ProSieben kooperiert mit ARD So will Stefan Raab den Grand-Prix retten

Köln (RPO). Unter dem Motto "Unser Star für Oslo" wird der deutsche Vorentscheid zum Grand Prix im Februar und März 2010 bei ARD und ProSieben über die Bühne gehen. Der große Zamapano hinter dem Deal ist natürlich Stefan Raab.

Stefan Raab - der Grand-Prix-Retter
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Eine ziemlich schräg gespielte Eurovisions-Hymne eröffnete am Donnerstag ein Ereignis, mit dem in Köln ein Stück deutsche Fernsehgeschichte geschrieben wurde. Um den schwächelnden Grand-Prix-Vorentscheid zu retten, arbeitet die ARD erstmals bei einer Unterhaltungssendung mit einem privaten Sender zusammen. Die Kooperation mit ProSieben-Zugpferd Stefan Raab soll die deutsche Misere beim europäischen Gesangswettbewerb beenden.

Es gehe um eine "nationale Aufgabe von historischer Tragweite", vergleichbar mit dem Fall des Eisernen Vorhangs, sagte Raab gewohnt bescheiden, der aber keinen Zweifel daran ließ, wie sehr ihm die Aufgabe am Herzen liegt. Drei Mal hatte er selbst mit einigem Erfolg an dem Wettbewerb teilgenommen.

"Wir suchen keinen Superstar"

Nun will er im Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2010 jemanden finden, der Deutschland beim Grand Prix mit der künstlerischen Leistung als auch mit dem Song "würdig vertritt". "Wir suchen keinen Superstar, wir suchen noch unbekannte Künstler mit Persönlichkeit und Substanz", stellte Raab klar.

Dafür arbeitet er nun gemeinsam mit dem Ersten, ProSieben sowie den Pop- und jungen Wellen des ARD-Hörfunks zusammen. Deutschlandweit wird es Castings geben, die jedem offen stehen, der mindestens 18 Jahre alt ist und singen will.

Zusammengeschnittene Peinlichkeiten wie in anderen Casting-Formaten hätten die Bewerber nicht zu fürchten, versicherte Raab. "Wir suchen keinen 'Hartz IV'-Empfänger, der Mundharmonika spielt", meinte er in Anspielung auf den Gewinner der RTL-Castingshow "Das Supertalent", Michael Hirte. Wer sich bei ihm bewerbe, wisse, dass er ernst genommen werde. Bewerbungen für das Casting sind ab sofort möglich.

Raab sitzt in der Jury

In die Endrunde kommen schließlich 20 Kandidaten, von denen im Finale noch zwei antreten. Insgesamt wird es acht Sendungen zum Vorentscheid geben. Fünf Vorentscheidungen und das Halbfinale laufen auf ProSieben. Das Viertelfinale und das Finale sind im Ersten zu sehen. Dabei wird Raab mit wechselnden Mitwirkenden die Jury bilden. Die Zuschauer entscheiden ab der ersten Sendung per Telefon und SMS und wählen in der Endrunde sowohl den "Star für Oslo" als auch den Song aus.

Vor über einem Jahr war der ARD-Koordinator für Unterhaltung; Thomas Schreiber, an Stefan Raab herangetreten - mit ausdrücklicher Rückendeckung von NDR-Intendant Lutz Marmor, dessen Sender in der ARD für den Grand Prix zuständig ist.

Im Mai gab Raab ihm zunächst einen Korb, weil ihm die Entscheidung der ARD zu lange dauerte. Doch Schreiber ließ nicht locker. Am Ende sei es für öffentlich-rechtliche Verhältnisse geradezu schnell gegangen, witzelte Raab. Der ARD-Vorsitzende und SWR-Intendant Peter Boudgoust heiße bei ihm jetzt nur noch "Speedy Gonzales".

"Ein kleiner Schritt für das Fernsehen"

Auch Thomas Schreiber zeigte sich erleichtert: "Das ist ein kleiner Schritt für das Fernsehen und ein großer Schritt für den Eurovision Song Contest." Die Zusammenarbeit mit Raab habe sich angeboten, weil dieser die größte "musikalische Glaubwürdigkeit habe".

Sollte sich die Kooperation erfolgreich entwickeln, dann wäre es "dumm, dies nicht fortzusetzen", fand Raab: "Dann machen wir das eben die kommenden 50 Jahre." Ihm gehe es nicht unbedingt um das Gewinnen, sondern um den Spaß. Eine Platzierung unter den ersten zehn sollte aber dennoch möglichst rauskommen.

Die Affäre um seine geschasste Fernsehfilmchefin Doris J. Heinze ließ NDR-Intendant Lutz Marmor auch in Köln nicht los. Heinze war fristlos entlassen worden, weil sie unter einem Pseudonym eigene Drehbücher eingereicht sowie ihrem Ehemann Drehbuchaufträge verschafft hatte. Prompt musste sich der gequält lächelnde Intendant fragen lassen, ob die Honorarfrage mit Raab schon geregelt sei und ob der Moderator eventuell auch ein Pseudonym verwenden werde.

Das internationale Finale des Song Contest in Oslo ist am 29. Mai 2010 ab 21.00 Uhr live im Ersten zu sehen.

(DDP/csr)
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