Die Venusfalle im Urwald Sonja Kirchberger, der stille Star im Dschungel

Murwillumbah · Schauspielerin Sonja Kirchberger ist eine der wenigen Kandidatinnen, die schon vor ihrer Teilnahme am TV-Dschungel als „Star“ galten. Das liegt nicht nur an ihrer Wahl zum „Pfeifenraucher des Jahres“.

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Dschungelcamp 2024 – das sind die Kandidaten

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Foto: dpa/Pascal Bünning

Der Dschungel ist kein Ort der Stille, und dort, wo RTL sein Basislager für den alljährlichen Wettbewerb der Widerwärtigkeiten aufschlägt, schon gar nicht. Klatsch, Tratsch, schlechte Scherze, hysterisches Kreischen hallen aus dem unübersichtlichen australischen Urwald bis in aufgeräumte deutsche Wohnstuben - der vertraute Soundtrack, wenn sich die Leute im Dschungelcamp zum Affen machen.

Das ist bei der 14. Staffel nicht anders, schließlich wurden die Kandidaten genau dafür ausgesucht. Wer bei deren Kommentar-Kakophonie allerdings auffällig wenig mitmischt, ist – Überraschung - Sonja Kirchberger. Dabei hält sich die 55-jährige Schauspielerin für gewöhnlich nicht sonderlich bedeckt, und damit sind jetzt nicht einmal ihre Fotos auf dem Cover des „Playboy“ gemeint, für das sich die gebürtige Wienerin nicht weniger als dreimal ablichten ließ – zuletzt im Alter von 48.

Die Rolle als verführerischer Vamp ist gewissermaßen Kirchbergers Visitenkarte. Sie zückt sie seit ihrem Filmdebüt 1988 im Erotikstreifen „Die Venusfalle“ oft und gern. Nur wenige haben es fertiggebracht, den nicht gerade auf den Mund gefallenen Nighttalker Harald Schmidt einmal vor laufender Kamera sichtlich aus dem Konzept zu bringen. Sonja Kirchberger schon. Und war nicht sie es, die vor ihrer Abreise nach Australien von einem „wahnsinnig klugen Format“ sprach und das damit begründete: „Es wird alles gemacht, dass du wirklich emotional physisch und psychisch nackt bist“?

 Schauspielerin Sonja Kirchberger nimmt am Dschungelcamp 2020 teil.

Schauspielerin Sonja Kirchberger nimmt am Dschungelcamp 2020 teil.

Foto: TVNOW/Arya Shirazi

Es wäre jedoch ein Fehler, Sonja Kirchberger auf jene Nacktheit zu reduzieren, auf die sie selbst so oft anspielt. Von ihr stammt zugleich der sehr kluge Satz: „Die eigentliche Herausforderung im Dschungelcamp sind die Anderen, die man nicht kennt.“ Das erklärt schon besser die ungewohnte Unaufdringlichkeit, die die Frau mit den blitzblauen Augen im Outback ausstrahlt.

Von ihr, der nach dem Blitz-Abgang von Günther Krause nunmehr Ältesten im Kreis der Dschungelcamper, kommen keine Lebensbeichten, kein Rumgezicke, kein Ausspielen von Mitstreitern gegen andere. Nein, Sonja Kirchberger lässt sich von Box-Profi Sven Ottke zwar gern eine kurze Einführung geben, wie man mit harten Bandagen kämpft, aber man ahnt: zulangen würde sie nicht. Das wirkt bei allen übrigen Zumutungen beinahe sympathisch.

Vielleicht liegt es ja daran, dass es im Grunde wenig Brüche in Kirchbergers Leben gibt, dafür umso mehr Erfolge. „Die Assoziation mit der Venusfalle ist wie guter Wein“, sagt sie einmal rückblickend. „Am Anfang nervt es dich, dann versucht du, es loszuwerden. Und jetzt möchte ich ohne die Frau gar nicht mehr weiterlaufen.” Sie ist 24 Jahre alt, da macht sie der Film schlagartig berühmt - nicht nur in Deutschland. Regisseur Robert van Ackeren hat die ausgebildete Tänzerin, die als Jugendliche vier Jahre lang im Ballett der Wiener Staatsoper mitgemacht hat, in einem Magazin entdeckt. Ob in einer Mode- oder in einer Erotik-Publikation, darüber gibt es bis heute unterschiedliche Aussagen.

Wie auch immer: Nach einer Ausbildung als Zahntechnikerin hatte Kirchberger eine Weile als Model gearbeitet. Nun ist ihr Name einstweilen untrennbar mit der Rolle der „Coco“ verbunden, in deren Berliner Wohnung Freund Max sozusagen in der Venusfalle hockt. Als Max der fürsorglichen Belagerung überdrüssig wird und sich anderweitig verliebt, beginnt ein turbulenter Beziehungsreigen, dessen explizite Dialoge heute keinen mehr vom Hocker hauen würden. Aber Ende der 80er sorgen sie für jede Menge Furore.

Zugegeben: Es mangelt auch nicht an Kritik: „Als Körper ist Miss Kirchberger ein voller Erfolg, als Schauspielerin eine Katastrophe. Die kühlen, verruchten Schlafzimmersätze, die van Ackeren ihr in den Mund gelegt hat, leiert sie wie eine tibetanische Liebesmühle herunter, die Lüsternheit, die sie vor der Kamera auflegt, ist so erregend wie eine Pickelcreme“, ätzt die „Zeit“ in ihrer damaligen Rezension. Kirchbergers Erfolg tut das keinen Abbruch.

Im Gegenteil: Es folgen Engagements in durchaus ernsthaften Spielfilmen, beliebten Serien, wobei Titel wie „Der König von St. Pauli“, „Verführung für Anfänger“, „Neues vom Wixxer“ oder „Gut zu Vögeln“ eine durchaus weiter bestehende Nähe zu eindeutig Zweideutigem offenbaren. Aber die Kirchberger wagt sich auch auf die Bühne, spielt Theodor Fontanes „Effi Briest und die Buhlschaft in Hugo von Hofmannsthals „Jedermann“.

Stehengeblieben ist die Mutter zweier erwachsener Kinder von zwei verschiedenen Vätern jedenfalls nicht. Inzwischen lebt sie mit einem 14 Jahre jüngeren Mann zusammen. Einen Großteil des Jahres verbringen die beiden auf Mallorca, wo Kirchberger das Restaurant „Petit Ca’n Punta Port“ in Palma betreibt – ein Jugendtraum, wie sie gesteht. Und auch die Auszeichnungen, die sie noch erhält, haben immer weniger etwas mit ihrem langsam der Vergangenheit angehörenden Leben auf der Leinwand zu tun: 2018 etwa wurde sie als erste Frau zum „Pfeifenraucher des Jahres“ gewählt.

Und so macht Sonja Kirchberger nicht wirklich den Eindruck, als fühle sie sich wie ein Star, den erst das Dschungelcamp zum Glänzen bringen müsste. Gut möglich, dass nicht sie es sein wird, die die Zuschauer zur Dschungelkönigin wählen. Aber als jemand, der schon einmal mehr Star gewesen ist als ganz viele andere, dürfte ihr das wenig wehtun.

Dschungelcamp-Fazit zu Sonja Kirchberger

Der Auszug an Tag 11 kam überraschend, Kirchberger und auch einige der restlichen Camper hatten nicht damit gerechnet. Auch sie hat im Dschungel geliefert, machte klare Ansagen. Nur ihre esoterische Seite erscheint den Zuschauern vielleicht als etwas drüber.

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