen, die sich derzeit regelmäßig vor einem Lokal in Shanghai bildet. Dort wird Dalgona verkauft, eine knusprige südkoreanische Süßigkeit, die in „Squid Game“ eine Rolle spielt. In der Serie müssen die Teilnehmer Formen daraus ausschneiden, ohne sie zu zerbrechen. Genau das versuchen auch die Kunden in Shanghai und filmen sich dabei. „Die Serie ist ziemlich rasant und daher ganz schön spannend“, sagt einer der Käufer.

Doch nicht nur Dalgona, auch die leuchtend pinken Uniformen und die unheimlichen schwarzen Masken, die die anonymen Wächter in der Serie tragen, sind in China ein Verkaufshit. Sein Umsatz sei dank der Nachfrage nach „Squid Game“-Artikeln um rund 30 Prozent gestiegen, sagt der Händler Peng Xiuyang. Dabei hatte er noch nie von der Serie gehört, als ein erster Kunde im vergangenen Monat nach den mit Quadraten, Dreiecken oder Kreisen versehenen Masken fragte.

Jetzt versuchen Verkäufer wie er und Kunststoffproduzenten die nationale und internationale Nachfrage zu befriedigen. „Unsere Kunden haben die Serie gesehen und wollen den Trend mitmachen“, sagt Peng. Auch für Halloween ist die Uniform der brutalen Wächter ein gefragtes Kostüm.

Der Hashtag „Squid Game“ wurde in den sozialen Medien in China bereits fast zwei Milliarden Mal aufgerufen. User diskutieren, wie sie selbst die Herausforderungen der Serie bestehen würden, und machen sich Gedanken, wie eine chinesische Version von „Squid Game“ aussehen könnte.

Den südkoreanischen Botschafter in China, Jang Ha-sung, interessiert weniger die Serie als vielmehr das Ausmaß der Internetpiraterie, die am Beispiel von „Squid Game“ deutlich wird. „Unserer Einschätzung nach wird 'Squid Game' auf rund 60 Websites in China illegal verbreitet“, sagte Jang vor einem südkoreanischen Parlamentsausschuss. Die chinesischen Behörden forderte der Diplomat auf, das illegale Streaming zu unterbinden.

sp/gt

(ahar/AFP)
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