So wird der neue Kölner „Tatort“ Der Pate aus dem Kölner Veedel

Köln · Nach dem Feuer in einem Restaurant wird dort eine Leiche gefunden. Doch das Viertel schweigt. Für Freddy Schenk kommt es auch dicke. Er muss gegen seinen zukünftigen Schwiegersohn ermitteln. Lohnt sich das Einschalten? Der neue Kölner “Tatort“ im Check.

 Kommissar Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, rechts) gerät mit Marko Raschke (Paul Wollin) bei den Ermittlungen nach einem Brand aneinander.

Kommissar Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, rechts) gerät mit Marko Raschke (Paul Wollin) bei den Ermittlungen nach einem Brand aneinander.

Foto: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Martin Valentin Menke

Während einer Demo rechter Chaoten in einem Kölner Veedel kommt es zu einem Brandanschlag auf ein persisches Restaurant. Nach den Löscharbeiten entdeckt die Feuerwehr die verkohlte Leiche des mutmaßlichen Brandstifters. Der Unbekannte starb allerdings nicht durch die Flammen, sondern an einem Genickbruch während des Anschlags. Das ist natürlich erklärungsbedürftig. Als die beiden Kölner Kommissare zum Tatort kommen, ist Freddy Schenk (Dietmar Bär) aus schnell nachvollziehbaren Gründen außer sich vor Sorge. Das abgebrannte Restaurant gehört seiner Tochter Sonja (Natalie Spinell), die es mit ihrem Lebensgefährten Karim (Timur Isik) betreibt. Beide Gastronomen haben nicht immer die klügsten finanziellen Entscheidungen getroffen, Geld ist chronisch knapp. Mit der Bank gibt es auch schon wieder Ärger.

Beim Toten handelt es sich um einen Sohn des Großhändlers Viktor Raschke (Manfred Zapatka), der nicht nur alle Restaurants der Gegend mit Lebensmitteln beliefert, sondern auch sonst viel im Veedel zu sagen hat. Offenbar verleiht der wohlhabende Unternehmer Geld an andere Geschäftsleute und fordert dann beizeiten Gefälligkeiten von seinen Schuldnern ein. Sollten diese ihm verwehrt bleiben, schickt er ein paar schwere Jungs los, um seinen Wünschen Nachdruck zu verleihen. Der junge Vito Corleone lässt grüßen. Im Veedel, das bemerken Ballauf und Schenk schnell, herrscht Angst. Zeugen des Anschlags schweigen oder lügen. Einiges scheint aber dafür zu sprechen, dass die Geschäfte des Vaters Mitschuld am Tod des Brandstifters haben.

Im Fall „Schutzmaßnahmen“ von Paul Salisbury (Buch) und Nina Vukovic (Regie) steht Freddy Schenk im Mittelpunkt, betrifft der Fall doch schließlich seine Familie. Erst zum zweiten Mal in 25 Jahren erlebt der Zuschauer Schenk als Vater, zum ersten Mal sogar als fürsorglichen Großvater. Das hätte natürlich auch schiefgehen können. Zum Beispiel mit pastosen Dialogen in dunkler Kölner „Tatort“-Tradition nach dem Schema: „Mensch, Max, nun versetz dich doch mal bitte in meine Lage. Wie würdest du dich denn fühlen, wenn deine eigene Tochter plötzlich im Mittelpunkt einer Mordermittlung steht?“ – „Mann, ey, jetzt mach mal halblang. Ich steh doch auf deiner Seite, Freddy!“

Aber nix da, der erste „Tatort“ im neuen Jahr überzeugt. Die Handlung wird flott und mit einigen Überraschungen erzählt. Dialoge und Pointen sitzen. Manfred Zapatka überzeugt als Veedel-Pate, von dem man bis kurz vor dem Ende nicht weiß, ob er einer von den eher Guten oder doch einer von den ganz Bösen ist. Schauspielerin Almut Zilcher glänzt in einer Nebenrolle als Wirtin mit gehbehindertem Dackel, die leider zu oft selbst ihre beste Kundin ist.

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Nun könnte man natürlich überkritisch fragen, wie realistisch das Dargebotene im Detail ist. Dass ein Polizeikommissar in einem Fall ermitteln darf, in dem seine Tochter zu den Verdächtigen gehört und er selbst das Alibi seines zukünftigen Schwiegersohnes überprüft, ist wahrscheinlich nicht ganz so realistisch. Wenn diese kleine Merkwürdigkeit allerdings Teil eines so gut unterhaltenden Krimis wie „Schutzmaßnahmen“ ist, darf das aber auch gerne mal egal sein. Das Fazit also: Krimi-Fans! Am Sonntagabend gerne einschalten!

Info „Tatort: Schutzmaßnahmen“, Das Erste, So. 20.15 Uhr

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