Finale Staffel von „Haus des Geldes“ Ciao, ihr Bankräuber

Düsseldorf · Die ersten fünf Folgen der finalen Staffel von „Haus des Geldes“ hatte der Streamingdienst Netflix bereits im September veröffentlicht. Jetzt, drei Monate später, starten die abschließenden Episoden. Nun gilt für die Fans: Abschied nehmen. Wahrscheinlich.

"Haus des Geldes" Staffel 5: Das sind die Darsteller - Infos & Fotos
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Das sind die Darsteller von „Haus des Geldes“, Teil 5

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Foto: TAMARA ARRANZ/NETFLIX

Als der spanische Privatsender „Antena 3“ eine Serie unter dem Titel „La casa de papel“ im Mai 2017 ausstrahlte, waren die Einschaltquoten zunächst vielversprechend, knickten allerdings schon nach wenigen Folgen ein. Wahrscheinlich wäre die Serie in den Archiven des Senders für immer verschwunden, wenn Schöpfer Álex Pina nicht dem spanischen Netflix-Chef Diego Ávalos vor seinem Abflug nach Los Angelas einen USB-Stick mit seinem letzten Werk in die Hand gedrückt hätte. Als Ávalos das Speichermedium über den Wolken in seinen Laptop steckte, begann das zweite Leben von „La casa de papel“.

Netflix lud die erste Staffel im Dezember 2017 ohne jegliche PR-Anstrengungen hoch und innerhalb kürzester Zeit gingen die Zuschauerzahlen durch die Decke – auch in Deutschland, wo die Serie unter dem Titel „Haus des Geldes“ ihren Siegeszug antrat. Das Bankräuberdrama avancierte zur erfolgreichsten nicht-englischsprachigen Serie und wurde nach Angaben von Netflix mittlerweile weltweit in 180 Millionen Haushalten gestreamt. Aber nun heißt es nach der fünften Staffel, deren letzte Folgen seit dem 3. Dezember zu sehen sind, Abschiednehmen von der Städte­namen-Bande, die ihr globales Publikum in Atem gehalten hat. Alles, was Sie zur fünften Staffel wissen müssen, lesen Sie hier.

Gewagte Twists, fiese Cliffhanger und ein gut sortiertes Arsenal an Figuren, deren Beziehungen die wildesten Blüten treiben, bilden den leistungsfähigen Motor, der die Erzählung ohne Ermüdungserscheinungen vorantreibt. „Keine persönlichen Beziehungen“ lautet die Losung des Professors (Álvoro Morte) in der ersten Staffel, die natürlich nie eingehalten wurde. Denn „Haus des Geldes“ ist anders als klassische Heist-Movies nicht allein an der Durchführung eines gewieften, kriminellen Plans interessiert, sondern an den Emotionen und Leidenschaften der Beteiligten, die den genialen Coup immer wieder gefährden.

Bankräuberfilm, Melodram und Seifenoper werden zu einem unwiderstehlichen Cocktail geschüttelt. Immer wieder wird ebenso passioniert gehasst wie geliebt und das romantische Bonny-und-Clyde-Motiv ins Gruppenformat übersetzt. Die amourösen Verwicklungen zwischen der coolen Tokio (Úrsula Corberó) und dem zarten Rio (Miguel Herrán), dem hitzköpfigen Denver (Jaime Lorente) und der von der Geisel zur Komplizin wechselnden Stockholm (Esther Acebo), die unerfüllte schwule Liebe Palermos (Rodrigo de la Serna) zu Berlin (Pedro Alonso), die unerwarteten Gefühle des Professors für die polizeiliche Einsatzleiterin Lissabon (Itziar Ituño) bilden herzhafte, widersprüchliche Romanzen über alle Grenzen und Barrikaden hinweg. Fast noch stärker als die amouröse ist die revolutionäre Romantik der Serie. Die erste Staffel ist vor dem Hintergrund der Bankenkrise 2008 fest in einem politischen Kontext verankert. Die Überfälle auf die Gelddruckmaschinen der spanischen Notenbank und in der dritten Staffel auf die staatlichen Goldreserven treffen auf plakative Weise ins Herz des Kapitalismus.

Zum revolutionären Pathos gehört auch das antifaschistische Partisanenlied „Bella Ciao“, das als Bankräuber-Hymne fungiert. Die anarchistische Botschaft wurde vor allem in Spanien und den Ländern Südamerikas, in denen die Krise besonders hart wütete, bereitwillig aufgenommen. Und so wurden die Bankräuber mit den Dalí-Masken und den knallroten Overalls zum globalen, popkulturellen Polit­symbol.

In der letzten Staffel ist es Álex Pina und seiner Co-Autorin Esther Martínez Lobato gelungen, die Erfolgsrezeptur noch einmal zu verdichten. Der Überfall auf die staatlichen Goldreserven Spaniens entwickelt sich einerseits zu einem wendungsreichen, adrenalingeladenen Actionspektakel, das eine „Stirb Langsam“-Filmnacht mit Bruce Willis wie einen Sonntagsspaziergang aussehen lässt. Aber auch hier, mitten im Kampfgetöse, werden immer wieder Schneisen hineingeschlagen, in denen die Figurenentwicklung in Gefechtspausen und Rückblenden weiter vertieft wird. Ein gewagter dramaturgischer Balance­akt, der aber gerade deshalb aufgeht, weil die Macher genau wissen, wie sehr die Fans der Serie an den einzelnen Charakteren hängen.

Ein durch und durch rauschender Abschied, nach dem Schluss sein soll mit der Bankräuberei. Oder doch nicht? Gerüchte um mögliche Spin-offs halten sich hartnäckig, in denen einzelne Figuren beleuchtet werden könnten, etwa Inspectora Alicia (Najwa Nimri). Zudem ist in Korea bereits ein Remake in Vorbereitung. Nach dem Film „Parasites“ und dem Netflix-Erfolg „Squid Game“ darf man gespannt sein, was die dortigen Filmschaffenden aus dem Stoff machen.

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