Daredevil-Star Charlie Cox im Interview „Es steckt sehr viel in Daredevil“

Der britische Schauspieler Charlie Thomas Cox spielt seit 2015 den blinden Superhelden Daredevil in der gleichnamigen Netflix-Serie. Am 19. Oktober startet die 3. Staffel auf dem Streaming-Dienst. Wir sprachen mit ihm über die Rolle und die Dreharbeiten.

 Der britische Schauspieler Charlie Cox hat 2015 die Rolle von Daredevil übernommen.

Der britische Schauspieler Charlie Cox hat 2015 die Rolle von Daredevil übernommen.

Foto: Eric Charbonneau/Netflix

Am Montag gegen 15.20 Uhr klingelt das Telefon. Am anderen Ende der Leitung sitzt Charlie Cox (36) in einem Londoner Büro. Der Daredevil-Darsteller macht am Telefon einen entspannten und freundlichen Eindruck.

Mr. Cox, wie geht es Matt Murdock, wenn wir ihn in der 3. Staffel wiedersehen?

Cox Es geht ihm schlecht. Daredevil war immer schon eine düstere Figur. Aber nun ist er noch düsterer geworden und verbitterter. Er ist aber auch zerbrechlicher geworden. Nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Vor allem aber hat sich sein Verhältnis zu Gott geändert. Als gläubiger Katholik hielt er ihn für gütig und gut. Nach dem Tod seiner großen Liebe Elektra und den Ereignissen in “Defenders” aber meint er die Wahrheit erkannt zu haben: Gott ist grausam und bestrafend, aber nicht liebevoll.

Und was bedeutet das für die Beziehung zu seinen Freunden Foggy und Karen?

Cox Seit dem Ende von “Defenders” halten sie ihn für tot. Sie vermissen ihn, trauern um ihn. Karen will es immer noch nicht wahrhaben. Und er sagt ihnen noch nicht einmal, dass er noch lebt. Er kapselt sich ab, stößt sie von sich und ignoriert, dass sie seinetwegen leiden. Er selbst aber redet sich ein, dass er das nur tut, um sie zu beschützen - eben damit sie nicht leiden. Es ist für alle eine sehr schmerzhafte Zeit.

Wilson Fisk, der Bösewicht aus Staffel 1, tritt wieder auf. Er und Daredevil haben ein seltsames Verhältnis.

Cox Oh ja, das Verhältnis ist sehr zwiespältig. Sie sind sich sehr ähnlich und werden sich in Staffel 3 noch ähnlicher. Manchmal fällt es schwer zu sagen, wer nun wirklich der Gute und wer der Böse ist. Sie sind aus dem gleichen Holz geschnitzt. Und sie wollen beide ihre Stadt beschützen, der sie so sehr verbunden sind. Und doch gibt es einen gravierenden Unterschied: Daredevil tut es am Ende aus Liebe. Er ist ein selbstloser Charakter. Fisk dagegen tut nur, was ihm auch nützt. Er ist selbstsüchtig. Bei aller Ähnlichkeit unterscheidet sie das am Ende.

In jeder Staffel gibt es einen “Long Take” - eine Sequenz, die in einem Durchgang ohne Schnitte oder Pausen gedreht worden ist. In der 3. Staffel ist diese Sequenz unglaubliche zehn Minuten lang. Wie schwer war es, das zu drehen?

Cox (lacht) Das war eine echte Herausforderung. Wir hatten nur einen Tag, um das zu proben. Und dann auch nur einen Tag, um es zu drehen. Ich hoffe sehr, dass es den Fans gefallen wird, wenn sie es ab dem 19. Oktober sehen können.

Um das zu überbieten, müssten Sie in der nächsten Staffel eine ganze Episode in einem Durchgang drehen.

Cox (lacht) Ja, genau! (lacht)

Würden Sie Daredevil gerne einmal auch in einem Marvel-Kinofilm spielen?

Cox Das würde ich sehr, sehr gerne. Damit würde ein Traum für mich wahr werden. Aber ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass es dazu kommt. Zumindest gibt es da keine Anfragen oder Kontakte.

Wer ist denn Ihr Lieblings-Superheld? Abgesehen von Daredevil natürlich.

Cox (Pause) Das ist Spider-Man. Er bringt etwas Verspieltes, Leichtes mit, dass ich sehr mag.

Wir erfahren in der 3. Staffel von Daredevil auch mehr über seine Kindheit, seine Wut und seine Angst im Waisenhaus. Wie interpretieren Sie das?

Cox Er hat wahrscheinlich das Schlimmste, Brutalste und Traumatischste erlebt, was einem Kind passieren kann. So weit ich es mir nur vorstellen kann. Er verliert mit neun Jahren durch einen verrückten Unfall sein Augenlicht und dann noch mit seinem Vater die einzige Bezugsperson. Aber er durchlebt eine Metamorphose. Zugegeben, fast alle Superhelden-Geschichten drehen sich um eine Metamorphose. Aber er besitzt keinen außerordentlichen Kräfte. Dafür ist er ein Superheld, der tatsächlich eine körperliche Einschränkung hat. Aber das behindert ihn nicht. Er macht etwas Positives daraus. Ich habe mittlerweile viel Kontakt zu Menschen, die nicht mehr sehen können. Und sie sagen mir, welche Bedeutung Daredevil in ihrem Leben für sie hatte – als eine Art Leuchtturm der Hoffnung und Quelle der Inspiration. Es steckt sehr viel in der Figur.

Und wie erholen Sie sich von den Drehtagen für die Serie?

Cox Wenn wir eine Staffel drehen, kann ich mich überhaupt nicht ausruhen. Danach aber entspanne ich mich und verbringe viel Zeit mit meiner Familie. Vor allem esse ich gut und das, was ich möchte. Ich lege zwischen den Staffeln Gewicht zu. Wenn es wieder losgeht mit Daredevil, muss ich ins Fitnessstudio und mich an einen Ernährungsplan halten.

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