„Star Wars“-Serie bei Disney+ Der Mandalorianer und die Maskenpflicht

Düsseldorf · Am 30. Oktober startet die zweite Staffel der Star-Wars-Serie „The Mandalorian“ auf Disney+. Der Titelheld trägt dabei grundsätzlich Helm. Weshalb eigentlich?

Es gibt drei Dinge, die Mandalorianer zu ikonischen Figuren im „Krieg der Sterne“-Universum gemacht haben: Ihre Rüstung, jede Menge Waffensysteme und vor allem ihr charakteristischer Helm. Das gilt auch für Din Djarin. Die von Pedro Pascal dargestellte Hauptfigur der Serie „The Mandalorian“ beschützt aufopferungsvoll ein Findelkind – das längst nur noch „Baby Yoda“ heißt.

Dabei indes zieht er kaum seinen Helm aus. Er erklärt es auch: Nachdem er ihn vor Jahren aufgesetzt hatte, legte er einen Schwur ab. Er würde ihn niemals vor anderen Lebewesen abnehmen. Sollte er es doch tun oder sollte ihm jemand den Helm abziehen, dürfe er ihn nie wieder tragen. Da stutzt man als Star-Wars-Fan. In den animierten Krieg-der-Sterne-Serien „Clone Wars“ und „Rebels“ tauchen ebenfalls Mandalorianer auf. Sehr viele sogar. Und keiner von denen hatte jemals ein Problem damit, Helm und Rüstung ab- und wieder anzulegen.

Allerdings spielten ihre Geschichten teils mehrere Jahrzehnte vor den Ereignissen in „The Mandalorian“. Bevor etwas Verheerendes auf ihrem Heimatplaneten geschah.

Was genau, wurde bislang weder in der Serie selbst noch in Büchern oder Comics gezeigt. Aber es gibt einige Erklärungsmöglichkeiten. Die Offensichtliche ist: Wenn Din Djarin den Helm ablegen würde, wäre er schutzlos und als Krieger wertlos. Und die Kultur der Mandalorianer ist auf Perfektion im Kampf gebaut. Dass er seinen Helm niemals ablegt, heißt auch: Er möchte stets bereit sein, um in den Krieg zu ziehen. Das deutet auf ein Trauma hin. Auf eine Tragödie, die womöglich die gesamte Kultur tief getroffen hat. Und darauf gibt es in der Serie auch tatsächlich Hinweise. Din Djarin gilt dort als Vertreter einer legendären Kultur – die aber auch als untergegangen gilt.

Auf Nevarro etwa, wo er Kopfgeld-Aufträge annimmt, weiß kaum jemand, dass er nicht der einzige Mandalorianer dort ist. Die wenigen Verbliebenen leben versteckt im Untergrund. Und sie achten darauf, dass niemand weiß, wie viele es von ihnen tatsächlich noch gibt. Das gilt vermutlich für alle Mandalorianer, die weit verstreut in Galaxis leben. Zudem wird in der Serie von einer „Großen Säuberung“ gesprochen.

Etwas ist also vor Jahren passiert auf Mandalore. Zuletzt sah man die Heimaltwelt Mandalore der Mandalorianer in der animierten Serie „Rebels“, als sich der Widerstand gegen das Imperium unter der Führung von Bo-Katan Kryze formierte. Diese einte damals mehrere Klans, die sich ihr anschlossen – auch weil sie den „Darksaber“ in ihrer Hand hielt. Das ist das schwarze Lichtschwert des ersten und einzigen mandalorianischen Jedi-Ritters Tarre Vizsla.

Nach seinem Tod wurde es im Jedi-Tempel aufbewahrt. Mitglieder des Klans Vizsla stahlen es jedoch. Seitdem gilt es als würdevolles Zeichen der Herrschaft auf Mandalore. Einige Jahre später aber verstecken sich in die Mandalorianer im Untergrund. Und der Darksaber ist in der Hand des ehemaligen imperialen Geheimdienstoffiziers Moff Gideon. Das Imperium scheint also noch vor der Niederlage gegen die Rebellen-Allianz mit aller Härte gegen den Aufstand der Klans vorgegangen zu sein.

