So wird der Wiener „Tatort“ Diesen Krimi soll der Teufel holen

Wien · In Wiener „Tatort“ sind die Exorzisten unterwegs. Bibi Fellner und Moritz Eisner müssen den Mord an einem Prälaten aufklären und begegnen in „Das Tor zur Hölle“ diabolischen Redewendungen und unheimlichen Ereignissen.

 Bibi Fellner und Moritz Eisner nehmen es mit dem Teufel auf, allein der Glaube fehlt ihnen.

Bibi Fellner und Moritz Eisner nehmen es mit dem Teufel auf, allein der Glaube fehlt ihnen.

Foto: dpa/Hubert Mican

Ein Geistlicher, der Prälat Gabler, liegt zerschunden und zerschlagen am Fuße einer Treppe. Der Mann war in der katholischen Kirche tätig im „Befreiungsdienst“, er half Menschen, die meinten, vom Teufel besessen zu sein. Die Wiener Polizei überprüft, ob diese Tätigkeit im Zusammenhang mit seinem Tod steht. Hat wirklich ein Dämon den Exorzisten auf dem nicht vorhandenen Gewissen? „Den Teufel werden wir nur sehr schwer wegen Mordes verhaften können“, sagt „Tatort“-Ermittler Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und konzentriert sich lieber auf die Lebenden.

In dem ORF-Fall „Das Tor zur Hölle“ kommen Eisner und seine Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) inhaltlich nicht zueinander. Die sensible Bibi hat bei ihrer Großmutter Séancen und Beschwörungen erlebt und steht parapsychologischen Erklärungen nicht nur feindselig gegenüber. Für Moritz ist das alles Mumpitz, Exorzismus sei etwas für Leute, denen unglaublich langweilig sei. So tauschen sie die Argumente munter miteinander aus, können das Phänomen der Besessenheit aber auch nicht entschlüsseln und wenden sich einem Psychiater und einer Professorin zu, die sich schnell verdächtig machen. Und wie immer taucht einer von Bibis alten Bekannten aus dem Milieu auf: dieses Mal ein ehemaliger Zuhälter, der nun zum Glauben gefunden und dem Teufel den Kampf angesagt hat.

Wie realistisch ist Exorzismus als Thema? In Deutschland bieten die meisten Bistümer zumindest offiziell keinen sogenannten Befreiungsdienst mehr an, also eine Anlaufstelle von Priestern mit entsprechender Zuständigkeit, schreibt die Katholische Nachrichtenagentur KNA. Zu sehr habe sich hierzulande der Blick aufs Thema verändert – nicht zuletzt durch den „Fall Klingenberg“, bei dem die 23-jährige Anneliese Michel im Jahr 1976 nach insgesamt 67 an ihr vollzogenen „Großen Exorzismen“ verstarb. Sowohl die zwei beteiligten Priester als auch Michels Eltern wurden wegen fahrlässiger Tötung verurteilt. In der Schweiz und auch in Österreich scheinen die Kirchen mit diesem „Angebot“, zu dem übrigens zwingend die Kooperation mit einem Psychiater gehört, etwas offener umzugehen.

Auch wenn mit typischen Horrorfilm-Sequenzen gearbeitet wird – Blut quillt aus dem Abfluss, Bilder fallen von den Wänden und Gegenstände bewegen sich – bleibt dieser Wiener Fall trotz einiger gruseliger Momente etwas fad. Spannung baut sich nicht auf, das ganze Thema des Exorzismus wirkt aus der Zeit gefallen. Der Sprachwitz und die bissigen Dialoge, für die Bibi Fellner und Moritz Eisner geschätzt werden, erschöpfen sich in allen Redewendungen mit Teufel und Gott. „Wenn man vom Teufel spricht“, „den Teufel im Nacken haben“, „Grüß Sie Gott“ und allerhand mehr, wirklich Zündendes ist nicht darunter. Da helfen auch gute Schauspieler-Leistungen nicht weiter. Sven Eric Bechtolf, ehemaliger künstlerischer Leiter der Salzburger Festspiele, verkörpert den Psychiater August Sittsam, der österreichische Kabarettist Roland Dürnger den ehemaligen Zuhälter Günther Dambusch. Maresi Riegner spielt die vom Teufel Besessene Nathalie mit Flüchen, verstellter Stimme und dann wieder einnehmender Unschuld.

Dante Alighieri, Italiens großer Dichter und Philosoph, schrieb in seiner „Göttlichen Kommödie“ auch über die Hölle. „Lasciate ogne speranza, voi ch'intrate“ steht dort über dem Tor. Auch dieser Satz wird im „Tatort“ zitiert. Leider muss jeder, der sich in diesen „Tatort“ begibt, jede Hoffnung fahren lassen, dass der Film in guter Erinnerung bleibt.

„Tatort - Das Tor zur Hölle“, Das Erste, So., 20.15 Uhr

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