„Tatort“-Vorschau Spannendes Verwirrspiel im Schwarzwald

Düsseldorf · Eine Frau wird aus der Haft entlassen und gerät sofort unter Mordverdacht. Der ruhig, aber spannend erzählte „Tatort“ aus Freiburg trifft einen besonderen Ton. Johanna Wokalek glänzt in der Hauptrolle.

 Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) und Franziska Tobler (Eva Löbau) verdächtigen die gerade erst aus dem Gefängnis entlassene Sara Manzer (Johanna Wokalek), in einen Mordfall verwickelt zu sein.

Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) und Franziska Tobler (Eva Löbau) verdächtigen die gerade erst aus dem Gefängnis entlassene Sara Manzer (Johanna Wokalek), in einen Mordfall verwickelt zu sein.

Foto: dpa/Benoit Linder

Am Sonntagabend läuft bereits der achte Fall des gar nicht mehr so neuen Schwarzwald-Tatorts mit den Ermittlern Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner). Das ganz große Echo beim Publikum blieb bislang aus. Tobler und Berg stehen etwas im Schatten der sonntäglichen Publikumslieblinge zum Beispiel aus Wien, Münster oder Dortmund. Auch die eher schwierige Folge „Ich hab im Traum geweinet“ über den alemannischen Karneval aus dem Jahr 2020 war keine große Hilfe für mehr Popularität. Doch vielleicht könnte sich das bald ändern, denn „Saras Geständnis“ ist tatsächlich einer der besten Tatorte der vergangenen Monate geworden. Aber der Reihe nach.

Die Verleger-Tochter Sara Manzer (Johanna Wokalek) kehrt nach einer längeren Haftstrafe nach Hause zurück. Die Frau wurde verurteilt, weil sie ihren Vater erstochen hat. So sah es jedenfalls das Gericht. Sara hatte früher Probleme mit Alkohol, Drogen und Männern. Ihren Vater soll sie getötet haben, weil dieser ihr keinen leitenden Posten im Verlag geben wollte. Aber wie gesagt, das Leben damals war bunt, und Sara kann sich an den Tatabend nicht erinnern. Am ersten Abend in Freiheit bekommt Sara einen Anruf von einem Polizisten, der damals an dem Fall beteiligt war. Angeblich verfüge er über neue Erkenntnisse. Dabei will Sara eigentlich nur ihr altes Leben zurück und die Beziehung zu ihrer Tochter und alten Freunden wieder aufleben lassen. Als der Polizist kurze Zeit nach dem Telefonat dummerweise erstochen aufgefunden wird, ist Sara für die Ermittler die erste Anlaufstelle. Sie bestätigt, mit dem Mann gesprochen zu haben, den Mord streitet sie jedoch ab. Tobler und Berg forschen nach und stoßen schnell auf einige Ungereimtheiten. Bei Durchsicht der alten Akten fällt auf, dass der damalige leitende Ermittler Werner Bauder (Werner Wölbern) bei den Verhören enormen Druck auf Sara ausgeübt hatte. Beinahe entsteht der Eindruck, Sara sei zumindest in Teilen auch für ihren unsteten Lebenswandel verurteilt worden. Ihre privaten Eskapaden waren zu dieser Zeit lang und breit in der Boulevard-Presse nachzulesen. Auch die Beweislage scheint im Rückblick gar nicht mehr so erdrückend zu sein. Und dann ist da noch Saras Freundin Ines Kaiser (Annette Strasser), die Sara im Gefängnis kennengelernt hatte und die eine eigene Agenda zu verfolgen scheint.

Autorin Astrid Ströger und Regisseur Kai Wiesel ist ein sehenswerter Krimi gelungen, der seine Spannung vor allem aus einer ruhig erzählten und subtilen Geschichte bezieht. Die wahren Zusammenhänge werden nur langsam deutlich, auf große dramatische Wenden wird dabei weitgehend verzichtet. Johanna Wokalek spielt die ruhige, fast stoische Sara äußerst eindrucksvoll. Verbunden mit der beschaulichen Kulisse Freiburgs und des Hochschwarzwalds findet „Saras Geständnis“ einen wunderbaren, besonderen Ton. Dazu passt es gut, dass private Verstrickungen der Ermittler im Schwarzwald kaum eine Rolle spielen. Berg hat Pech mit seinen neuen Wanderschuhen, das war es auch schon.

Wenn es den Machern des Schwarzwald-Tatorts gelingt, diesen besonderen Ton weiter zu kultivieren, könnte auch der Zuspruch der Zuschauer rasch größer werden. „Saras Geständnis“ am Sonntagabend ist jedenfalls ein echtes Highlight.

„Tatort: Saras Geständnis“, Das Erste, Sonntag 20.15 Uhr.

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