So wird „Spur des Blutes“ Solide Krimi-Kost im Kölner Jubiläums-„Tatort“

Köln · Die Kölner Ermittler müssen den Mord an einer jungen Prostituierten aufklären. Doch im Mittelpunkt des Jubiläums „Spur des Blutes“ steht eine Kollegin.

Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) untersuchen den Tatort.

Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) untersuchen den Tatort.

Foto: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke

Seit 25 Jahren ermitteln Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) jetzt als „Tatort“-Kommissare in Köln. Auch wenn es die Kritiker nicht immer gut mit den etwas biederen WDR-Produktionen meinen, gehört das Duo zu den beliebtesten TV-Polizisten am Sonntagabend. Ans Aufhören denken beide Schauspieler nicht. Warum auch, schließlich stimmen die Quoten weiterhin. Im Jubiläumsfall „Spur des Blutes“ spielen die Kommissare jedoch nur Nebenrollen. Aber der Reihe nach.

Zwei junge Frauen ziehen aufgekratzt und im Partymodus durch die Stadt. Sie rempeln Passanten an, klauen in Kiosken aus Spaß Kleinigkeiten, trinken, tätowieren sich Schmetterlinge unter die Haut und spritzen sich harte Drogen in die Venen. Doch für eines der Mädchen wird es ein trauriges Erwachen. Ihre Freundin wird am nächsten Tag tot in einem Kanal gefunden. Verprügelt, vergewaltigt und erwürgt. Ballauf und Schenk finden schnell heraus, wie die beiden 19-Jährigen ihren Lebensunterhalt verdienten – auf dem Straßenstrich mussten sie für Zuhälter Mike (Robert Stadlhober) ihre Körper verkaufen. In der Gerichtsmedizin werden entsprechende DNA-Spuren von drei Männern sichergestellt, die natürlich alle sofort verdächtig sind. Ein junger Mann, der endlich sein erstes Mal erleben wollte, kann schnell ausgeschlossen werden. Bei dem vorbestraften Geschäftsführer eines Autoverleihs sieht es da schon anders aus. Die dritte Probe gibt jedoch Rätsel auf. Es scheint so, als habe die erfahrene Kriminaltechnikerin Natalie Förster (Tinka Fürst) am Tatort nicht aufgepasst und die wichtige Spur verunreinigt. Aber warum sollte ausgerechnet ihr ein solch grober Fehler unterlaufen? Und warum will sie ihren Fehler lange Zeit nicht zugeben? Von der Mutter des Opfers haben die Ermittler auch keine Hilfe zu erwarten, die hatte ihre Tochter schon lange abgeschrieben.

Jubiläum: 25 Fakten aus 25 Jahren Kölner "Tatort"
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25 Fakten aus 25 Jahren Kölner „Tatort“

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Foto: WDR/Uwe Stratmann/WDR/Uwe Stratman

Den Autoren Jan Martin Scharf und Arne Nolting sowie Regisseurin Tini Tüllmann ist ein solider Krimi gelungen, bei dem das Elend auf dem Straßenstrich lediglich der Aufhänger für ein nicht weniger elendiges Familiendrama ist, das die Kriminaltechnikerin Förster selbst unter Schmerzen Stück für Stück aufklären muss. Ballauf und Schenk schauen mehr oder weniger zu, verstehen lange Zeit gar nichts, wundern sich über die Verkommenheit der Welt und liefern Altbewährtes. Der sensible Schenk leidet wie immer an den Zuständen ( „Mensch Max, da mache ich den Job so lange. Und dann kommt wieder ein Fall, der fasst dich an“). Ballauf kokettiert mit seinem Alter und beschwert sich beim Verdächtigen, dass dieser ihn und seinen Kollegen zu einer Verfolgungsjagd zu Fuß zwingt („Wenn mein Kollege sagt, dass er zu alt ist für den Scheiß, dann solltest du Rücksicht nehmen“). Das ist alles solide, erwartbar und milde amüsant. Die anderen Figuren sind gelungen und ansprechend gespielt, wobei die Mutter des Opfers in ihrer stoischen Gefühlskälte wohl etwas übertrieben gezeichnet ist. Viel mehr sollte an dieser Stelle nicht verraten werden, sonst wird des Rätsels Lösung am Sonntagabend zu schnell offensichtlich.

„Ich wünsche mir, dass uns die Leute weiter treu bleiben oder wir immer noch einen Stamm von Publikum haben, die das gerne haben, dass wir dreimal im Jahr mit einer neuen Geschichte auftauchen,“ sagte Dietmar Bär vor kurzem in einem Interview. Der Jubiläumsfall dürfte diesem Ziel nicht im Wege stehen. Solide, altbewährt, ein bisschen bieder: Das scheinen die Fans des Kölner „Tatort“ zu mögen – seit 25 Jahren.

„Tatort – Spur des Blutes“, Das Erste, So. 20.15 Uhr

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