„Damit geht eine Ära zu Ende“ So emotional war das letzte „heute journal“ mit Claus Kleber

Berlin · Nach fast 3000 Sendungen hat sich einer der bekanntesten Moderatoren der deutschen Fernsehlandschaft in den Ruhestand verabschiedet. Claus Kleber moderierte am Donnerstag ein letztes Mal das „heute journal“ aus dem ZDF-Studio. Der Abschied war emotional.

 Abschied nach 2977 Sendungen: Claus Kleber in der letzten von ihm moderierten „heute journal“-Ausgabe.

Abschied nach 2977 Sendungen: Claus Kleber in der letzten von ihm moderierten „heute journal“-Ausgabe.

Foto: dpa/Ralph Orlowski

Er hält ein Blatt Papier hoch, „2977“ steht darauf. „So, mehr wird’s nicht“, sagt Moderator Claus Kleber, als das „heute journal“ am Donnerstagabend beginnt. „2977 Mal und heute zum letzten. Und damit: Guten Abend.“ Es ist die 2977. Sendung für ihn. Und seine letzte.

Kleber meistert sie professionell, stockt nur selten, doch seine Augen glänzen verdächtig. Ein letztes Mal interviewt er den Berliner Virologen Christian Drosten. Der sieht Anlass für einen vorsichtigen Optimismus bei der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie in Deutschland. Hintergrund seien Daten aus Südafrika, wo sich die besonders ansteckende Virusvariante Omikron zunächst verbreitet hatte: „In gewisser Weise kann uns das beruhigen. Südafrika ist sicher ein Blick in eine Zukunft, in eine endemische Situation, die sich dort gerade einstellt“, sagt Drosten. „Nur sind wir leider noch ein ganzes Stück davon entfernt.“ Der Virologe sieht die Politik in Deutschland weiter gefordert, „vielleicht bis Ostern“. 

Claus Kleber: Letzte Sendung "heute journal" - So reagiert das Netz
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So reagiert das Netz auf die letzte Sendung von Claus Kleber

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Foto: dpa/Klaus Weddig

Die Sendung läuft also ab wie sonst auch – bis es am Ende doch noch sehr emotional wird. „Lieber Claus, es ist natürlich eine für uns sehr wichtige – und eine, ja, sehr bewegende Nachricht, dass das hier heute deine letzte Sendung ist“, sagt Gundula Gause in den letzten Minuten des „heute journals“. „Im Namen der Redaktion und vieler hier im Haus sowie da draußen, von Herzen Dank für fast 3000 Sendungen, 2977, großen journalistischen Geist ...“ „Ui“, sagt Kleber. „Ja, in fast 20 Jahren. Das war eine gute Zeit.“ Kleber: „In der Tat.“ „Ja, danke, danke dafür“, sagt Gause, lässt Kleber aber seinen Dank gar nicht aussprechen. „Nein, es ist so – wir werden dich vermissen und ich ganz besonders. Und jetzt muss ich noch was sagen, was du nicht hören willst, aber es muss gesagt werden: Du gehst – damit geht eine Ära zu Ende.“ Klebers Augen glänzen jetzt noch mehr, er lächelt Gause an.

Ein Abschiedsfilm läuft, im Hintergrund der Song „Bittersweet Symphony“ von The Verve. Kleber in den USA: „Good night und good luck from Washington“. Kleber im Interview mit Angela Merkel: „Warum ist das so sehr Ihr Herzenswunsch, mit einem Koalitionspartner weiterzuregieren, dessen Vorsitzender Sie zum Beispiel öffentlich mit einem Frosch im Kochtopf verglichen hat?“ Kleber, der die Zunge herausstreckt. „Lieber Claus, du warst nicht nur einfach unser Chef und Moderator. Du bist und warst Herz und Seele dieser Sendung – und dieser Redaktion. Unser Inspirator und Motivator - wir werden dich verdammt vermissen. Dein ‚heute journal’“, spricht die Stimme aus dem Off.

 Claus Kleber und Gundula Gause klatschen sich zum Abschied ab.

Claus Kleber und Gundula Gause klatschen sich zum Abschied ab.

Foto: dpa/Ralph Orlowski

Am Ende richtet Kleber noch einmal das Wort an die Zuschauer: „Wer sich hier jeden Tag einen Reim auf die Nachrichten macht, der kann nicht anders, als mit Sorgen nach vorne zu schauen“, sagt er. Die Pandemie lasse viel Leid zurück, werde aber vorübergehen. Doch da gäbe es die Spannungen an der ukrainischen Grenze, die Dinge, die noch im Baltikum geschehen könnten, die „harte Linie von China“, „Demotage der Demokratie in Amerika“, die sich immer weiter fresse und die europäische Idee, die ihren Schwung verloren habe. Das müsse alles nicht sein. „Wir Menschen haben das Wissen, die Technik und die historische Erfahrung, um das alles zu meistern“, appelliert Kleber an die Zuschauer.

„Zum ersten Mal sind unsere Werkzeuge so mächtig wie unsere Probleme. Das kann was werden. Aber ohne eine engagierte und informierte Öffentlichkeit wird es nichts. Deshalb muss es Redaktionen geben wie die Menschen hinter dieser Sendung“, betont Kleber. „Das hier ist alles ein bisschen Video-Zirkus, wenn Sie sich nicht die Zeit und die Mühe nehmen, sich mit unserer Arbeit zu beschäftigen – engagiert und kritisch.“ Seine letzten Worte: „Good Night and Good Luck und ein gutes neues Jahr. Vor allem vielen Dank, allen hier – bis bald mal.“ Mit Gundula Gause im Arm verlässt er das Studio. „Ach, Claus“, sagt sie.

Claus Kleber vom "heute journal" im Porträt: Moderator, Journalist & Familienvater
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Das ist Claus Kleber

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Foto: picture alliance/dpa/Thomas Frey

Ein Nachfolger für Claus Kleber stand schon im Vorfeld fest: Christian Sievers, langjähriger Moderator der „heute“-Nachrichtensendung sowie Moderator im „Morgenmagazin“ und ehemaliger Israel-Korrespondent beerbt den 66-Jährigen. Er wird sich mit Bettina Schausten, der stellvertretenden ZDF-Chefredakteurin und der langjährigen Moderatorin Marietta Slomka abwechseln. Seine erste Sendung bestreitet Sievers am 10. Januar.

Claus Kleber hatte das „heute journal“ seit 2003 moderiert. Zuvor berichtete er fünfzehn Jahre lang als Radio- und TV-Korrespondent für ARD-Anstalten aus den USA, stieg vom Hörfunkredakteur zum Studioleiter in Washington D.C. auf. Von dort berichtete Kleber live über die Terroranschläge am 11. September 2001.

(mit Material der dpa)
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