„Tatort“-Nachlese Auch Hippies haben Leichen im Keller

Mehr als bloß lustig: Der Stuttgarter „Tatort“ um die häuslebauenden Hippies bot neben einem Gastauftritt von Heinz Rudolf Kunze auch ruhige Momente.

 Lannert und Bootz mit den Verdächtigen.

Lannert und Bootz mit den Verdächtigen.

Foto: Benoit Linder/SWR

Worum ging es?

Neun Idealisten bauen gemeinsam ein Haus. Doch fünf Jahre nach Beginn der Planungen stellt sich heraus, dass der Keller undicht ist – und eine Frauenleiche davor liegt. Lannert und Bootz wurschteln sich tapfer durch die so komplexe wie anstrengende Gemengelage. Im Finale beenden die Hippies eine Fahrrad-Verfolgungsjagd per Menschenkette. Und es stellt sich raus: Es gab gar keinen Mord, sondern bloß einen Behandlungsfehler von Wunderheiler Wendelin (“Interkostalkinetik nach Doktor Feinschier. Integrative Körperarbeit“).

Worum ging es wirklich?

Um Zerstreuung. Dieser Film war zwar niveauflexibel gespielt und nur mäßig spannend, dafür aber ein umso unterhaltsameres Stück Spaß nach zehn Monaten Pandemie und diversen düsteren, harten, brutalen Fernseh-Krimis.

Was war besonders gelungen?

Der Grundton des Films. Zugespitzt, aber nicht überspitzt. Bissig ( „Das war ökologisch – also teuer und schlecht. Hallo Deutschland!“) und doch nicht böse. Gnadenlos gegenüber dem links-grün-spießigen „Bionade-Bürgertum“ und doch irgendwie liebevoll-nachsichtig. Kaum überraschend, aber trotzdem schön auch die Pointe, dass Kerstin (Nadine Dubois; „Ich spüre ihre Aura noch!“) die ganze Zeit Recht hatte: Beverly, die dem halben Haus den Kopf verdreht hatte und um deren angeblichen Tod sich der halbe Film drehte, war quicklebendig.

Woher kennt man die Darstellerin?

Nadine Dubois hatte neben einer kleinen Rolle im Kinofilm „Tschick“ 2016 im fulminanten „Tatort“-Fall „Murot und das Murmeltier“ Anfang 2019 die Geiselnehmerin gespielt. 

Wofür gibt es Extrapunkte?

Stilsicher waren auch die ruhigen Szenen wie das versöhnliche Ende mit Ulrike (Christiane Rösinger), der Mutter der Kompanie, die sich dort als erfrischend pragmatisch entpuppte. Empathie entwickelte der Zuschauer auch mit den falsch Verdächtigten. Allen voran: Stefan Heuer (schön schlagfertig: Liedermacher Heinz Rudolf Kunze!), der aufgrund eines bloßen Bauchgefühls zum Triebtäter erklärt wurde. Da hört der Spaß abrupt auf.

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