Wurde der Planet vernichtet? Kam es zu Massenhinrichtungen? Oder wurde eine biologische Waffe eingesetzt, um Mandalore zu entvölkern? Besonders Letzteres würde zum Begriff „Säuberung“ passen. Und es würde erklären, warum erst danach das Tragen des Helms zu einem Gebot wurde. Auf Mandalore hat das vielleicht vor einer Infektion geschützt. In Erinnerung daran legten die Überlebenden Mandalorianer das Gelübde ab, den Helm nicht mehr abzulegen. Zumindest nicht, wenn andere Lebewesen in der Nähe sind.

Allerdings: Mandalorianer sind keine Rasse oder Spezies. Als sie vor Jahrtausenden zu ihren Kreuzzügen aufbrachen, waren sie vor allem getrieben von Kampfeslust. Sie akzeptierten jeden, der sich ihrem Kodex unterwarf. Und der beruhte auf absolute Loyalität gegenüber dem Klan, Verherrlichung des ruhmreichen Kampfes und einem Ehrbegriff, der den heroischen Tod vor einen feigen Sieg stellte. Geeint wurde diese Gemeinschaft durch ihr Gelübde und die gemeinsame Sprache, nicht durch ihre Herkunft.

Welches Virus aber sollte eine biologisch dermaßen heterogene Gesellschaft vernichten können? Dennoch ist etwas passiert, dass die Mandalorianer fast ausgelöscht und schwer traumatisiert hat.

Der Schwur, den Helm niemals in Anwesenheit anderer Lebewesen abzulegen, könnte indes auch religiöse Gründe haben. Din Djarin wurde als Kind von Mitgliedern der „Death Watch“ gerettet. Das war eine Gruppierung extremistischer Traditionalisten, die den pazifistischen Kurs der mandalorianischen Gesellschaft zur Zeit der Klon-Kriege ablehnten. Sie wollten zurück zu den Wurzeln ihrer Kultur, zurück zum ewigen Kampf und Krieg. Nach der „Großen Säuberung“ – was immer das gewesen ist – könnte der drohende Untergang zu einer sektenartigen Gegenbewegung geführt haben. Und zu quasi-religiösen Überzeugungen vor allem unter den extremistischen „Death Watch“-Traditionalisten. Dazu passt das Mantra „Das ist der Weg.“

Und der Helm? Er ist das prägnanteste Zeichen ihrer Kultur. Und nur getragen steht er dafür, dass die Mandalorianer nicht untergehen. Das bietet zudem noch einige Vorteile: Ob Alien oder Mensch – alle tragen den gleichen Helm. Die Spezies bleibt unerkannt. Und weil alle damit auf den ersten Blick gleich aussehen, verbirgt man so auch die Zahl der Überlebenden. Vor allem, wenn sie nicht geschlossen, sondern nur einzeln auftreten. Ist man nun an fünf Orten fünf verschiedenen Mandalorianern begegnet oder immer nur demselben Söldner? Man weiß es nicht.

Zudem hat der Helm auch einen psychologischen Effekt: Er macht mysteriös und unheimlich. Es gibt nichts, woran man Emotion oder Mimik festmachen könnte. Das alleine verleiht etwas Übermenschliches. Zugleich grenzen die Mandalorianer damit jeden aus, der nicht zu ihrer Kultur gehört. Helm und Rüstung sind wie eine Schutzmauer, die den Träger abschließen von der Welt – und diese von ihm.

Es wäre zudem nicht das erste Mal, dass Mandalorianer auf ein Trauma mit extremen Maßnahmen reagieren. Vor Jahrtausenden trafen sie bei ihren Kreuzzügen auf Jedi. Und die konnten mit ihren Lichtschwertern und der mysteriösen Macht die Mandalorianer besiegen. Als Reaktion darauf arbeiteten sie viele Jahre lang an ihrer Ausrüstung und Taktik.

Das ist der Grund, warum Mandalorianer Jetpacks und viele verschiedene Waffen bei sich tragen – von schnellfeuernden Blastern und Granaten über peitschenartigen Wurfseile bis hin zum Flammenwerfer. So konnten sie selbst die Jedi bezwingen.

Das Gelübde, niemals den Helm abzulegen, ist eine ebenso extreme Reaktion. Worauf genau? Hinweise darauf dürfte es in der zweiten Staffel geben, die am Freitag, 30. Oktober, auf Disney+ startet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort